Hamburg. Der SPD-Energiepolitiker Bengt Bergt warnt: Das Know-how in der Windkraftbranche geht verloren. Er fordert Garantien für die Industrie.
Bis zuletzt wurde in der Bundesregierung versucht, die endgültige Schließung des Nordex-Werkes in Rostock abzuwenden. Das berichtet Bengt Bergt, SPD-Bundestagsabgeordneter aus Norderstedt. Er hat vor seinem Wechsel in die Politik für den Windkraftanlagenhersteller gearbeitet, war dort Betriebsrat. In Berlin ist er bei der Fraktion stellvertretender energiepolitischer Sprecher, ist als Berichterstatter unter anderem zuständig für den Netzausbau und den Ausbau von Offshore- und Onshore-Windenergie. „Mein Herz blutet. Noch am Sonnabend saßen Olaf Scholz, Robert Habeck und Christian Lindner zusammen, man hat es abgewogen. Möglich wäre gewesen, die KfW-Kreditmöglichkeiten zu ändern für eine Umschuldung. Das wäre nur per Gesetz möglich.“
Allerdings wäre dies ein Präzedenzfall gewesen, der kurzfristig als nicht umsetzbar galt. „Denn auch andere Firmen durch die Lieferschwierigkeiten, ausgelöst durch die Corona-Krise, ins Straucheln geraten.“
„Energiewende wird importabhängig von China“
Zudem habe Nordex seine Investitionen bereits verlagert. „Wir verlieren Know-how in die Türkei, nach Indien, nach China – dort wird die Kapazität um 44 Prozent ausgebaut“, so Bergt. „Wir als EU, als Deutschland müssen aufpassen: Unsere Wertschöpfung wandert ab. Die Energiewende wird importabhängig von China. Und das ist auch eine moralische Frage.“
Der Nordex-Standort in Langenhorn ist nicht direkt betroffen. Allerdings, so Bergt, drohen auch hier Schließungen von einzelnen Bereichen, die einen Bezug zum Rostocker Werk hatten und die nun ins Ausland, etwa nach Indien, verlegt werden könnten. Viele der Langenhorner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leben in Bergts Wahlkreis, er spricht von rund 300 Menschen.
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Immerhin, so Bengt Bergt: „Die Betriebsräte und die IG Metall haben Transfergesellschaft und Abfindungen ausgehandelt, die eine Wiederaufnahme des Betriebs nach Inkrafttreten der neuen Ausbauziele und dem Hochlaufen der Produktion von erneuerbaren Energien in Deutschland wieder möglich machen.“ Doch ob das in Rostock sei, vermag er nicht zu sagen.
Windkraft: Bergt fordert Industriequote für Deutschland
Bergt fordert eine Kehrtwende. Andere Länder in der EU hätten bereits „Local Content“-Regelungen, die besagen: Eine bestimmte Quote der Wertschöpfung, meist 40 bis 50 Prozent, beim Bau von Windkraftanlagen müsse heimischer Industrie zukommen. „Wir werden bei den Ausschreibungskriterien für Offshore-Anlagen dafür sorgen“, so der Sozialdemokrat.