Lauenburg. Netzwerk Wenn Nachbarschaftsstreit eskaliert oder Mitmenschen überfordert sind
Sich gegenseitig helfen, freundlicher Klönschnack am Gartenzaun, wahrgenommen werden und Interesse für den Mitmenschen zeigen: Von guter Nachbarschaft profitieren Jung und Alt. Doch wie kann sie entstehen, wenn es Sprachbarrieren gibt, wenn Nachbarn pflegebedürftig sind? Oder wenn nebenan gar Menschen wohnen, die gewaltbereit sind? Darum ging es beim jüngsten Bürgerdialog, zu dem Claudia Löding, Quartiersmanagerin der Arbeiterwohlfahrt für Lauenburg Mitte, eingeladen hatte. Im Mittelpunkt: Das Netzwerk „Gewaltprävention“, das sich im März auf dem Aktionstag „Stri(c)kt gegen Gewalt“ zusammengefunden hatte.
„Wir haben an Thementischen diskutiert, wie man mit Problemen in der Nachbarschaft umgehen kann“, berichtet Claudia Löding. Insbesondere bei der Information wollen alle Beteiligten künftig verstärkt zusammenarbeiten. „Gerade bei der häuslichen Gewalt gilt es, immer wieder hinzugucken, nachzufragen und nicht abzuwarten“, machte Sabine Wöhl, Sozialpädagogin bei der Frauenberatung in Schwarzenbek, deutlich. Auch in der Pflege ist Gewalt immer wieder ein Thema, weiß Barbara Hergert vom Demenznetz: Da gibt es Kranke, die ihre pflegenden Angehörigen im Zustand größter Verwirrung schlagen. Oder die Angehörigen sind so stark belastet, dass sie körperliche oder psychische Gewalt anwenden.
Ute Heitmann, neue Leiterin des Awo-Familienzentrums am Graf-Bernhard-Ring, berichtete, dass Gewalt in den Familien immer wieder ein Thema ist. Und auch in den Sprechstunden der Lauenburger Gleichstellungsbeauftragten Friederike Betge geht es unter anderem darum. „Viele Menschen stehen heute unter großem Druck, durch Überforderung entsteht Gewalt“, sagt Quartiersmanagerin Claudia Löding. Darum sei es wichtig, Aufmerksamkeit zu schaffen und über Beratungsmöglichkeiten zu informieren. „Wir müssen schauen, wie wir gemeinsam Familien, Senioren und pflegende Angehörige entlasten können.“
Auch Sabine Vogel vom Nachbarschaftstreff ToM und Heide Harris, Kreisvorsitzende des Arbeitskreises sozialdemokratischer Frauen, gehören zum Netzwerk Gewaltprävention. „Wir wollen weitermachen und noch mehr Mitglieder werden“, so Löding. Zum nächsten Treffen am Donnerstag, 21. Juni, sind alle Interessierten willkommen. Beginn ist um 18.15 Uhr im Haus der Begegnung, Fürstengarten 29.
Außerdem plant das Netzwerk einen Flyer und eine Ausstellung. Die Präsentation „Warnsignale“ soll vom 7. bis 16. September an wechselnden Orten in Lauenburg gezeigt werden, zur Eröffnung gibt es eine Lesung. Die Ausstellung zeigt in Komikform, woran Frauen gewalttätige Strukturen in ihrer Beziehung erkennen können.