Rickling. In Rickling hat sich offenbar ein Dementer an einer ebenfalls 85 Jahre alten Dame vergangen. Inzwischen ist die Frau gestorben.
Bereits Anfang September soll es im Altenpflegeheim Rickling zu einem sexuellen Übergriff zwischen zwei dementen, 85 Jahre alten Bewohnern gekommen sein. Der Vorfall habe sich im Privatzimmer einer Heimbewohnerin ereignet, wie Pastor Andreas Kalkowski, Theologischer Vorstand des Landesvereins für Innere Mission in Schleswig-Holstein, der „Segeberger Zeitung“ sagte.
Sexueller Übergriff in Ricklinger Altenpflegeheim
Ein Senior soll sich an der Bewohnerin vergangen haben. Was genau passiert ist, ist nicht bekannt. Angehörige haben Anzeige erstattet. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei Bad Segeberg gegen den 85-Jährigen laufen noch. Wo er sich derzeit befindet, dazu äußert sich der Landesverein mit Blick auf das Persönlichkeitsrecht des Bewohners nicht.
Eine anonyme Quelle hat sich per E-Mail beim Abendblatt zu den Vorfällen gemeldet. In welcher Verbindung sie zu zu dem Pflegeheim steht, ist unklar. Der Unbekannte schreibt, dass die betroffene Heimbewohnerin an den Folgen des sexuellen Übergriffs gestorben sei. Oberstaatsanwalt Axel Bieler bestätigte gegenüber dem Abendblatt den Tod der Frau. „Die Staatsanwaltschaft hat rechtsmedizinisch abklären lassen, ob es einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Tod und den Vorfällen gibt“, berichtet Bieler. „Nein“, sagt der Oberstaatsanwalt weiter. „Es konnte kein Zusammenhang festgestellt werden.“
Sexueller Übergriff – Ermittlungen der Polizei laufen
Die Polizei hat ihre Ermittlungen noch nicht abgeschlossen. Erst im Anschluss werden sie – je nach Erkenntnissen – von der Staatsanwaltschaft in Kiel weitergeführt. Indes berichtet die anonyme Quelle, dass die Kriminalpolizei ein zweites Mal in dem Altenheim gewesen sei, weil es eine weitere Anzeige gegeben habe. „Offenbar war der Bewohner doch nicht so unauffällig, wie es der Pastor behauptet hat“, schreibt der Unbekannte.
Sebastian Wieschowski, Sprecher des Landesvereins, bestätigt, dass die Polizei noch einmal in der Einrichtung war – allerdings wegen eines anderen Sachverhalts. „Die Polizei hat noch während des Ortstermins mitgeteilt, dass die Ermittlungen eingestellt werden, weil keine Straftat vorlag“, sagt Wieschowski. Worum es genau ging, teilt der Landesverein nicht mit.
Sexualität in Pflegeheimen ist ein Tabuthema
Sexualität im Alter ist immer noch ein Tabuthema in der Gesellschaft. Gerade die ältere Generation ist es nicht gewohnt, offen über ihre Bedürfnisse zu sprechen. In Pflegeheimen kommt erschwerend hinzu, dass die Privatsphäre der Bewohner eingeschränkt ist und sie auf die Hilfe der Pflegekräfte angewiesen sind.
Die Heimaufsicht des Kreises Segeberg ruft Einrichtungen dazu auf, sich mit dem Thema Sexualität auseinanderzusetzen. Sie sollen entsprechende Konzeptionen zur Wahrung der Würde und des selbstbestimmten Lebens der Heimbewohner entwickeln. „Bewohnerinnen und Bewohner in Pflegeeinrichtungen haben ein Recht auf ein selbstbestimmtes Leben und auf Wahrung und Schutz ihrer Privat- und Intimsphäre“, sagt Kreissprecherin Sabrina Müller.
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Grundsätzlich besteht eine Fürsorgepflicht der Einrichtungen gegenüber ihren Heimbewohnern. Pflegekräfte kennen ihre Verhaltensweisen und können entsprechend darauf eingehen. „Sie stehen dabei immer im Spannungsfeld zwischen Selbstbestimmung und Schutz“, sagt Müller. Der Heimaufsicht sind in den vergangenen Jahren nur ganz vereinzelt Fälle von sexuellen Übergriffen bekannt geworden. „In Pflegeeinrichtungen lebt ein typischer Durchschnitt der Bevölkerung, so dass sämtliche Verhaltensweisen denkbar sind“, sagt Müller.
Ausnahmesituation für Bewohner und Mitarbeiter
Die Heimaufsicht steht im regelmäßigen Kontakt zum Altenpflegeheim in Rickling und ist über den Vorgang informiert worden. „Die Ermittlungen richten sich nicht gegen die Einrichtung“, stellt die Kreissprecherin klar. Die Situation sei für alle Mitarbeiter und Bewohner „belastend und bedarf noch einiger Zeit, um aufgearbeitet werden zu können“.
Auch Sebastian Wieschowski vom Landesverein spricht von einer Belastung und Verunsicherung, die in der Einrichtung herrsche. „Wir tun alles, um die Mitarbeiter und Bewohner in dieser Ausnahmesituation bestmöglich zu begleiten und ihnen Orientierung zu bieten.“
Der unbekannte E-Mail-Absender berichtet davon, dass der Leiter des Altenpflegeheims strafversetzt worden sei. Dem widerspricht Wieschowski. „Aufgrund der massiven Belastungen der vergangenen Wochen haben wir in Abstimmung mit dem Heimleiter eine vorübergehende Lösung gefunden, sodass er seine Leitungsaufgaben für wenige Wochen in einem anderen Altenpflegeheim wahrnimmt“, sagt der Sprecher. „Eine erfahrene Heimleiterin aus dem Landesverein vertritt ihn aktuell in Rickling.“ Wieschowski betont, dass im Hinblick auf den Bewohner ermittelt werde. „Mitarbeiter des Landesvereins stehen nicht im Fokus der Ermittlungen.“