Norderstedt. Binnen sieben Tagen gewinnt Eintracht Norderstedt dreimal, und das jeweils zu Null. Geht es so weiter, könnte ein Rekord fallen.
Zeugwart Said Parniani war in bester Fankurven-Stimmung. „Zwei Tage frei, zwei Tage frei, zwei Tage frei“, skandierte die gute Seele des Teams im Pressebereich nach dem 3:0 von Fußball-Regionalligist Eintracht Norderstedt im Spitzenduell gegen Hannover 96 II, während die Spieler noch die persönlichen Glückwünsche vieler Fans an der Bande genossen. Glückwünsche für eine reife Leistung, die eine perfekte Woche würdig abschloss.
„Drei Spiele, drei Siege, dreimal zu Null – wow! Ich ziehe den Hut vor meiner Mannschaft“, sagte Cheftrainer Olufemi Smith, nachdem er seine Mannschaft mit den von Parniani gefeierten zwei freien Tagen belohnt hatte.
Eintracht Norderstedt: Perfekte Woche – So beschenkt der Trainer seine Mannschaft
„Wir haben“, so führte Smith weiter aus, „in dieser Woche jeden Mann gebraucht. Fast alle Spieler haben auf dem Feld gestanden. Diese tolle Woche haben sich meine Jungs als Gruppe erarbeitet und verdient.“ Den Sieg bezeichnete Smith sogar als „hoch verdient“. Wie Hannovers Trainer Daniel Stendel das sah, ließ sich leider nicht in Erfahrung bringen. Er schwänzte frustriert (und unprofessionell) die Pressekonferenz.
Sein Team war Opfer einer der besten Saisonleistungen der Eintracht geworden. Das 2:0 beim Bremer SV in der Vorwoche hatte sich noch etwas ruckelig angefühlt, das 1:0 gegen Drochtersen am vergangenen Mittwoch war ein Kampfspiel par excellence. Nun, beim 3:0 gegen die U 23 der Hannoveraner, zeigten die Garstedter wieder, was spielerisch in ihnen steckt. Dies übrigens gegen einen keinesfalls schwachen Gegner.
Der Trainer von Hannover 96 II schwänzt die Pressekonferenz
Der Profinachwuchs presste wie Drochtersen hoch, kombinierte mit dem Ball technisch vorzeigbar vor sich hin. Doch richtig gefährlich wurde 96 dank aufmerksamer Abwehrarbeit der Eintracht in Halbzeit eins so gut wie nie. Es blieb bei Halbchancen, während die Gastgeber ihr Herz in beide Hände nahmen und sich im Gegensatz zur Partie gegen Drochtersen wieder trauten, trotz großem Gegnerdruck oft flach von hinten raus zu spielen.
Diese schick anzusehende und technisch anspruchsvolle Norderstedter Fußball-DNA brachte Rechtsverteidiger Juri Marxen gleich nach zwei Minuten in Schussposition frei vor Hannovers Keeper Toni Stahl. Der Winkel war zu spitz, Marxen vergab. Viele gute spielerische Ansätze führten danach zunächst nicht zu weiteren Torgelegenheiten der Eintracht, bis es schließlich nach einer Ecke klingelte.
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Jonas Behounek zirkelte den Ball rein, Nils Brüning verlängerte, Rico Bork traf beim Schussversuch mehr Rasen als Ball – und ein Hannoveraner bugsierte seinen Befreiungsschlag im Strafraum auf den Kopf von Eintrachts Abwehrchef Fabian Grau. Der ließ sich nicht lange bitten und köpfte zum 1:0 in die lange Ecke ein (25.).
Die nicht unverdiente Pausenführung in einem bis dahin weitgehend ausgeglichenen Spiel schien nach dem Wechsel kurzzeitig eine Täuschung zu sein. Plötzlich wurde Hannover 96 II richtig gefährlich. Ekin Celebi köpfte eine Ecke von Antonio Foti aus drei Metern knapp neben den Pfosten (47.). Einen zentralen Schuss aus 18 Metern von Lars Gindorf lenkte Norderstedts Keeper Lars Huxsohl, der zum zehnten Mal in dieser Saison seinen Karten sauber hielt, überragend an die Oberkante der Latte (49.).
Ein Doppelschlag in der zweiten Halbzeit entscheidet die Partie
Nach diesen Szenen spielte aber nur noch die Eintracht. Immer wieder flach, schnell und zielstrebig, Fußball zum Genießen. Dylan Williams spitzelte den Ball aus vier Metern drüber (52.), Jonas Behounek scheiterte blank vor Stahl an dessen Fußabwehr (57.). Die folgende Ecke sorgte für die Entscheidung. Behounek spielte sie auf den kurzen Pfosten, Grau streichelte den Ball per Kopf in die Mitte, Bork traf aus zehn Zentimetern zum 2:0 (59.).
„Ein Tor und eine Vorlage habe ich das letzte Mal in der Jugend gemacht. Da war ich noch Stürmer“, sagte Grau hinterher lachend. Grund zur Freude, obwohl diesmal nicht beteiligt, hatte er auf dem Feld fünf Minuten nach dem zweiten Tor schon wieder. Ein mustergültiger Spielzug führte über Nils Brüning zu André Wallenborn, dessen Flanke Cemal Sezer ins Netz grätschte (64.). Danach vergab die Eintracht sogar einen höheren Sieg.
Die beste Saison der Clubgeschichte ist mittlerweile realistisch
„Wir können Topteams schlagen. Das haben wir heute wieder bewiesen“, sagte Sezer selbstbewusst. Sowohl der Angreifer als auch Grau und Smith erkannten eine deutliche spielerische Steigerung zu Mittwoch. „Ich habe meiner Mannschaft gesagt, ich wünsche mir wieder den Mut von ihr, auch ins Risiko zu gehen und flach aufzubauen. Auch, um mehr Spielkontrolle zu haben“, erklärte Smith.
Die magische Marke von 59 Punkten – die gleichbedeutend mit der besten Saison der Vereinsgeschichte wäre – rückt nun immer stärker in Reichweite. „Noch 18 Punkte in 13 Spielen klingt möglich. Wir können das ja mal versuchen“, sagte Smith gut gelaunt. „Es kann die beste Saison der Vereinsgeschichte werden“, steigerte Sezer. „Die beste Saison der Vereinsgeschichte ist auf jeden Fall drin“, toppte ihn Grau. Spielt die Eintracht unter Volldampf so weiter, dürfte der Genuss der Anhänger und die Fankurven-Stimmung bei Said Parniani jedenfalls nicht nachlassen.
Eintracht Norderstedt: Huxsohl – Hildebrandt, Nuxoll (76. Schütt), Grau, Bork (61. Bork) – Bölter (67. Choi) – Behounek, Williams – Marxen, Brüning (76. Brendel) – Sezer (72. Lüneburg).
Tore: 1:0 Fabian Grau (26.), 2:0 Rico Bork (59.), 3:0 Cemal Sezer (64.).
Zuschauer: 340.