Norderstedt. Nachwuchstalente brillieren in Abu Dhabi. Für den Norderstedter Kampfsportvereins war in Abu Dhabi sogar noch mehr möglich.

Was für eine überragende Bilanz: Mit fünf Aktiven war der der Nachwuchs vom Norderstedter Kampfsportverein Kodokan bei den Ju-Jutsu-Weltmeisterschaften in Abu Dhabi dabei – und kehrte mit einem kompletten Medaillensatz in die Heimat zurück. Marcel Said gewann Gold, Jule Jacobs sicherte sich Silber, Michelle Rockmann holte Bronze.

Das erfolgreiche Trio hatten sich zusammen mit den Clubkollegen Constantin Lüth und Magnus Rockmann sowie dem Rest der deutschen Nationalmannschaft auf den Trip in die Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate gemacht.

Ju-Jutsu: WM-Champion Marcel Said gewinnt dreimal vorzeitig

„Wir mussten zwar jeden Tag in die Sporthalle, um unsere Nationalmannschaftskameraden anzufeuern. Aber abends hatten wir dann die Chance, uns die Stadt anzuschauen. Das war schon sehr beeindruckend“, sagte Marcel Said.

Sein Wettkampf war für den drittletzten Tag der WM terminiert. Demzufolge hatte der 17-Jährige zunächst viel Zeit zum Sightseeing. Bei seinen sportlichen Auftritten machte Europameister Said dann kurzen Prozess: Dreimal wurde der Norderstedter in der Kategorie bis 81 Kilogramm der Altersklasse U 18 auf die Matte gerufen, dreimal siegte er vorzeitig.

Trainer Stefan Jacobs ist hochzufrieden

„Marcel hat für seine drei Duelle nicht einmal die drei Minuten gebraucht, die normalerweise ein Kampf dauert. Er hat alle Gegner vorzeitig mit deutlicher Überlegenheit bezwungen“, sagte Kodokan-Cheftrainer Stefan Jacobs hochzufrieden. Das Halbfinale gegen Konstantinos Tsoukalas aus Griechenland, eine Neuauflage des EM-Finales, war seine schwerste Aufgabe. „Da musste ich mehr Gas geben als anschließend gegen Tsoukalas Landsmann Charalampos Kaklamanos“, so der neue WM-Champion.

Ein Ju-Jutsu-Kampf setzt sich aus drei Disziplinen zusammen: Schlagen, Werfen und Bodenkampf. Hat man in allen drei Teilen eine große Wertung bekommen, ist man der Gewinner. Andernfalls entscheiden kleine Wertungen über Sieg und Niederlage. Wie im U-16-Finale der Kategorie bis 52 Kilogramm, in dem die 15 Jahre alte Jule Jacobs auf die Rumänin Daria Kraus traf – und verlor.

Finalgegnerin tritt Shitstorm gegen Kodokan-Kämpferin los

„Jule musste auf mehreren Ebenen kämpfen. Das war zu viel“, analysierte ihr Stefan Jacobs den Auftritt seiner Tochter. Kraus hatte in den sozialen Medien einen unglaublichen Shitstorm mit Verunglimpfungen und Lügen losgetreten, der sich dann über die Norderstedterin ergoss. Außerdem hatten die Gegnerinnen bei der Vorbereitung aufs Finale ungleiche Voraussetzungen.

„Bevor beide auf die Matte durften, mussten sie in einen Call-Room, der bei 35 Grad Außentemperatur auf 20 Grad heruntergekühlt war. Sie wurden viel zu früh für das Finale aufgerufen. Während die Rumänin nach kurzer Zeit von ihrem Coach aus dem ,Kühlschrank‘ herausgeführt wurde, musste Jule eine Dreiviertelstunde in der Kälte verharren, weil der deutsche Nationaltrainer, der sie betreute, mit einem anderen Kämpfer beschäftigt war“, sagte Stefan Jacobs.

Edelmetall für Marcel Said, Jule Jacobs und Michelle Rockmann

Das hatte zur Folge, dass Jule Jacobs im entscheidenden Augenblick bleischwere Beine hatte. Erschwerend kam eine zwei Wochen alte Knieverletzung hinzu. All dies führte dazu, dass die Kodokanerin ihren EM-Triumph gegen die Rumänin nicht wiederholen wiederholen konnte und am Ende mit 5:10 verlor.

Bronze gab es für Michelle Rockmann (U 18) in der Gewichtsklasse bis 57 Kilogramm. In der Vorschlussrunde war für sie gegen die spätere Weltmeisterin Eirini Anastasaki (Griechenland) Endstation. Ein kleiner Trost: Im Auftaktkampf schalteten Rockmann die italienische Europameisterin Vittoria Graziano mit 13:9 Punkten aus.

Ju-Jutsu: Auch Magnus Rockmann und Constantin Lüth überzeugen

Ihr Bruder Magnus und Constantin Lüth (beide 14) verpassten die Medaillenränge. Lüth zog mit zwei starken Siegen ins Halbfinale im U-16-Fighting bis 60 Kilogramm ein, musste sich dann aber dem späteren Sieger Theodosios Serpanos (Griechenland) sowie im Kampf um Bronze dem Franzosen Clement Nagel geschlagen geben. Rockmann (ebenfalls Altersklasse U 16) verlor trotz guter Leistungen seine beiden Kämpfe im Figh­ting der Kategorie bis 73 Kilogramm,und landete in der Endabrechnung auf dem siebten Rang.

„Da war möglicherweise mehr drin. Aber der Nationaltrainer, der Magnus betreute, hat auf die Möglichkeit verzichtet, einige zweifelhafte Kampfrichterentscheidungen per Videobeweis checken zu lassen“, sagte Stefan Jacobs. Das ist auf nationaler Ebene sowie bei Welt- und Europameisterschaften möglich. „Unter dem Strich war es aber eine starke Weltmeisterschaft auf die unsere Aktiven stolz sein dürfen“, so Jacobs.