Norderstedt. Eintracht Norderstedt gewinnt 3:1 gegen den SSV Jeddeloh und feiert seinen Topscorer. Der spielt künftig zwei Ligen höher.
Wie schwer es ist, seinen geliebten Club zu verlassen und den Sprung in die große Welt des Profifußballs zu wagen, stellte Elias Saad schon fest, bevor er bei seinem künftigen Arbeitgeber, dem Zweitligisten FC St. Pauli, zum ersten Mal den Gegnern Knoten in die Beine gespielt hat. Nach dem verdienten 3:1 (1:1) in der Regionalliga Nord gegen den SSV Jeddeloh wollte ganz Eintracht Norderstedt „seinen“ Elias gar nicht mehr vom Platz lassen. Der 22 Jahre alte Flügelstürmer, der in der 87. Minute unter „Standing Ovations“ der 365 Fans ausgewechselt worden war, wurde von seinem Team zum Abschied auf Händen getragen und in die Luft geworfen.
Eintracht Norderstedt: Elias Saad hatte „die schönsten eineinhalb Jahres meines Lebens“
Ein Abschiedsfoto vor dem Fanplakat „Danke Elias, E1ner von uns“ mit der Mannschaft, dem Staff und lautstark zelebrierter Jubelpose durfte nicht fehlen. Fans baten an der Bande um letzte Gespräche und Autogramme. Ja, vor seinem Abschiedsinterview wollte sogar Ex-Trainer Jens Martens Saad noch einmal herzen, drücken und ihm die allerbesten Wünsche ins Ohr flüstern.
„Ich bin sehr glücklich. Und ich bin stolz, dass ich ein Teil von Eintracht Norderstedt sein durfte. Es waren die schönsten eineinhalb Jahre meines Lebens. Ich möchte mich besonders bei den Fans bedanken. Es ist toll, was sie für mich getan haben. Ich freue mich, mit einem Sieg gehen zu können“, sagte Saad zum Abschied. Dabei wirkte er, als stünde er kurz davor, ein paar Tränen zu verdrücken.
Linksverteidiger Rico Bork rechtfertigt seine Aufstellung
Zuvor, im vorletzten Regionalliga-Heimspiel des Jahres, war alles gewesen wie so oft. Elias Saad leistete einen maßgeblichen Beitrag zum Sieg der Eintracht. Doch bevor es so weit war, spielten in dieser Partie in der ersten Halbzeit andere Protagonisten die Hauptrollen. Vor allem Linksverteidiger Rico Bork und der Achter Jan-Pelle Hoppe zählten dazu.
Als Kangmin Choi Nils Brüning in Szene setzte, der zu lange zögerte, waren Bork und Hoppe noch unbeteiligt (3.). In der Folgezeit spielte der Linksverteidiger starke Bälle in Serie in die Tiefe und auch Hoppe war stets da, wo er Jeddeloh wehtun konnte. Borks Pass auf Jan-Pelle Hoppe sorgte für eine hundertprozentige Torchance, doch Hoppe scheiterte an Jeddelohs hervorragendem Keeper Felix Bohe (4.). Die Kombination Bork-Hoppe fand kurz darauf Nils Brüning, dessen Schuss vor der Linie geklärt wurde (16.). Und nachdem Jeddeloh mit der seinerseits zweiten Torchance durch Miguel Fernandes in Führung gegangen war (20.), traten Bork-Hoppe wieder auf den Plan.
Elias Saad: Der künftige Zweitliga-Profi ist am 2:1 und 3:1 maßgeblich beteiligt
Die Eintracht spielte sich fein rechts durch, Hoppe passte in den Rückraum. Bork nahm den Ball an, legte ein kleines Dribbling hin und erzielte mit einem mächtigen Schuss mit rechts in die linke Ecke vom Sechzehner den Ausgleich zum 1:1 (28.). Choi, ebenfalls sehr torgefährlich, traf noch die Latte (36.) und fand ebenfalls in Bohe seinen Meister (40.). 6:2 nach Chancen, aber eben nur 1:1 nach Toren hieß es zur Halbzeit.
In Hälfte zwei verschoben sich die Kräfteverhältnisse sogar noch deutlicher zugunsten der Garstedter. „Wir waren in der zweiten Halbzeit gar nicht mehr da“, sagte Jeddelohs Trainer Björn Lindemann hinterher. Norderstedt dagegen war voll da. Voller Spielkunst, gepaart mit hohem Gegenpressing und bereit dafür, die Bühne für den märchenhaften Abschied von Elias Saad zu sein. Zunächst dribbelte Saad links unnachahmlich mehrere Gegenspieler aus, passte auf Hoppe, der auf Brüning, und dieser nagelte den Ball aus sieben Metern wuchtig zum 2:1 in die kurze Ecke (54.).
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Nach ein paar weiteren vergebenen Großchancen schließlich die Entscheidung: wieder ein Dribbling über links, eine butterweiche Flanke, und der eingewechselte Jan Lüneburg köpfte die letzte Torvorlage von Elias Saad im Trikot von Eintracht Norderstedt aus kurzer Distanz zum 3:1 ins Netz (85.). „Ich freue mich über meine Vorlage, nur ein Tor hat noch gefehlt“, sagte Saad dazu.
Eintracht Norderstedt: Elias Saad war in 47 Spielen an 40 Toren direkt beteiligt
Gleichwohl bleiben nun 40 Torbeteiligungen (24 Tore, 16 Vorlagen) in 47 Pflichtspielen für Saad in der Statistik stehen. Der letzte Einsatz nach seinem am Donnerstag um 17 Uhr verkündeten Wechsel zum FC St. Pauli stand übrigens nicht infrage. „Wäre ich Timo Schultz, hätte ich Elias heute früher ausgewechselt. Aber den Gedanken hatte ich gar nicht“, sagte Trainer Olufemi Smith. „Elias wollte unbedingt spielen. Uns war klar, er wird bis zum Schluss alles reinwerfen für Eintracht Norderstedt. Das hat er auch getan und eine sehr ordentliche Leistung gebracht. Das bestätigt noch einmal, was für einen einwandfreien Charakter er hat.“
Eine weitere Bestätigung dafür gab es schon vor dem Spiel. „Elias hat uns in der Woche allen einen ausgegeben“, sagte Kapitän Juri Marxen. „Wir sind stolz darauf, dass er nun den Sprung zu St. Pauli schafft. Und darüber, unser letztes Spiel mit ihm gewonnen zu haben. Nun kann er erhobenen Hauptes gehen.“
Oder, wie Saad es nach all den Feierlichkeiten ausdrückte: „Nun freue ich mich auf den FC St. Pauli. Ich bin heiß und habe richtig Bock darauf.“
Eintracht Norderstedt: Huxsohl – Marxen, Hildebrand, Bojadgian (64. Nuxoll), Bork – Bölter – Choi, Hoppe (79. Dreca) – Brüning (74. Brendel), Saad (87. Kummerfeld) – Sezer (74. Lüneburg). Tore: 0:1 Miguel Fernandes (20.), 1:1 Rico Bork (28.), 2:1 Nils Brüning (54.), 3:1 Jan Lüneburg (85.). Zuschauer: 365.