Norderstedt. Mit welchen Auswirkungen die drei Basketballvereine in der Region nach dem historischen Titelgewinn des deutschen Teams rechnen.
Eine der größten Sensationen in der deutschen Sportgeschichte ist perfekt. Die Basketball-Nationalmannschaft ist Weltmeister. Deutschland reagiert elektrisiert und nahezu fassungslos auf die Darbietungen der Korbjäger, die beim WM-Turnier auf den Philippinen, in Japan und in Indonesien in allen acht Partien ungeschlagen blieben und im Finale in Manila durch einen 83:77-Sieg über Serbien den großen Wurf landeten.
Ein kaum für möglich gehaltener Triumph für den Basketballsport, bei dem es auf Kondition, Athletik und Geschicklichkeit, aber auch auf taktisches Verständnis ankommt. Doch wirkt sich der Titelgewinn auch auf die drei Vereine aus, die in der Region das Mannschaftsspiel im Angebot haben? Junge, aufstrebende Akteure gibt es schon jetzt einige, bei den TuRa Hawks in Harksheide, beim 1. SC Norderstedt und bei der BSG Kisdorf Kaltenkirchen.
TuRa Harksheides Jugendteams zittern beim Finale mit
Weltmeister! So hieß das Zauberwort für fünf TuRa-Jugendteams, die einen Tag vor dem WM-Endspiel ihre ersten Punktspiele bestritten. Alle Mannschaften verließen die Halle als Sieger, aber in den Köpfen der Talente drehte sich alles um ein komplett anderes Thema: Würde Deutschland nach den USA auch Serbien in die Knie zwingen? Die Spannung in den Stunden vor dem großen Match knisterte; der stellvertretende Abteilungsleiter Sven Wojtkowiak bestellte mangels eigener Vereinsgastronomie im kroatischen Restaurant Tunici an der Ulzburger Straße kurzfristig Tische. 50 Personen tauchten rechtzeitig vor der TV-Übertragung zum Mitfiebern auf.
Wojtkowiak hatte einen leistungsstarken Beamer von zu Hause mitgebracht, sodass die Actionszenen des Endspiels bestens verfolgt werden konnten. Als der finale Krimi dann beendet war, gab es kein Halten mehr und die große Sause nach dem historischen Match nahm ihren Lauf.
„Es ist nicht leicht, zum jetzigen Zeitpunkt Prognosen zu wagen“
Doch ist schon abzusehen, ob der Gewinn des WM-Titels eine Sogwirkung auf die „normalen“ Basketballvereine haben, einen Boom auslösen wird? „Wir werden zunächst noch Mühe haben, das Erlebte zu verarbeiten und die Euphorie runterzufahren“, beschreibt Sven Wojtkowiak die Stimmung an der Basis – und ergänzt: „Es ist nicht leicht, zum jetzigen Zeitpunkt Prognosen zu wagen. Wir erleben in Harksheide spätestens seit der Fertigstellung der Tarpenbek-Halle am Exerzierplatz ohnehin eine positive Entwicklung.“
Seitdem dürfen sich Chefcoach Mohammed Atya und die zehn gemeldeten Mannschaften über Top-Bedingungen freuen. Atya konnte das Weltmeisterschafts-Endspiel im TV nicht sehen, daher gab er seinen Schützlingen folgendes mit auf den Weg: „Beim Basketball müsst ihr kalt wie ein Eisschrank und auf dem Hallenparkett stets cool und Herr der Lage sein.“ Interessierte aller Altersklassen und gern auch Mädchen, die diese These in die Praxis umsetzen wollen, können sich bei Mohammed Atya unter Telefon 0172/752 41 86 melden.
BSG Kaltenkirchen Kisdorf rechnet mit positivem Effekt
Das Wort „Boom“ nimmt Erik Schwang, Abteilungsleiter der BSG Kisdorf Kaltenkirchen, nicht in den Mund. „Wir rechnen nach der Weltmeisterschaft aber schon mit einem Schub“, sagt er. Es sei jedoch viel zu früh, um diesbezüglich weitere Aussagen zu treffen.
Den meisten Platz für zusätzliche Basketballbegeisterte hat die BSG aktuell im weiblichen Bereich. „Wir wollen gerade unseren Mädchen- und Frauenbereich auf- und ausbauen. Für die Altersklassen U 14 und U 16 suchen wir Spielerinnen. Aber auch Frauen und U-18-Spielerinnen dürfen gerne bei uns vorbeischauen“, so Schwang.
Größter Hemmschuh für einen Boom ist der Mangel an Übungsleitern
Im Jungenbereich gibt es ebenfalls Kapazitäten. Vier bis fünf Akteure pro Altersklasse können in die Teams integriert werden. Generell gilt: Ein Probetraining ist immer möglich. Die genauen Trainingszeiten sind auf der Homepage der BSG Kisdorf Kaltenkirchen unter bsg-kk.com zu finden. Für detailliertere Informationen ist Erik Schwang unter Telefon 0157/82 80 48 77 erreichbar.
Als größten Hemmschuh für einen größeren Aufschwung sieht Schwang den Mangel an Übungsleitern. „Uns fehlen die Ehrenamtlichen, sprich die Trainer“, sagt er.
Erfreuliche Mitgliederentwicklung beim 1. SC Norderstedt
Dieses Problem kennt auch Lars Thiemann, Basketball-Abteilungsleiter beim 1. SC Norderstedt. „Trainer gibt’s nicht an jeder Ecke“, sagt er. Thiemann rechnet damit, dass der deutsche WM-Coup seiner Sportart Aufwind geben wird, wagt aber keine Vorhersage, wie stark dieser ausfallen wird. „Das lässt sich aktuell schwer sagen, erfahrungsgemäß bringt das aber immer etwas.“
Als Beispiel dient ihm dabei die Europameisterschaft 2022 in Deutschland. Damals herrschte rund um die Korbjäger, die sich zu Hause die Bronzemedaille sicherten, ebenfalls eine große Begeisterung, die auch auf die Vereine durchschlug.
Erfreuliche Mitgliederentwicklung beim 1. SC Norderstedt
Die Entwicklung der SCN-Sparte ist erfreulich. „Am Ende der Corona-Pandemie hatten wir 100 Mitglieder, nach der EM waren es 130, jetzt liegen wir bei 170“, sagt Lars Thiemann. Sein Verein bietet Basketball für alle Altersklassen an, von der Ballspielgruppe bis zum Oberliga-Männerteam. Luft nach oben gibt es vor allem im Mädchenbereich. „Aber das ist ein generelles Problem, das geht nicht nur uns so. Jungs haben offensichtlich mehr Interesse an den Mannschaftssportarten.“
Wer Lust hat, Basketball beim 1. SC Norderstedt auszuprobieren, kann sich unter sport@scnbasketball.de anmelden. Dann wird für die Verteilung auf die passenden Teams gesorgt.
Basketball: Sporthallensituation in Garstedt ist ein limitierender Faktor
Große Sorgen macht Lars Thiemann allerdings ein limitierender Faktor. „Es gibt in Norderstedt sieben Dreifeld-Sporthallen, aber im Ortsteil Garstedt steht keine einzige. Unsere Übungszeiten sind ausgebucht. Unter diesen Umständen ist es nicht nur für die Basketballer, sondern auch für alle anderen Sportarten im SCN sehr schwierig, weiter zu wachsen.“
Beim SV Henstedt-Ulzburg macht man sich bezüglich des Basketballs keine Gedanken mehr. Grund: Der SVHU hat seine Sparte vor etwa zwei Jahren aufgelöst. „Wir hatten damals keine Leute, die sich um die Abteilungsleitung und organisatorischen Dinge kümmern wollten, außerdem fehlten uns die erforderlichen Trainer“, sagt Geschäftsführer Rosario Cassara.
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Wer beim SV Henstedt-Ulzburg anfragt, bekommt aber immerhin eine Alternative angeboten. „Wir empfehlen dann die BSG Kisdorf Kaltenkirchen, bei der gute Arbeit geleistet wird“, so Cassara.