Henstedt-Ulzburg. SV Henstedt-Ulzburg kann sich auf ein starkes Sturmduo verlassen. Der Hamburger SV tut sich überraschend schwer.
Christian Jürss hatte genug gesehen. Und zwar im positiven Sinn. In der 65. Minute sah der Trainer des SV Henstedt-Ulzburg die Zeit gekommen, ein Zeichen zu setzen. Soeben hatte Indra Hahn im DFB-Pokal-Heimspiel gegen Borussia Bocholt das sechste Tor für die Fußballerinnen des Regionalligisten erzielt, ein standesgemäßer Erfolg längst Formen angenommen. Und so sortierte Jürss seine Elf neu, wechselte fünfmal. Viel passierte danach nicht mehr, doch mit dem 7:0 (2:0) war die Pflichtaufgabe später wie gefordert erfüllt.
Anders als bei den Männern, nehmen im Wettbewerb der Frauen die zwölf Bundesliga-Teams wie FC Bayern München oder VfL Wolfsburg erst ab der zweiten Runde teil. Und weil der SVHU genauso ein Amateurclub ist wie die Gäste – auch wenn diese eine Liga tiefer aktiv sind –, hatte man im Beckersbergstadion Heimrecht. Bocholt war in der vergangenen Saison noch ebenso wie Henstedt-Ulzburg ein Regionalligist, also in der dritthöchsten Klasse, meldete die Mannschaft aber aus wirtschaftlichen Gründen ab, sodass Borussia jetzt in der Niederrheinliga startet.
DFB-Pokal: Starkes Sturmduo schießt SV Henstedt-Ulzburg in zweite Runde
Die frühe Anstoßzeit (11 Uhr) führte dazu, dass die Gäste aus Nordrhein-Westfalen bereits am Vortag anreisten, denn die sechs- bis siebenstündige Busfahrt hätte direkt am Spieltag keinen Sinn gemacht. Bocholt übernachtete im Best Western Hotel in Norderstedt, kam dann am frühen Vormittag nach Henstedt-Ulzburg.
Sportlich war die Sache erwartet eindeutig. Wobei Christian Jürss das Geschehen nüchtern einordnete. „Es war solide. Kein Glanzstück. Ein guter Fußballvormittag.“ Auf sein Sturmduo war aber Verlass. Indra Hahn traf viermal (21./50./63./81.), Vera Homp doppelt (56./61.), das frühe 1:0 hatte allerdings Innenverteidigerin Chiara Pawelec per Kopf nach einer Ecke erzielt (5.).
„Die erste Viertelstunde war schon sehr in Ordnung. Aber danach haben wir, was uns der Gegner angeboten hat, nicht angenommen“, so Jürss. Er hätte gerne frühere deutliche Verhältnisse gehabt. Doch man habe gerade auf den Außenpositionen sehr viel Platz nicht genutzt. Und: Reihenweise lief der SVHU ins Abseits, auch wenn hier einige strittige Entscheidungen dabei waren.
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SV Henstedt-Ulzburg: Jetzt geht der Fokus auf den Regionalliga-Start beim FC St. Pauli
Ein zweistelliger Sieg wäre dennoch drin gewesen, andererseits hielt die Bocholterin Torhüterin Nele Szymkowiak – eine etatmäßige Mittelfeldspielerin – wiederholt gut. Nachdem beim SVHU durchgetauscht wurde, trudelte die Begegnung aus. Jürss: „Mit den Wechseln kam ein Bruch ins Spiel, aber das war zu erwarten. Wir haben nächste Woche gegen St. Pauli ein schweres Spiel, danach in Hannover. Die werden nicht so sein, dass wir komplett durchwechseln können, von daher nimmt man eine solche Möglichkeit auch wahr. Die Spielerinnen haben sich in der Vorbereitung gut präsentiert, sie haben es verdient, in so einer Partie mitzuspielen.“
Die zweite DFB-Pokalrunde wird vom 9. bis 11. September ausgetragen. Zunächst startet für den SV Henstedt-Ulzburg die Regionalliga Nord – und das gleich mit einem attraktiven Auswärtsspiel beim FC St. Pauli (Sonntag, 20. August, 13 Uhr).
DFB-Pokal: Hamburger SV tut sich lange schwer in Bremen
Zweitliga-Aufsteiger Hamburger SV siegte beim ATS Buntentor mit 4:1 (0:1). „Wir wollen Buntentor an ihre Grenzen führen und mit hundert Prozent Einsatz eine Runde weiterkommen“, hatte Trainer Marwin Bolz als Motto für das erste Pflichtspiel in der neuen Saison ausgegeben. Zunächst lief es aber genau andersherum.
Der leidenschaftliche Außenseiter aus Bremen führte die HSV-Spielerinnen mit viel Zweikampfstärke und Laufbereitschaft an ihre Grenzen – und traf zur überraschenden Führung. Nach einem Ballverlust im Spielaufbau überlupfte Paula Rösseling die HSV-Torhüterin Lela-Celin Naward mit einem imposanten Weitschuss (21.).
Dana Marquardt dreht das Spiel zugunsten des Favoriten
Der Favorit tat sich seinerseits schwer, den Abwehrriegel des Gegners zu durchbrechen, und nutzte die sich ergebenden Gelegenheiten zudem nicht. Nach einer Stunde Spielzeit schien eine aus Hamburger Sicht bittere Überraschung im Bereich des Möglichen. Doch im letzten Drittel des Spiels drehte der HSV auf. Zunächst gelang Dana Marquardt innerhalb von nur zwei Minuten ein Doppelschlag nach einem identischen Muster (60., 62.). Der HSV setzte sich über die rechte Angriffsseite durch und die fällige Flanke fand ihren Weg an den zweiten Pfosten. Einmal staubte Marquardt direkt flach ab, einmal stoppte sie den Ball zunächst mit der Brust und knallte ihn daraufhin ins Tor.
Der Hamburger SV ließ nun nicht mehr nach, suchte die Entscheidung. Realisiert wurde diese durch eine starke Einzelaktion. Pauline Machtens zog ein Solo nach innen an und brachte den Ball mit einem herrlichen Schuss zum 3:1 im Kasten unter (79.).
HSV: „Das Spiel heute war ein Charaktertest“
Der Widerstand der tapferen Gastgeberinnen war nun gebrochen. Der HSV hatte sich jedoch noch einen Treffer als Schlusspunkt aufgehoben. Emilia Hirche erlief einen langen Pass hinter die Abwehrkette von Buntentor, umspielte die gegnerische Keeperin Julia Lühring und vollendete zum 4:1 ins leere Tor (89.).
Letztlich feierte der neue HSV-Trainer Bolz also doch einen erfolgreichen Einstand – und das Hamburger Derby in der zweiten Runde des DFB-Pokals bleibt weiter möglich, da der FC St. Pauli im Duell zweier Regionalligisten den Magdeburger FFC mit 7:6 nach Elfmeterschießen bezwang. „Das Spiel heute war ein Charaktertest. Wir haben ihn durch eine geschlossene Teamleistung bestanden und sind verdient in die nächste Runde eingezogen“, sagte Marwin Bolz.