Henstedt-Ulzburg. SV Todesfelde gewinnt erst nach Verlängerung beim SV Henstedt-Ulzburg. Dem Außenseiter fehlen nur wenige Momente zur Überraschung.
Ein derartig spannendes Endspiel hat es im Segeberger Fußball-Kreispokal lange nicht mehr gegeben. Erst nach Verlängerung hat sich Oberligameister SV Todesfelde gegen den Landesligaclub SV Henstedt-Ulzburg mit 6:4 (2:1, 3:3) durchsetzen können, die Partie vor rund 500 Zuschauern im Beckersbergstadion war dramatisch und abwechslungsreich. Und es fehlten nur wenige Momente, damit der favorisierte Seriensieger erstmals seit 2014 nicht der Gewinner gewesen wäre – seinerzeit entschied Henstedt-Ulzburg das Finale mit 2:0 für sich.
„Todesfelde hat nicht viel auf die Kette gekriegt“
Mit weitestgehend anderen Protagonisten hätte sich das wiederholen können. Denn was der SVHU bot, war mutig und zielstrebig, während sich Todesfelde zunächst nur auf die individuelle Klasse von Rafael Krause verlassen konnte. Der Außenstürmer sorgte per Doppelpack für eine schmeichelhafte Halbzeitführung – doch zwei Treffer kurz nach Wiederanpfiff, jeweils nach groben Abwehrfehlern im Zentrum, drehten die Partie. Auch in der Schlussphase wirkte der SVT ratlos. „Todesfelde hatte in dieser Phase nicht viel auf die Kette gekriegt. Wenn wir da cleverer sind, nehmen wir den Sieg mit“, sagte Christian Pusch, Henstedt-Ulzburgs Trainer. Zumal sein Team zahlreiche hochkarätige Konter vergab, teilweise aus kürzester Distanz oder wie Doppeltorschütze Pasquale Longo (64.) nur am Pfosten scheiterte.
Was ihn ebenso ärgerte, war die Entscheidung von Schiedsrichter Patrik Arnoldt (TuS Wakendorf-Götzberg), Todesfeldes Abwehrchef Kai-Fabian Schulz für einen Tritt in das Gesicht von Ole Schneemann nur die gelbe Karte zu zeigen (70.). „Das war eine rote Karte, eine Notbremse. Ole wäre durch gewesen. Dann bekommen wir so ein Gegentor durch einen Konter. Und da war es absehbar, dass wir für die Verlängerung nicht mehr genug Körner hätten.“
Ein 19-Jähriger rettet Todesfelde in die Verlängerung
Denn er musste seine starke Offensivreihe mit Longo, Ole Schneemann und Max Spreitzer auswechseln, während der Gegner unter anderem den Oberliga-Torschützenkönig Morten Liebert und Edeljoker Dennis Studt von der Bank brachte. Doch es war Abwehrtalent Finn-Mathis Holm (19), der fünf Minuten nach seiner Hereinnahme plötzlich frei stand und mit einem Flachschuss aus 14 Metern in der 90. Minute das späte 3:3 erzielte.
In der Verlängerung schwanden beim SVHU die Kräfte, wobei die normalerweise so sichere Todesfelder Defensive weiterhin konfus wirkte und man sich erst nach dem 6:4 sicher sein konnte.
„Spätestens morgen wird der Stolz darüber überwiegen, dass wir den Oberligameister am Rande einer Niederlage hatten. Wir wussten, dass Todesfelde vom Kopf her schon bei den Aufstiegsspielen ist, das haben wir als unsere Chance gesehen. Das war anders als vielleicht in anderen Jahren“, sagte der enttäuschte Christian Pusch. „Wir haben viel in die Waagschale geworfen, versucht, unsere Tempospieler ins Eins-gegen-Eins zu bekommen. Und Pasquale Longo hatte einen guten Tag.“
Ein Sieg des SVHU wäre verdient gewesen
Bis zur 90. Minute wäre der Sieg verdient gewesen. Das gaben auch die Todesfelder zu. Teamchef Sven Tramm war nicht begeistert über die 120 Minuten Pokalfight so kurz vor dem Start der Regionalliga-Aufstiegsrunde. „Das war nicht das, was wir uns vorgenommen hatten. Uns war schon bewusst, dass da ein guter Gegner kommt. Es wird immer bisschen belächelt, dass wir keine Gegner im Kreis hätten – aber Henstedt-Ulzburg hat das richtig gut gemacht. Vielleicht hätten sie es nach 90 Minuten auch verdient gehabt.“
Er gestand: „Die Jungs sind nach acht Wochen im Drei-Tages-Rhythmus vielleicht ein bisschen kaputt, waren mit dem Kopf auch schon beim Spiel am Sonntag. Wobei ich das nicht als Ausrede zähle.“ Wieso er ausgerechnet Finn-Mathis Holm in der 85. Minute einwechselte? „Er hat ja eine gute Größe. Vielleicht hätte er einen Kopfball reingemacht. Mit dem Fuß war das nicht geplant, aber er hat eine sehr gute Technik. Ich freue mich für den Jungen.“
Jetzt werden alle Clubs im Kreis Segeberg dem SV Todesfelde die Daumen drücken. Denn sollte der Aufstieg in die Regionalliga gelingen, würde der nächste Kreispokal ohne den Titelverteidiger stattfinden. Viertligisten haben nämlich ein automatisches Startrecht im Landespokal – dann würde es 2023 definitiv einen neuen Sieger im Kreis Segeberg geben.
SV Henstedt-Ulzburg – SV Todesfelde 4:6 (1:2, 3:3) nach Verlängerung.Tore: 1:0 Pasquale Longo (14.), 1:1, 1:2 Rafael Krause (26./34.), 2:2 Max Spreitzer (52.), 3:2 Pasquale Longo (55.), 3:3 Finn-Mathis Holm (90.), 3:4 Rafael Krause (95.), 3:5 Dennis Studt (103.), 4:5 Tobias Weißörtel (115.), 4:6 Dennis Studt (116.).