Kaltenkirchen. Für den Notstand gibt die Stadt dem Land die Schuld und schickt einen Brandbrief nach Kiel. Was sich in den Kitas ändern müsse.
Die Situation ist verzwickt: Kaltenkirchen hinkt bei der Versorgung mit Kitas hinterher und investiert Millionen, um in den kommenden Jahren 200 neue Betreuungsplätze zu schaffen. Zur selben Zeit stellt sich immer deutlicher heraus, dass in der Stadt – wie in anderen Kommunen auch – kaum noch Fachkräfte für Betreuung zu bekommen sind.
Für Bürgermeister Hanno Krause und die Geschäftsführerin der Tausendfüßler-Stiftung, Anke Kehrmann-Panten, ist klar, wer dafür verantwortlich ist: die Landesregierung.
Jede zehnte pädagogische Stelle in den Kitas ist nicht besetzt
Beide fordern neue Regelungen, damit künftig genug Personal zur Verfügung steht. Schon jetzt sei die Situation „extrem belastend“, sagt Kehrmann-Panten. Krause geht davon aus, dass jede zehnte pädagogische Stelle nicht besetzt ist. Wann dieser Mangel zu Gruppenschließungen und damit zu einem Betreuungsnotstand führt, scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein.
Krause fordert, drei Maßnahmen so schnell wie möglich umzusetzen: Kurzfristig müsse das Land die Kosten für nichtpädagogisches Personal als Hilfskräfte übernehmen, das übergangsweise die größten Lücken in den Kitas füllen soll. Mittelfristig müsse eine Ausbildungsvergütung für Erziehende kommen. Und langfristig, mit genügend Personal, eine Verkleinerung der Gruppen auf maximal 15 Kinder. Derzeit sind es 20 bis 22, und es könnten mehr werden. Der Bedarf ist längst nicht gedeckt. Hinzu kommen voraussichtlich immer mehr Jungen und Mädchen aus der Ukraine.
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Die Verkleinerung der Gruppen und die intensivere Betreuung sei notwendig, um die Kinder besser auf die Schule vorzubereiten. Außerdem habe sich in den vergangenen Jahren herausgestellt, dass die Kinder deutlich unruhiger als früher sind und damit mehr Betreuung benötigen. Dass der Fachkräftemangel kommen werde, sei schon lange klar, sagt Kehrmann-Panten.
Das Land verfasse weltfremde Verordnungen
Krause hat in einem Brief an Sozialminister Heiner Garg (FDP) auf die Probleme hingewiesen, jedoch nach eigenen Angaben keine klaren Antworten erhalten. Er wirft dem Minister die „Nichtanerkennung der Situation“ vor. „Wir fühlen uns mit den Problemen allein gelassen.“ Zuständig seien Land und Kreis, dort liege die Verantwortung.
Eine Verordnung zum Kita-Gesetz des Landes, die am 1. Januar 2021 in Kraft trat, bezeichnete Kehrmann-Panten als weltfremd. Darin werde geregelt, dass Grundschullehrer, Hebammen, Ergotherapeuten und andere Berufsgruppen in Kitas als Hilfspersonal beschäftigt werden können. Dass Menschen mit diesen Berufen als Aushilfskräfte in Kitas gehen, hält sie jedoch für extrem unwahrscheinlich. „Man muss nachjustieren“, fordert Kehrmann-Panten. Nicht nur der Kinder wegen, sondern auch um die Mitarbeiter zu vor Überlastung zu schützen. „Sonst könnten bald weitere Kollegen ausfallen“, sagt sie.
Eine Schließung von Gruppen habe bislang nur vermieden werden können, weil die Tausendfüßler-Stiftung flexibel mit Aushilfskräften agiere. Auch andere Träger kämpfen mit diesen Problemen, sagt die Tausendfüßler-Geschäftsführerin. In den Krippen der Stadt werden derzeit 323 Kinder betreut, 931 sind es im Elementarbereich. Hinzu kommen 374 Hortplätze.