Pronstorf. Der Auftakt des Musikfestivals auf Gut Pronstorf lief anders als erwartet. Doch das Signum Saxophone Quartet improvisierte.

Der Star kam nicht – erkrankt an Corona. Nach der ersten Enttäuschung beschloss die Leitung des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF), das erste von vier SHMF-Konzerten auf Gut Pronstorf ohne den Percussions-Magier Alexej Gerassimez aufzuführen, schließlich gab es mit dem Signum Saxophone Quartet als Gerassimez-Konzertpartner ein Ensemble, das weltweit auch schon solo die besten Konzerte spielte, darunter 2013 in der New Yorker Carnegie Hall.

Nun also der Kuhstall auf Gut Pronstorf. „Das Schleswig-Holstein Musik Festival ist gegründet worden als die beste Improvisation des Nordens“, sagte SHMF-Intendant Christian Kuhnt und plauderte im voll besetzten Kuhstall aus, dass er auch mit Drumssticks umgehen könne. Doch als er anbot, für Gerassimez einzuspringen, meinte sein Team, so viele faule Tomaten würde es in ganz Schleswig-Holstein gar nicht geben. Also ließ er es und vertraute auf die musikalische Kraft des Saxofon-Quartetts „Signum“. Zu Recht.

SHMF: Musikfestival mit Brahms, Händel und Ravel im Kuhstall

Es ist ein Hörgenuss ganz neuer Art, Werke von Georg Friedrich Händel, Johannes Brahms, Maurice Ravel bis zu Béla Bartók und rumänischen, ungarischen und albanischen Folksongs ausschließlich von Saxofonen gespielt zu erleben.

Das dem Publikum sehr zugewandte, sympathische Quartett mit Blaž Kemperle am Sopran-Saxofon, Hayrapet Arakelyan am Alt-Saxofon, Alan Lužar am Tenor-Saxofon und Guerino Bellarosa am Bariton-Saxofon begeisterte gleich mit der eigenen Bearbeitung von Georg Friedrich Händels „Die Ankunft der Königin von Saba“. Beeindruckend harmonisch, überraschend frisch im Klang und tänzerisch feierten die vier Musiker die Königin von Saba mit ihren Saxofonen, und sofort dankten die zirka 700 Zuhörerinnen und Zuhörer mit herzlichem Applaus.

Musikfestival: Viel Applaus zwischen den einzelnen Sätzen

Auch das Intermezzo A-Dur, Opus 118, Nr. 2, von Johannes Brahms erhielt in der Saxofon-Fassung einen neuen Charakter, der alte Hörgewohnheiten aufmischte. „Wir lieben diese Musik, und sie ist eine gute Überleitung zum Meisterstück von Maurice Ravel“, kündigte Hayrapet Arakelyan das Brahms-Intermezzo und Maurice Ravels „Le Tombeau de Couperin“ an. Das „Grabmal für Couperin“, geschrieben für Klavier solo, bearbeitete Christoph Enzel für das „Signum saxophone quartet“, und prompt feierte das Publikum auch diese Interpretation der Saxofonisten, sogar mit Applaus zwischen den einzelnen fünf Sätzen.

Im Prélude schwangen sich die Musiker mit ihren Instrumenten im Takt munter auf Ravel ein, das Menuett kam wahrlich gemessenen Schrittes, der Rigaudon vorwitzig und munter hüpfend, bevor die Fuge verhalten erklang, um mit der abschließenden Toccata einen durchaus munteren Grabgesang von vier Saxofonen zu malen.