Frankfurt/Hamburg/Rostock. Rund 500 Beschäftigte sind betroffen. Die Papiere des Windrad-Herstellers rutschten auf den tiefsten Stand seit August 2020.
Der Windkraftanlagen-Hersteller Nordex hat nach einer Gewinnwarnung am Mittwoch erheblich an Wert verloren. Die Papiere des Unternehmens rutschten am Frankfurter Finanzmarkt auf den tiefsten Stand seit August 2020 ab, ihr Kurs büßte zwischenzeitlich knapp 20 Prozent ein. Nordex-Aktien waren damit abgeschlagenes Schlusslicht im Nebenwerteindex SDax. Einige Branchenbeobachter zeigten sich vom Ausmaß des Verlusts überrascht.
Das Geschäft mit Maschinenbau-Technik für die erneuerbaren Energien ist angesichts des Klimawandels und der beschleunigten Ausbauziele nach dem Kriegsbeginn in der Ukraine insgesamt sehr zukunftsträchtig. Anleger von Nordex konnten zuletzt aber nicht profitieren - auch bei dem deutschen Konzern gibt es beispielsweise Lieferketten-Probleme.
Nordex-Standort in Rostock soll geschlossen werden
Nordex dürfte in diesem Jahr nach eigenen Angaben nur noch im besten Fall in den schwarzen Zahlen abschließen. Die Papiere des dänischen Wettbewerbers Vestas etwa notierten am Mittwoch kaum verändert.
Einer der beiden Nordex-Standorte in Rostock soll bis Ende Juni geschlossen werden. Das Bundeswirtschaftsministerium äußerte sich „mit großem Bedauern“ zum Plan, die Fertigung von Rotorblättern dort auslaufen zu lassen.
Nordex-Werk im Norden schließt – Einigung mit Betriebsrat
Das Management des Windkraftanlagen-Herstellers Nordex hat derweil mit dem Betriebsrat eine Einigung erzielt. Nach Angaben vom Mittwoch erhalten die rund 500 betroffenen Beschäftigten neben einer Abfindung und einer Einmalzahlung auch die Möglichkeit des Eintritts in eine Transfergesellschaft. Dort bekämen sie Unterstützung bei der Suche nach einem neuen Arbeitgeber. Zuvor hatte die Führung den Mitarbeitern in einer Betriebsversammlung von dem Verhandlungsergebnis berichtet.
Zudem stocke Nordex für einen Zeitraum von fünf bis zwölf Monaten das Transferkurzarbeitergeld auf 90 Prozent des Nettogehalts auf, hieß es. Allen Auszubildenden in der Rotorblatt-Fertigung werde ermöglicht, ihre Ausbildung entweder bei einem Kooperationspartner in der Region oder an einem anderen Nordex-Standort fortzuführen.
Nordex-Standort in Rostock schließt: "schmerzhafter Schritt"
Personalchef Constantin Baltzer sagte, dass die Einstellung der Produktion in Rostock ein schmerzhafter Schritt sei. Dies sei eine Folge des globalen Kostendrucks in einem seit Jahren herausfordernden Markt- und Wettbewerbsumfeld für die Windenergiebranche.
„Die Situation ist bedauerlich. Sie trifft den Industriestandort Mecklenburg-Vorpommern“, sagte Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD). „Das Unternehmen war nicht umzustimmen, obwohl die Energiewende bundesweit Fahrt aufnimmt.“ Es gebe somit kaum noch Produzenten von Windkraftanlagen in Deutschland. „Wir begleiten Gespräche weiter, wenn es um potenzielle Interessenten für den Standort geht.“
In der vergangenen Woche hatte Meyer klargemacht, dass die Transfergesellschaft allein von Nordex zu tragen sei. Anders als bei den MV-Werften verlagere Nordex ein intaktes Unternehmen ins Ausland.