Norderstedt. Weiterer Akt in der Erfolgsgeschichte des Norderstedter Gewerbegebietes: Nach Casio, tesa Se und Condair siedelt sich nun Serrala an.
Kurz nach der Jahrtausendwende hatte es noch einige Skeptiker in der Norderstedter Kommunalpolitik gegeben, als die Stadt ihre Pläne für ein neues Gewerbegebiet an der Niendorfer Straße, in direkter Nähe zum Hamburger Flughafen entwickelte. Selbst noch als die Entwicklungsgesellschaft Norderstedt (EGNO), die lukrative städtischen Grundstücke in Norderstedt entwickelt und vermarktet, 2006 den ersten Käufer eines Areals, den Schlauchhersteller Matzen+Timm ansiedelte und schon damit begann, einen verwilderten Fichtenwald abzuholzen, damit die neue Firmenzentrale des japanischen Elektronik-Riesen Casio hier Platz finden konnte.
Gewerbegebiet mit durchaus rasanter Geschichte
Längst sind die Skeptiker verstummt. Wie hatte es Marc-Mario Bertermann, Chef der EGNO beim Vermarktungsbeginn des Nordport getauften Gewerbegebietes im Jahr 2005 noch formuliert? „Der Nordport wird Norderstedts neues Aushängeschild. Unser Ziel ist es, einen lebendigen und zukunftsorientierten Standort für Unternehmen zu schaffen.“ 16 Jahre später darf konstatiert werden, dass Bertermann und die EGNO geliefert haben. Und zwar beeindruckend.
Am Freitag erst wurde der letzte Ansiedlungs-Coup in der rasanten Geschichte des Gewerbegebietes verkündet. Die EGNO ist sich mit dem FinTech-Unternehmen Serrala aus Hamburg handelseinig geworden. Die Finanzdienstleister sitzen derzeit noch in Hamburg-Schnelsen und brauchen dringend Platz. Noch in diesem Jahr wollen sie auf einer 9800 Quadratmeter großen Fläche im südlichen Teil des Nordport, in direkter Nachbarschaft des Nordport Plaza Hotels und der drei bunten Nordport Tower ihre neue Firmenzentrale für 400 Mitarbeiter bauen - in Sichtweite zur Start- und Landebahn 15/33 des Hamburger Flughafens.
Ende 2022 soll der Bau stehen und der Einzug erfolgen. „Intensiv und kooperativ haben wir gemeinsam mit Serrala die beste Lösung erarbeitet“, sagt Marc-Mario Bertermann. Über den Kaufpreis haben die Vertragspartner Stillschweigen vereinbart. Serrala wird nun eines von über 50 Unternehmen, die mittlerweile im Nordport ansässig sind, darunter viele Logistiker, aber eben auch internationale Großunternehmen wie die tesa SE, Casio oder die Condair, ein Weltmarktführer für Luftbefeuchtungssysteme.
Bürogebäude und Erholungsareale samt Gastronomie
„Die Nähe zum Flughafen, das inspirierende Umfeld im Nordport mit anderen Marktführern wie Tesa und Casio, die kommerzielle und technologische Infrastruktur sowie die engagierte und zielführende Zusammenarbeit mit der EGNO und der Norderstedter Stadtverwaltung haben uns überzeugt“, sagt Sven
Lindemann, CEO und Sprecher der Geschäftsführung der Serrala Group GmbH.
Im Nordport plant er den „SkyCampus“. Also nicht nur ein Bürogebäude und Erholungsareale samt Gastronomie. Es soll auch eine Art Technologiecampus entstehen, in dem junge StartUps frische Ideen für den FinTech-Bereich entwickeln können. Dafür hat sich Serrala weitere 6000 Quadratmeter Fläche neben der Firmenzentrale gesichert. Sven Lindemann: „Unser SkyCampus soll Talente anziehen und Innovation fördern.“
International erfolgreicher Finanzdienstleister zieht ein
Der Ursprung von Serrala - inspiriert durch die spanische Bergkette Sierra de la Serella - ist ein 1984 von Herbert Lindemann gegründeter Anbieter von Finanzsoftware und SAP-Lösungen für Unternehmen, der früher den Namen Hanse Orga Group trug. Unter CEO Sven Lindemann entwickelte sich das Unternehmen zu einem international erfolgreichen Finanzdienstleister, der 2018 den Namen Serrala bekam. Das Unternehmen bietet Softwarelösungen für den Zahlungsverkehr für Unternehmen, die einen effizienten Überblick über Cash-Position und sichere Finanzprozesse gewährleisten.
„Serrala hat sich durch diverse Zukäufe von Firmen und zusätzlicher Kompetenzen zu einem Unternehmen mit 400 Mitarbeitern entwickelt“, sagt Unternehmenssprecher Marc-Oliver Prier. „An unserem jetzigen Standort an der Oldesloer Straße in Schnelsen platzen wir aus allen Nähten.“ Man habe schon Räume im benachbarten Modezentrum anmieten müssen, um alle Mitarbeiter unterzubekommen.
Der Sprung von Schnelsen zum Nordport sei naheliegend gewesen, das Überschreiten der Landesgrenze von Hamburg nach Norderstedt in Schleswig-Holstein spiele keine Rolle. „Nach einem geeigneten Standort wurde überall in der Metropolregion gesucht“, sagt Prier. Für Norderstedt sprachen der viele Platz und die Gestaltungsmöglichketen für die Zukunfts- und Wachstumsziele von Serrala. Weil viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter häufig reisen müssen, sei die Nähe zum Flughafen und zur Autobahn perefekt. Prier: „Ein Ort und ein Gebäude, die unserer Attraktivität als innovativer Arbeitgeber und als FinTech im ,War for talents‘ unterstreichen.“
Mitarbeiterstarkes Hamburger Unternehmen angelockt
Bei der EGNO ist man naturgemäß schon ein wenig stolz, dass man nach zuletzt der tesa SE nun wieder ein mitarbeiterstarkes Hamburger Unternehmen nach Norderstedt locken konnte. „Ein weiterer Hochkaräter für unseren Nordport“, sagt EGNO-Sprecher Keno Kramer. Man sei sehr wählerisch, was neue Käufer im Nordport angehe. 52.000 Quadratmeter Fläche seien noch zu vergeben - aber nur an Unternehmen, die ins Portfolio passen. „Also zum Beispiel Unternehmen, die in ihrem Bereich Marktführer sind - auch wenn sie öffentlich nicht so bekannt sind, weil sie nur B2B aktiv sind“, sagt Kramer.
Region bietet enorm viel Potenzial für Unternehmen
Der Kontakt zu Serrala sei im Übrigen über den Projektentwickler Michael Eckwolf und seine Gewireal GmbH zustande gekommen. „Er hat schon die Nordport Tower realisiert und kennt die Abläufe der Zusammenarbeit in Norderstedt sehr gut - ein Vorteil“, sagt Kramer. Eckwolf wird nun auch den Sky Campus bauen. Vom Standort Nordport ist er überzeugt. „Die Region bietet enorm viel Potenzial“, sagt Eckwolf. „Die Fläche direkt am Hamburg Airport ist ideal für eine Büronutzung. Wir werden ein hochmodernes und hocheffizientes Gebäude erstellen, das technisch, ökologisch und architektonisch auf höchstem Niveau platziert ist und modernes Arbeiten ermöglicht. “, so Eckwolf. Der Entwurf für den SkyCampus stamme vom renommierten Architekturbüro
Tchoban Voss. „Wir haben kreative Experten an unserer Seite“, sagt Eckwolf.
Das Gebäude werde U-förmig erstellt, mit einer Agora, einer marktplatzähnlichen Innenfläche, als zentralem Treffpunkt für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Kundinnen und Kunden und Gäste. Eckwolf: „Gläserne Brücken verbinden die äußeren Enden des Gebäudes und eine Dachterrasse wird
den Blick auf den Flughafen freigeben.“