Norderstedt/Todesfelde. Der scheidende Trainer von Eintracht Norderstedt geht zum SV Todesfelde, wird dort Sportchef. Das hat er mit dem Dorfclub vor.
Diese Überraschung ist dem SV Todesfelde mehr als gelungen. Am Abend des Himmelfahrtstages, kurz nach Abpfiff des Kreispokal-Finals gegen den SV Henstedt-Ulzburg (6:4 nach Verlängerung), gab der Verein einen ganz besonderen Transfer bekannt. Denn Jens Martens, derzeit noch Trainer beim Fußball-Regionalligisten Eintracht Norderstedt, wird ab Sommer Sportchef des ambitionierten Dorfclubs, der in den nächsten Tagen an den Playoffs um den Aufstieg in die vierthöchste deutsche Spielklasse teilnimmt.
Schon sehr früh bemühten sich Todesfeldes Verantwortliche
Die Verkündung war offenbar generalstabsmäßig geplant, sie wird begleitet von frischen Fotos, die Martens bereits in Kleidung des SVT zeigen, und auch einem über sieben Minuten langen Interviewvideo, das der Club über soziale Medien verbreitet. Dort verrät der 66-Jährige, dass sich Todesfelde sehr früh um ihn bemüht hätte – nämlich bereits einen Tag, nachdem bekanntgeworden war, dass er in Norderstedt aufhören würde.
„Ich möchte den Erfolgsweg des SV Todesfelde mitgehen und begleiten. Dabei möchte ich mit meiner Erfahrung, meinem Wissen, das ich in den vielen zurückliegenden Jahren im Fußball erworben habe, einbringen und mit meinem Netzwerk unterstützen. Der SV Todesfelde ist als Mannschaft der Region klar erkennbar. Er wächst und ist erfolgreich. Die Stimmung im Team und dem Verein ist toll und zieht viele Menschen mit. Das wird auch in der Zukunft so sein, da bin ich mir sicher“, so der Fußball-Lehrer.
Dass er nicht mehr auf der Trainerbank sitzen möchte, hatte er mehrfach betont. „Meine Frau hat es 16 Jahre nicht nur mitgemacht, sondern auch mit Begeisterung begleitet. Aber sie hat auch angemerkt, dass es schön wäre, wenn ich nicht jedes Wochenende auf dem Fußballplatz wäre. Jetzt habe ich eine freie Zeitgestaltung.“
In der Vergangenheit war Martens oft Gegner des Clubs
Beide Seiten kennen sich bestens. In der Vergangenheit gab es zahlreiche, auch hitzige, sportliche Duelle, als Martens noch Trainer in Henstedt-Ulzburg war. Darauf nimmt auch der Vorsitzende des Fördervereins, Thomas Steenbock, Bezug. Er hatte Jens Martens kontaktiert. „Ich habe ihn als Gegner und emotionalen Sportler kennen- und schätzen gelernt. Wenn sich für uns als SV Todesfelde die Gelegenheit ergibt, einen Fußballlehrer und Kenner der Regionalliga zu verpflichten, müssen wir dies nutzen. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit ihm.“
Und was wird nun die Aufgabe von Jens Martens sein? Der Sportliche Leiter Serkan Rinal wird seinen Job weiter ausüben. Der neue Macher soll eine etwas übergeordnete Rolle einnehmen. Analyse und Weiterentwicklung der vorhandenen Strukturen, Scouting und Jugendarbeit, das nennt der Verein. „Wir sind zwar keine Profis, aber wir müssen so arbeiten. Der Weg in die Regionalliga ist gewollt und geplant. Daher müssen wir clever und besser scouten als andere. Dabei darf aber nicht vergessen werden, welche Werte der SV Todesfelde in sich trägt und wer den Erfolg des Vereins und der Mannschaft erreicht hat“, so Jens Martens.
Klappt der Aufstieg, übernimmt er in wenigen Wochen seine Tätigkeit bei einem Regionalligisten – und würde dann in der nächsten Saison Gegner von Eintracht Norderstedt sein. Dort hatte er seit 2017 gearbeitet, erst als Coach der U19, dann ab 2019 der Herren. Eine gemeinsame Zukunft gab es nicht, auch nicht als Sportchef. „Es war klar, dass sich die Wege trennen würden“, so Reenald Koch, Präsident der Eintracht. „Wir haben mit Finn Spitzer einen Geschäftsführer eingestellt. Und der Unterschied, der Vorteil bei uns ist: Wir sind ein reiner Fußballverein.“