Kaltenkirchen/Nützen. 400 Transporter verlassen täglich das neue Verteilzentrum an der A7. Nützens Bürgermeister ärgert sich über den Verkehr und Dreck.
Im August 2020 hat Amazon sein neues Warenverteilzentrum in Nützen an der A 7 in Betrieb genommen, nun zieht Standortleiter Christian Bojar eine erste Bilanz. „Wir haben das erste Weihnachtsgeschäft erfolgreich hinter uns gebracht“, sagt der 36-Jährige im Gespräch mit dem Abendblatt. Zu Weihnachten werde traditionell mehr bestellt. Ob der Lockdown die Zahl der Bestellungen zusätzlich in die Höhe getrieben hat, konnte Bojar nicht sagen: „Es ist anzunehmen, beziffern kann ich es aber nicht.“
In dem 12.000 Quadratmeter großen Bau bei Kaltenkirchen sortierten die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen derzeit täglich mehrere Tausend Warensendungen. Von dem neuen Zentrum profitierten vor allem die Kunden. „Mit dem Verteilzentrum in Nützen erhalten Kundinnen und Kunden im Zustellgebiet die Möglichkeit, bis Mitternacht zu bestellen und ihre Lieferung noch am nächsten Tag zu erhalten“, so der Standortleiter.
Amazon: Abends um 21 Uhr kommen die letzten Fahrer zurück
400 Transporter und Fahrer seien dafür täglich im Einsatz. „Die ersten Pakete werden bereits gegen 10 Uhr morgens an die Kunden ausgeliefert. Abends um 21 Uhr kommen dann die letzten Fahrer zurück“, so Bojar. Das Zustellgebiet habe sich in den vergangenen Monaten vergrößert und sei auf die geplante Größe angewachsen. „Wir beliefern den Nordrand von Hamburg und den Mittelteil von Schleswig-Holstein“, sagt Bojar.
Das Feedback der Kunden fiel weitestgehend positiv aus. Ein Vorfall sei ihm besonders in Erinnerung geblieben: Ein an Covid-19 erkrankter Kunde habe sein bestelltes Buch an das Krankenhausbett geliefert bekommen. „Das ist meine liebste Erfolgsgeschichte und freut mich auch ganz persönlich“, betont Bojar.
Beschwerden über Verkehr und zunehmenden Dreck
Der Standortleiter muss sich jedoch nicht nur mit positivem Feedback auseinandersetzen. Bereits im Vorfeld hatte sich Nützens Bürgermeister Klaus Brakel kritisch zu dem neuen Verteilzentrum geäußert. Seine Meinung hat sich seitdem nur geringfügig geändert. Viele Bürgerinnen und Bürger hätten sich bei ihm über den Verkehr und den zunehmenden Dreck beschwert, sagte Brakel. Amazon sei anders als versprochen nicht nur über die Straße Op’n Camp gefahren, die Lieferanten nutzten ebenfalls die Kamper Straße.
Auch Torsten Ridder, Leitender Verwaltungsbeamter im Amt Kaltenkirchen-Land, hatte im Vorfeld angekündigt, genau zu beobachten, ob sich Amazon an die Vorgaben hält. „Wie erwartet, gibt es einiges an Mehrverkehr, allerdings in einem Rahmen, der dort möglich ist“, so Ridder. Die schlimmsten Befürchtungen hätten sich nicht bestätigt. So habe es weder Rückstaus noch größere Unfälle gegeben. Er stelle fest, dass sich die Fahrer größtenteils an die vereinbarte Verkehrsführung hielten. Nur der ein oder andere verirre sich mal, da habe es schon ein paar Beschwerden gegeben, sagt Ridder. Mit Amazon stehe er im ständigen Austausch und Kontakt. „Sollte es dazu kommen, dass sich ein Fahrer nicht an die Verkehrsführung hält und über die Kamper Straße fährt, gehen wir dem sofort nach“, bestätigte Standortleiter Christian Bojar.
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Bürgermeister Brakel bestätigt, dass sich die Situation verbessert habe
Einige Anlieger haben sich laut Torsten Ridder und Klaus Brakel zudem darüber beschwert, dass Fahrer ihren Müll wie getragene Masken aus den Fenstern geschmissen haben. „Diese Beschwerden leiten wir direkt an Amazon weiter“, betont Ridder. Das Unternehmen zeige sich für Kritik und Anregungen sehr offen und versuche Lösungen zu finden. Auch Bürgermeister Brakel bestätigte, dass sich die Situation bereits verbessert habe.
„Meine Mitarbeiter und ich haben aufgrund der Beschwerden Müllsammelaktionen gestartet“, sagt Christian Bojar. Das sei positiv aufgenommen worden. Zudem sensibilisiere er die Lieferpartner vor Ort. So wurden Müllbeutel für die Fahrer organisiert, sodass der Müll gar nicht erst den Transporter verlassen muss.
Da sich Nachbarn zudem über das auch nachts hell erleuchtete Zentrum geärgert haben, arbeite derzeit ein Team daran, zumindest die außenstehenden Scheinwerfer zu dimmen, so Bojar. Die Strahler, die in der Nähe der Station stehen, seien jedoch nachts notwendig. „Ansonsten würde ich meine Mitarbeiter gefährden. Aber wir sind natürlich absolut an einer Lösung interessiert und arbeiten mit der Gemeinde zusammen.“