Geesthacht. Barrierearm, aber nicht frei von Hindernissen, war eine Bushaltestelle in Geesthacht nach dem Umbau. Die Geschichte eines Ärgernisses.

Dass barrierearm nicht zwangsläufig auch frei von Hindernissen heißt, das mussten Fußgänger und Radfahrer an der Hansastraße in Geesthacht nach der Umgestaltung der Bushaltestelle „Worther Weg“ feststellen. „Was macht der Haltemast im Gehweg?“ hatte unsere Redaktion aus diesem Grund am 11. Dezember 2021 gefragt. Die Antwort von der Stadtverwaltung lautete damals sinngemäß: Hat alles seine Richtigkeit. Aber nach drei Jahren ist der Mast nun doch wieder an den Rand gewandert.

Zwei Mitarbeiter der Firma Geestra-Bau haben am Montag im Auftrag der Stadt den Mast mit den Fahrplaninfos dicht an eine begrenzende Mauer versetzt. Denn auch wenn der Haltemast für die Verwaltung weiterhin kein Hindernis für Radfahrer dargestellt habe, für die Mitarbeiter der städtischen Betriebe sei es sehr wohl eines gewesen.

Geesthacht: Störenden Mast im Gehweg an Hansastraße versetzt

„Die maschinelle Reinigung und der Winterdienst wurden durch die Position des Mastes an der Bushaltestelle erschwert“, heißt es aus dem Rathaus auf Anfrage. Und weiter: „Da wir kaum Spielraum zum Bordstein hatten, haben wir uns dazu entschieden, den Mast doch an die Mauer zu versetzen.“ Man könnte ergänzen: Dorthin, wo er vor dem barrierearmen Umbau bereits gewesen ist.

Planungsfehler oder so gewollt? Nach dem barrierefreien Umbau der Bushaltestelle Worther Weg in Geesthacht gab es ein neues Hindernis im Gehweg für Radfahrer und Fußgänger.
Planungsfehler oder so gewollt? Nach dem barrierefreien Umbau der Bushaltestelle Worther Weg in Geesthacht gab es ein neues Hindernis im Gehweg für Radfahrer und Fußgänger. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Geesthacht ist nach dem Personenförderungsgesetz dazu verpflichtet, alle etwa 150 Haltestellen in der Stadt umzurüsten. Das geschieht nach und nach, in diesem Jahr waren unter anderem Bereiche an der Düneberger Straße an der Reihe. Im Haushalt stand dabei zuletzt immer ein sechsstelliger Betrag zur Verfügung.

Nach Umbau 70 Zentimeter vom Bordstein entfernt

Im Herbst 2021 erfolgte der Umbau an der Hansastraße in der Oberstadt. Die vorhandenen Borde wurden gegen Sonderborde ausgetauscht, die eine Höhe von 16 Zentimetern aufweisen, um einen niveaugleichen Ausstieg zu ermöglichen und den Spalt zwischen Fahrstein und Bordstein zu reduzieren.

Nach der Umgestaltung stand der Haltestellenmast nicht mehr an der Mauer, sondern 70 Zentimeter vom Bordstein entfernt mitten im Gehweg. Wohlgemerkt: Der Weg ist an dieser Stelle insgesamt „nur“ 2,70 Meter breit. Begegnen sich zwei Fußgänger auf dem Weg, wurde es eng. Und für Radfahrer stellte der Haltemast – insbesondere in der dunklen Jahreszeit – ein gefährliches Hindernis dar.

Für Verwaltung Geesthacht ist die Restbreite des Gehwegs entscheidend

Macht alles nichts, sagte die Verwaltung 2021. Die Restbreite des Weges sei entscheidend. Weil es sich auch „nur“ um einen Gehweg mit dem Zusatz „Radfahrer frei in Fahrtrichtung Oberstadt“ handele, reichten zwei Meter Restbreite aus. Zumal Ein- und Aussteigende im Bereich von Bushaltestellen ohnehin Vorrang haben und Radfahrer dort, zumindest in der Theorie, besonders vorsichtig sein müssen.

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Die Position im Gehweg sollte nach den Absprachen mit den VHH jeweils 60 Zentimeter vom Ende des Leitsystems für Sehbehinderte und dem Bordstein liegen. Die Idee dahinter ist: „Der Haltestellenmast markiert optisch für alle Verkehrsteilnehmenden die Bushaltestelle. Er dient Busfahrern und Fahrgästen als Orientierungshilfe, denn auf Höhe des Mastes hält der Bus mit seiner vorderen Einstiegstür“, schrieb die Verwaltung 2021.

Dass dies nicht immer sinnvoll ist, diese Erkenntnis hat sich mit dreijähriger Verspätung durchgesetzt. „Wir haben es damals so gebaut, wie es im Plan vorgegeben war“, erinnerte sich einer der Geestra-Bau-Mitarbeiter noch an die Aufstellung.