Lauenburg. Seit 2011 gibt es in der Schifferstadt kein Beratungsangebot vor Ort mehr für Frauen, die Hilfe suchen. Das ändert sich ab sofort.

Es gibt Entscheidungen, die erweisen sich später als falsch. Gut, wenn man sie dann korrigiert. Im Jahre 2011 war Lauenburg in einer miserablen finanziellen Lage. Im Rahmen der Konsolidierung standen auch die freiwilligen Leistungen der Stadt auf dem Prüfstand: Einige blieben bestehen. Andere wurden von der Politik gekippt, so auch die finanziellen Zuwendungen für die Frauenberatungsstelle des Kreises in Schwarzenbek.

Damit war Lauenburg die einzige Stadt im Kreis, die dem Trägerverein Frauen in Not keinen finanziellen Ausgleich zahlte – und damit auch die einzige, in der es keine Beratung vor Ort mehr gab. Jetzt hat die Stadtvertretung beschlossen, im kommenden Haushalt wieder Mittel dafür einzustellen.

446 Frauen suchten 2020 Hilfe bei der Beratungsstelle von Frauen in Not

Trotzdem es über zehn Jahre lang kein Geld gab, waren die Türen der Beratungsstelle für Lauenburgerinnen nicht verschlossen, wie Sabine Wöhl im August vergangenen Jahres in der Sitzung des Ausschusses für Bürgerangelegenheiten berichtete.

Die Zahlen, die sie nannte, sprechen eine deutliche Sprache. 446 Frauen aus dem Kreis hatten 2020 Hilfe in der Beratungsstelle des Vereins Frauen gesucht. Die meisten von ihnen waren Opfer häuslicher Gewalt geworden. In solchen Fällen sind die Beraterinnen oft die ersten, denen sich die Betroffenen anvertrauen. Sie vermitteln Hilfsangebote oder einen Platz im Frauenhaus und machen den Frauen Mut für einen Neustart.

Lauenburger Polizei arbeitet eng mit der Frauenberatungsstelle zusammen

Oft ist es erst ein Polizeieinsatz im häuslichen Umfeld, der die Not der Frauen offenbart. „Wir arbeiten eng mit der Frauenberatungsstelle in Schwarzenbek zusammen. Wenn wir in Fällen häuslicher Gewalt beispielsweise eine Platzverweisung gegenüber dem Täter aussprechen, informieren wir die betroffenen Frauen über diese Hilfsmöglichkeit“, sagt Hauptkommissar Klaus Scheipers von der Polizeistation Lauenburg.

Die Beraterinnen aus Schwarzenbek seien in solchen Fällen wichtige Ansprechpartnerinnen. Allerdings, so der Polizeibeamte, sei es gut, künftig wieder eine Beratungsmöglichkeit vor Ort zu haben. „Möglicherweise bekommen die Frauen Hilfe, bevor die Situation eskaliert und wir gerufen werden“, hofft er.

Aktion „Stri(c)kt gegen Gewalt in Lauenburg“ mit Adress-Flyern

Auch Gleichstellungsbeauftragte Friederike Betge begrüßt die Entscheidung der Stadtvertreter. „Das war überfällig. Nicht alle betroffenen Frauen können mal einfach so heimlich nach Schwarzenbek fahren, um sich Hilfe zu suchen.“ Allerdings sei der Faden zu der Schwarzenbeker Beratungsstelle nie abgerissen. Bei den mehrmaligen Aktionen „Stri(c)kt gegen Gewalt in Lauenburg“ waren immer auch Mitarbeiterinnen der Frauenberatungsstelle dabei.

Die Idee dahinter: Große Gegenstände, zum Beispiel Fahrräder, wurden kunterbunt umstrickt oder umhäkelt und auffällig im Stadtgebiet abgestellt. In daran angebrachten Körben lagen Flyer mit Kontaktadressen und Hilfsangeboten für Frauen in Not, die einfach mitgenommen werden konnten.

Künftig gibt es zweimal im Monat Beratungen in Lauenburg

Bereits im September vergangenen Jahres beschloss der Ausschuss für Bürgerangelegenheiten auf Antrag der Grünen, dass Lauenburg den Verein wieder finanziell unterstützen soll. Das letzte Wort dazu hatten jetzt die Stadtvertreter. Künftig zahlt die Stadt Lauenburg an die Frauenberatungsstelle des Kreises jährlich 3240 Euro. Dafür gibt es zwei monatliche Sprechstunden in der Stadt von jeweils vier Stunden. darüber hinaus erhält der Verein Frauen in Not eine jährliche Unterstützung von 1600 Euro.

Hier gibt es Hilfe: Der Verein Frauen in Not ist 24 Stunden am Tag unter Telefon 04151/8 13 06 erreichbar.