Hamwarde. Mit Weltmeistern und Olympioniken: Schießsportwoche genießt exzellenten Ruf. Dank Norman Sausmikat. Doch er hört auf – nach 50 Jahren.
Beim Schützenverein Hamwarde ticken die Uhren anders. So dauert die Schießsportwoche mittlerweile 14 Tage. Die Veranstaltung mit internationalem Renommee ist einfach zu groß geworden, als dass alle Wettkämpfe in einer Woche durchzuführen wären. Diesmal stand die 50. Jubiläumsausgabe an und rund 600 Teilnehmer aus sechs Nationen kamen in den 850-Einwohner-Ort bei Geesthacht – darunter auch mehrfache Weltmeister und aktuelle Olympia-Teilnehmer.
In all den Jahren hat Norman Sausmikat die internationale Schießsportwoche in Hamwarde federführend auf die Beine gestellt. Bereits als junger Mann war der heute 74-Jährige bei der ersten Auflage im Jahr 1972 dabei. Doch 50 Mal – wegen Corona und Bauarbeiten am Schießstand fehlen drei Ausgaben – sind genug. „Ich mache das jetzt 50 Jahre. Es ist Zeit, dass andere Verantwortung übernehmen. Ich möchte auch einfach nur mal beim Turnier zugucken“, sagt Sausmikat.
Internationale Schießsportwoche an 14 Tagen
Die Lücke, die er damit reißt, ist groß. Niemand anderes hat in all den Jahren so viele Kontakte zu anderen Schützen in Europa aufgebaut. So traten diesmal erstmals Teilnehmer aus Belgien in Hamwarde an. Dazu kamen internationale Gäste aus Norwegen, Dänemark, Schweden und den Niederlanden. Selbst aus den USA, Indien oder der Ukraine waren schon Schützen in Hamwarde.
Norman Sausmikat ist während der 14 Tage dabei das Mädchen für alles. Wann immer ein Problem auftaucht, klingelt sein Mobiltelefon. So etwa diesmal, weil ein paar Gäste bei ihrer Ankunft nicht in die gebuchte Unterkunft gelangten. „Ich habe dann den Hotelbesitzer angerufen. Dessen Nummer habe ich nach all den Jahren natürlich“, erzählt der Cheforganisator. Auch einen mit seinem E-Auto gestrandeten Belgier musste Sausmikat aus seiner Not helfen.
Schießstand bildet absolute Ausnahme
Dieses Betüdeln der Teilnehmer, die guten Bedingungen am Hamwarder Schützenstand (Worther Straße 15a) sind das Erfolgsrezept der Veranstaltung. Pro Schießtag kümmern sich mindestens zehn Mitglieder darum, dass alles gelingt. Dänische Schützen dürfen hier sogar Ergebnisse für ihre nationale Rangliste erbringen – auf einem Stand im Ausland ist das die absolute Ausnahme.
Dass der kleine Ort auf der Landkarte der Schützen kein weißer Fleck ist, liegt maßgeblich an Sausmikats früheren Erfolgen. Als dreifacher Deutscher Meister schoss er früher selbst oft im Ausland und knüpfte dabei Kontakte. „Ohne geht es nicht“, sagt Sausmikat. Das führte etwa dazu, dass der Norweger Knut Trulsrud insgesamt 46 Mal bei der internationalen Schießsportwoche dabei war. Diesmal fehlte er aus gesundheitlichen Gründen.
Mit Leistung in Hamwarde bei Olympia ins Finale
Dafür war dessen Landsmann Nils Peter Hackedal gekommen, ein zweimaliger Olympiateilnehmer und Weltmeister. 2024 in Paris war auch die Dänin Rikke Maeng am Start. Diese stellte in Hamwarde einen neuen Veranstaltungsrekord in Dreistellungskampf mit dem Kleinkaliber-Gewehr auf (50 Meter). Von 600 möglichen Ringen schoss sie 592.
Zur Einordnung: „In Paris wäre sie damit ins Finale der besten Acht gekommen. Unsere Rekorde sind so, dass man sich auf Deutschen Meisterschaften schon strecken muss, um auf diese Resultate zu kommen“, ist Norman Sausmikat stolz. 18 neue Rekorde wurden bei der internationalen Schießsportwoche neu aufgestellt. „Ich gehe mit einem Turnier der Superlative“, ist Sausmikat stolz.
Zum Abschied kam selbst Kreispräsidentin Anja Harloff vorbei. Vom Schützenbund Hamburg und Umgegend erhielt er das silberne Ehrenkreuz. Mit kleinen finanziellen Zuschüssen für den Verein gratulierten Hamwardes Bürgermeister Rüdiger Knoop und der Schützenkreis Sachsenwald.
Kleiner Dorfverein mit mehr Schützen als Bergedorf und Geesthacht
In Hamwarde übergibt Norman Sausmikat ein gemachtes Feld. Der kleine Dorfverein ist mit 182 Schützen der zweitgrößte im Schützenkreis Sachsenwald noch vor Bergedorf, Geesthacht oder Reinbek. Nur die Vierländer Schützengesellschaft ist etwas größer (200). Bei der Deutschen Meisterschaft holten die Hamwarde zwei Bronzemedaillen: Rolf van der Velde sowie die Herren IV mit Günter Wodrich, Klaus Mohr und Gregor Sydow.
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In Kathrin Eckert hat Sausmikat zudem ein vielversprechendes Talent aus Hamburg-Rönneburg nach Hamwarde gelockt. Ergebnis: „Sie ist heute unsere Damenbeste und war erstmals bei der DM“, sagt der scheidende Vater der internationalen Schießsportwoche. Die 51. Ausgabe der internationalen Schießsportwoche vom 26. September bis 12. Oktober soll dann ohne ihn über die Bühne gehen – das sind dann 17 Tage.