Wentorf. Warum die Wunden, die die Stürme „Zeynep“, „Ylenia“ und „Antonia“ Anfang 2022 auf der Lohe gerissen haben, erst jetzt geheilt werden.

Noch bis Freitag, 13. Dezember, sollen im Wald der Wentorfer Lohe junge Eichen und Buchen angepflanzt werden. Hintergrund sind die drei heftigen Winterstürme, die vor fast drei Jahren über Schleswig-Holstein hinweggefegt sind. „Zeynep“, „Ylenia“ und „Antonia“ haben überall im Land schwere Schäden angerichtet. Mit am heftigsten betroffen war das Stiftungsland Wentorfer Lohe vor den Toren Hamburgs.

Seit dieser Woche wird nun endlich wieder aufgeforstet. Auf insgesamt etwa drei Hektar setzt ein Bagger rund 7300 Bäume in die Erde. „Sie sollen die Lücken im Stiftungswald schließen, die während der Stürme entstanden sind, damit wieder ein geschlossenes kühles Waldinnenraumklima entstehen kann“, erläutert Bernd Struwe-Juhl, bei der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, Eigentümerin der Lohe, zuständig für das Wentorfer Naherholungsgebiet mit einer Größe von etwa 240 Hektar.

Nach den Stürmen 2022: Späte Neupflanzungen in der Wentorfer Lohe

„Das ist für viele Waldbewohner überlebenswichtig“, erklärt Struwe-Juhl. Gepflanzt werden hauptsächlich Stieleichen, Hainbuchen und Rotbuchen. „Wir verwandeln den ehemaligen Fichtenforst jetzt in einen heimischen Laubwald“, sagt Martin Schnipkoweit von Silvaconcept, dem von der Stiftung beauftragten Forst-Dienstleister. Angekündigt hatten Schnipkoweit und Struwe-Juhl den Waldumbau bereits vor gut zwei Jahren, als sich die Fans der Wentorfer Lohe entrüsteten, dort seien Bäume gefällt worden.

Bei einem Rundgang durch die Lohe hat Förster Martin Schnipkoweit im November 2022 versucht, die Waldarbeiten zu erklären.
Bei einem Rundgang durch die Lohe hat Förster Martin Schnipkoweit im November 2022 versucht, die Waldarbeiten zu erklären. © Susanne Tamm | Susanne Tamm

Die beiden Forst-Experten hatten dies zurückgewiesen: „Ein Missverständnis“, sagte Martin Schnipkoweit damals. „Damit waren die im Februar vom Sturm gefällten Bäume gemeint. Das waren fast alles Fichten, die wir in den kommenden Jahren ohnehin allmählich herausgenommen hätten – zugunsten eines behutsamen Waldumbaus.“ Die von Menschenhand Gefällten seien nur eine Handvoll Nadelbäume gewesen, die wegen der Verkehrssicherheitspflicht beispielsweise an Wegen oder nahe geparkter Autos abgenommen werden mussten, erklärte er.

Heimische Vogelwelt profitiert vom Waldumbau

Die beiden regenreichen und nassen Folgejahre und das Aussetzen der notwendigen Aufräumarbeiten wegen der Brut- und Setzzeit von Anfang März bis Mitte Juli hätten die Aufforstung verzögert, heißt es vonseiten der Stiftung.

Aber in Zukunft sei der Wald bestens für den derzeit schon deutlich spürbaren Klimawandel gerüstet. Denn Eichen wurzeln deutlich tiefer in den Boden hinein als die nicht heimischen Fichten. Bei Stürmen sind sie also deutlich standfester. „Und die Eichen kommen viel besser mit den höheren Temperaturen klar und trotzen so eher den Extrem-Wetterbedingungen wie Trockenheit und Hitze, die uns in den kommenden Jahren häufiger drohen können“, ergänzt Bernd Struwe-Juhl. Auch die heimischen Pflanzen-, Insekten- und Brutvogelarten, wie beispielsweise Kleiber, Buchfink, Sumpfmeise und Kernbeißer, würden vom Waldumbau profitieren.