Mölln. 2019 knackten die Beherbergungsbetriebe erstmals die 700.000er-Marke – dann kam Corona. 2024 scheint wieder ein Rekordjahr zu werden.

 
Knackt der Kreis Herzogtum Lauenburg erneut die Marke von 700.000 Übernachtungen? Laut Günter Schmidt, Geschäftsführer der Herzogtum Lauenburg Marketing und Service GmbH (HLMS), vermutlich ja. Bislang liegen in der Zentrale am Möllner Stadthauptmannshof erst die Zahlen bis September vor: Bis dahin zählte das Statistikamt Nord 569.440 Übernachtungen und damit rund 25.000 mehr als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres, das mit 691.082 Übernachtungen knapp die Rekordmarke verfehlte.

Die liegt bei 706.549 Übernachtungen. „Wir hatten 2019 erstmals dieses Ziel erreicht, auf das wir fast 20 Jahre hin gearbeitet hatten“, erinnert sich Schmidt. Und dann kam die Corona-Pandemie mit Reisebeschränkungen und Zahl sank um fast 40 Prozent auf nur noch 433.113 Übernachtungen. Seither ging es wieder aufwärts: Das größte Plus gab es 2022 mit 26,4 Prozent und 645.634 Übernachtungen. Doch alle Zahlen bewegten sich noch unter dem Vor-Corona-Jahr 2019. Bis jetzt.

Mit Tagestouristen und Campern noch höhere Gästezahlen

Damit sind die Zahlen im Herzogtum sogar noch stärker gestiegen als im gesamten Bundesland. Trotz Nord- und Ostseestränden verzeichnete Schleswig-Holstein in diesem Jahr einen Zuwachs von nur 0,2 Prozent bei den Übernachtungen, im Herzogtum sind es 4,4 Prozent. Und es sind sogar noch mehr Touristen, die die Region besuchen. Denn nur große Übernachtungsbetriebe ab zehn Betten sind verpflichtet, ihre Zahlen dem Statistikamt zu melden. Rechne man kleinere Betriebe, Privatzimmer sowie Camping- und Wohnmobilstellplätze hinzu, könne man gut von der doppelten Zahl von Besuchern im Kreisgebiet ausgehen, so Schmidt.

Mölln: Tourismus vor Rekordjahr im Lauenburgischen
Carina Jahnke ist bei der HLMS unter anderem für die Fachkräfte-Initiative „Herzogs Gastgeber“ zuständig. © Marcus Jürgensen | Marcus Jürgensen

Bis auf die Dauergäste auf den Campingplätzen sei es bei den Touristen nicht der Haupturlaub: Im Durchschnitt verbringen diese aber 3,4 Tage im Herzogtum. Hinzu kommen noch die Tagestouristen, die zur Wertschöpfung in der Region beitragen: Schmidt geht hier von rund acht Millionen Gästen aus. Wer allerdings nach wie vor fehlt, sind die Gäste aus Dänemark und Schweden. Die hätten in der Pandemie die eigenen Küsten und Ferienhäuser wieder für sich entdeckt. „Dabei ist unser Kreis bei den Menschen in Dänemark durchaus bekannt“, sagt Carina Jahnke, Leiterin der HLMS-Kommunikation. Kein Wunder: Zwischen 1815 und 1865 war das Herzogtum dänisch.

Ziele für 2025: Touristen aus Dänemark und Radreisen

Diese Touristen zurückzugewinnen, sei die Aufgabe der kommenden Jahre, aber eine schwierige. In Deutschland hat die HLMS keine Stände mehr auf Reisemessen, anders in Dänemark: Gemeinsam mit der schleswig-holsteinischen Tourismusagentur (TASH) waren die Reiseexperten auf der größten dänischen Reisemesse „Ferie for alle“ in Herning weiterhin zu Gast. Doch wegen Kürzungen der Landesmittel hat die TASH diese Messe gecancelt. Ein Fehler, wie Schmidt meint: „Anders als bei uns buchen die Dänen tatsächlich ihre Reisen noch auf dieser Messe.“

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Außerdem ist der Kreis des Projektes „RadReiseRegion“. Zehn Kreise hatte sich für das Landesprojekt beworben, ausgewählt wurden das Herzogtum und die Schlei-Region. Sie erhalten bis 2026 Fördermittel. Mit denen sollen keine neuen Radwege gebaut, sondern die bisherige Infrastruktur auf den vorhandenen Fahrrad-Rundstrecken verbessert und vereinheitlicht werden. So soll es Servicestationen geben, Ladestationen und einheitliche Raststätten für Fahrradtouristen. „Ein Traum wäre ein Fahrradbus, aber das ist in der aktuellen wirtschaftlichen Situation nicht machbar“, so Schmidt. Kleines Manko: Im Deutschland-Ticket ist die Mitnahme eines Fahrrades nicht enthalten und selbst wenn, müssten die Räder im Zug mit Rollstühlen, Rollatoren oder Kinderwagen um die wenigen Plätze konkurrieren. Schmidt: „90 Prozent kommen mit dem Auto und bringen ihr Fahrrad mit, um hier zu Rundtouren zu starten.“

Bewertungssystem im Internet für Rollstuhlfahrer

Auch am Thema Barrierefreiheit arbeitet die HLMS. Das Projekt „Reisen für alle“ zertifiziert barrierefreie Betriebe im Kreis. „Barrierefreiheit ist für eine riesige Zielgruppe wichtig“, sagt Carina Jahnke. Schließlich gehe es um Menschen mit Sehbehinderungen genauso wie Menschen im Rollstuhl. Erstes zertifiziertes Reiseunternehmen im Kreis war das Fahrgastschiff „Lüneburger Heide“. Schmidt: „Barrierefreiheit ist kein Marketing, sondern eine Pflichtaufgabe für die ganze Gesellschaft.“

Zusätzlich ist in den vergangenen Monaten eine kreisweite Online-Karte entstanden. Seit 2010 können Menschen auf der ganzen Welt solche Orte finden, auf wheelmap.org eintragen und über ein Ampelsystem bewerten. In Deutschland wird das Projekt vom Verein Sozialhelden betreut. Im Kreis ist die HLMS das Projekt gemeinsam mit Mario Preusche, Kreisbeauftragter für Inklusion, angegangen. So wurde etwa ein Wanderweg im Naturpark Lauenburgische Seen in Salem auf die Benutzung durch Rollstühle, aber auch Rollatoren oder Kinderwagen überprüft. Mitgemacht hat auch ein Restaurant, das wegen der baulichen Gegebenheiten mit Treppen und Stufen ein „Rot“ im Ampelsystem erhalten hat. Laut Schmidt sei dies dem Betreiber bewusst gewesen. Er wollte ganz einfach Frustmomente bei Rollstuhlfahrern verhindern, die erst vor Ort sehen, dass das Gebäude nicht barrierefrei ist.