Schwarzenbek. Auf dem Bahnsteig sollten elf Betonfundamente für das 86 Meter lange Bahnsteigdach gesetzt werden. Doch plötzlich hieß es „Stopp!“
Böse Überraschung auf dem Schwarzenbeker Bahnhof am Freitagnachmittag: Bei Ausschachtungsarbeiten auf dem Mittelbahnsteig entdeckten die Arbeiter dort plötzlich Kabel, die auf keinem Plan verzeichnet waren. Sofort wurden die Arbeiten gestoppt, denn ob die sogenannten LST-Leitungen (Leit- und Sicherungstechnik) noch in Betrieb waren, wusste niemand. Gefahr bestand nicht, denn der Zugverkehr auf der Bahnstrecke Hamburg-Berlin war zwischen Boizenburg und Bergedorf unterbrochen.
Wichtigster Bestandteil der Leitungen ist die Stellwerkstechnik, mit Hilfe derer das Stellen von Weichen und Signalen für die Züge erfolgt. Sofort zur Hilfe gerufene LST-Techniker der Deutschen Bahn AG testeten die Leitungen und stellten nach einigen Stunden fest, dass es sich um „tote“ Leitungen handelt. Die Rohre, in denen die Kabel verliefen, konnten also bedenkenlos gekappt und die Gruben auf dem knapp vier Meter breiten Bahnsteig weiter ausgehoben werden. Insgesamt elf solcher Gruben gibt es auf dem Bahnsteig.
Teleskopkran hebt tonnenschwere Fundamente
Planmässig wurden dann am Sonnabend per Telekran in die Gruben die Betonfundamente gesetzt, die künftig das 86 Meter lange Bahnsteigdach tragen sollen. Die tonnenschweren Fundamente bestehen aus einer großen Bodenplatte sowie einem Betonpfeiler, aus dem die Gewindestangen ragen, mit dem die Dachpfosten verschraubt werden. Um die Fundamente vom Park&Ride-Platz auf der Nordseite des Bahnhofs auf den Mittelbahnsteig zu hieven, musste der Strom an den Oberleitungen abgestellt werden.
Kein Problem, denn von Mittwoch- bis Sonntagabend, 3. November, ist die Bahnstrecke zwischen Bergedorf und Boizenburg komplett für den Zugverkehr gesperrt. Grund: Neben den Fundamenten wurden im Bereich des Schwarzenbeker Bahnhofs auch zwei Weichen erneuert.
Bauarbeiten gehen weiter, aber Züge fahren wieder
Gute Nachricht für Pendler: Ab Montag, 4. November, fährt nicht nur der Regionalexpress RE1 wieder über die Strecke, sondern auch die S-Bahnen fahren. Wegen Bauarbeiten am S-Bahnnetz war die Strecke zwischen Bergedorf und Berliner Tor ebenfalls gesperrt. Auf diesem Abschnitt konnte aber zumindest der RE1 pendeln.
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Doch den Bahnpendlern droht neues Ungemach: Von Freitag, 8. November, bis Freitag, 15. November, sowie von Mittwoch, 27. November, bis Mittwoch, 4. Dezember, wird die Strecke nach Hamburg noch einmal komplett gesperrt. Zwischen Bergedorf und dem Hamburger Hauptbahnhof werden dann Ersatzbusse fahren. Die Fahrplanänderungen sind bereits in die digitalen Auskunftsmedien wie DB Navigator-App oder auf bahn.de eingepflegt.
Südlicher Bahnsteig wird 2025 verlängert
Eine weitere Sperrung zwischen Hamburg-Bergedorf und Schwarzenbek für den Personenverkehr ist nicht vorgesehen. Die Arbeiten am Schwarzenbeker Bahnhof liegen im Zeitplan und sollen am 14. Dezember abgeschlossen sein. Dazu zählen die Verlängerung des Mittelbahnsteigs auf 220 Meter, ein 86 Meter langes Dach sowie ein taktiles Wegeleitsystem für Menschen mit Sehbehinderungen für alle Bahnsteige und Zuwegungen zum Bahnhof.
Mit so einem Leitsystem wurde auch die Südseite des Bahhofs ausgerüstet. Allerdings wird dieser Bahnsteig 1 im kommenden Jahr noch einmal gesperrt: Dann wird auch er auf 220 Meter verlängert. Ein langes Wetterschutzdach wird dieser Bahnsteig nicht erhalten, da von hier die Züge Richtung Büchen starten, die anders als die in Richtung Hamburg fahrende Wagen weniger stark frequentiert sind. Geplant sind daher nur zwei Unterstände.