Norderstedt. Norderstedter Opfer dachte, es mit einem echten Vertreter des IT-Riesen zu tun zu haben und überwies eine Menge Geld.

Viele kennen die Masche und glauben, dass ihnen so etwas nie passieren könnte. Vielleicht war auch der 44-jährige Norderstedter einmal davon überzeugt. Doch am Donnerstag hatte er es am Telefon mit einem derart überzeugenden Kriminellen zu tun, dass er wirklich glaubte, ein Viren-Problem auf seinem Rechner zu haben und sofort handeln zu müssen. Und dann verlor er eine Menge Geld.

Wie die Polizei Norderstedt am Freitag berichtete, bekam der 44-Jährige gegen 12 Uhr einen Anruf. Am anderen Ende der Leitung meldete sich ein angeblicher „Microsoft-Techniker“ – häufig verwenden Kriminelle dafür sogar tatsächlich existierende Namen echter Microsoft-Vertreter.

Polizei Norderstedt: Wenn der „Microsoft-Mann“ anruft – am besten sofort auflegen

Mit dem Hinweis, dass der Rechner des Norderstedters dringend überprüft werden müsse, baute der „Techniker“ geschickt Vertrauen auf. Der überrumpelte Mann schöpfte keinen Verdacht. Als der Anrufer schließlich Hilfe über einen Fernzugriff auf den Rechner des 44-Jährigen anbietet, willigt der Norderstedter ein.

Nun konnte der Kriminelle ins Herz des Rechners seines Opfers vordringen und dort nach Lust und Laune Daten abschöpfen. Außerdem erklärte er dem 44-Jährigen, dass er einen Virus auf dem Rechner gefunden habe und dass nun schnell gehandelt werden müsse.

Vermeintlicher Virus auf dem Rechner – Gefahr droht

Denn es drohe die Sperrung seines Microsoft-Kontos und er könne das nur verhindern, indem er eine autorisierte Online-Überweisung mache – und zwar sofort. Immer noch ohne Verdacht, begab sich der Norderstedter umgehend auf das Online-Portal seiner Hausbank und öffnete sein Konto über die Eingangsmaske.

Wie viel Geld der Norderstedter dem Kriminellen in zwei Überweisungen zukommen ließ – darüber schweigt die Polizei in ihrer Mitteilung. Es seien jedoch „zwei nicht geringe Zahlungen“ gewesen. Der „Microsoft-Techniker“ ließ aber auch danach nicht locker und verwickelte sein Opfer in weitere Gespräche.

Norderstedter schöpft erst Verdacht, als es zu spät ist

Irgendwann fiel dann doch der Groschen bei dem Norderstedter. Ihm wurde klar, Opfer eines Betruges geworden zu sein, beendete das Telefonat umgehend und nahm den Rechner vom Netz, um den weiteren Zugriff durch den Anrufer zu unterbinden. Die Kriminalpolizei in Norderstedt hat nun die Ermittlungen aufgenommen – und diese dürften sich äußerst schwer gestalten, da die Kriminellen häufig in gut organisierten und verdeckt operierenden Callcentern im Ausland agieren.

Die Polizei rät, sofort aufzulegen wenn Anrufe dieser Art eingehen. Seriöse Unternehmen wie Microsoft betonen immer wieder, dass sie nicht unaufgefordert Kontakt zu ihren Kunden aufnehmen. Die Masche sei immer die gleiche, von häufig nur Englisch oder gebrochen Deutsch sprechenden „Microsoft-Mitarbeitern“ werde behaupte, dass Rechner Fehler aufweisen, von Viren befallen oder gehackt worden seien oder ein neues Sicherheitszertifikat benötigten.

Polizei Norderstedt: Opfer müssen alle Passwörter schnell ändern

Wenn die Kriminellen dann erstmal per zugelassenem Fernzugriff auf dem Rechner seien, lesen sie sensible Daten wie Passwörter aus oder fordern die Online-Überweisung für ihren „Service“. Zum Teil werden die Opfer sogar dazu aufgefordert, im Supermarkt oder an der Tankstelle Gutscheincodes für das Bezahlen im Internet zu erwerben.

Wer wie der Norderstedter zum Opfer wurde, dem bleibt nur noch übrig, schnellstmöglich über einen nicht infizierten Rechner alle möglicherweise betroffenen Passwörter zu ändern. Mit Zahlungsdiensten und Unternehmen, deren Zugangsdaten in den Besitz der Täter gelangt sind, sollte man als Kunde ebenfalls reden. Geldinstitut beraten auch, ob bereits getätigte Zahlungen noch zurückgeholt werden können. Um den Rechner wieder nutzen zu können, sollten Experten herangezogen werden, die das Fernwartungsprogramm löschen.