Lauenburg. Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz stellt eine Öffnung ab Ostern in Aussicht. Doch es gibt viele Auflagen.

Wenn die Sonne scheint, schlendern viele Besucher durch die Lauenburger Altstadt. Weil man sich in den engen Gassen schlecht aus dem Weg gehen kann, gilt hier am Wochenende seit kurzem sogar eine Maskenpflicht. Auch die idyllische Lage an der Elbe macht Lauenburg zu einem beliebten Ausflugsziel. Doch wenn der Tag zu Ende geht, wird es still. Aufgrund der coronabedingten Bestimmungen sind die Hotels derzeit geschlossen, und so bleibt niemand über Nacht in der alten Schifferstadt.

Einen besonders schönen Blick über die Elbe hat man in der Oberstadt vom Hotel Bellevue aus. Die Gäste wissen das ebenso zu schätzen, wie die Einrichtung im Stil der 1960er-Jahre. Thomas Timm ist Geschäftsführer des Bellevue. Seit 1956 betreibt seine Familie das Hotel. „Alle Mitarbeiter sind derzeit in Kurzarbeit. Je nach Saison beschäftigen wir zehn bis 15 Leute“, berichtet er.

Hotel Bellevue in Lauenburg: Vereinzelt Monteure oder Geschäftsreisende

Derzeit übernachten vereinzelnd Monteure oder Geschäftsreisende im Haus. Eine längere Vorlaufzeit, wieder zu öffnen, brauche er nicht. „Wir sind zuversichtlich, dass sich, wenn die Genehmigung da ist, schnell wieder Touristen bei uns einbuchen werden“, sagt Timm.

Sönke Ellerbrock aus dem „Schifferhaus“ machen die Stornierungen Sorgen.
Sönke Ellerbrock aus dem „Schifferhaus“ machen die Stornierungen Sorgen. © Denise A. Funke | Denise Ariaane Funke

Sönke Ellerbrock betreibt das 58- Betten-Hotel „Zum alten Schifferhaus“. Ihm machen derzeit die vielen Stornierungen zu schaffen. „Im Oktober 2020 war das Haus zu 85 Prozent belegt, jetzt sind es nur noch sieben Prozent“, sagt er. Insgesamt würden die stornobedingten Umsatzverluste in einem sechsstelligen Bereich zu Buche schlagen.

Betreiber haben Muffe vor der großen Wiedereröffnung

Es sind nicht seine einzigen Probleme. „Ich habe richtig Muffe vor der Wiedereröffnung. Die Hälfte der Tische fällt durch die Beschränkungen weg. Im Prinzip brauche ich aber doppelt so viel Personal. Die vielen Auflagen bringen einen großen Arbeitsaufwand mit sich“, sagt Ellerbrock. So müssten Tische schriftlich reserviert, Toiletten und sogar Stuhllehnen regelmäßig desinfiziert werden.

Birgit Schmidt betreibt seit etwa viereinhalb Jahren das Gästehaus „Von Herzen“. Die 56-Jährige sieht der kommenden Saison optimistisch entgegen. „Bei uns ging die Saison eigentlich immer ab dem 1. April los. Mit Glück könnten wir es also rechtzeitig schaffen. Ich bin auch keine Gegnerin der notwendige Beschränkungen. Wir müssen da jetzt alle durch“, ist sie überzeugt.

Gäste haben sich an die Hygiene-Regeln gewöhnt

Der vergangene Sommer sei sogar ausgesprochen gut gelaufen. „Wir hatten viele Gäste, die teilweise zwischen fünf und zehn Tage bei uns verbracht haben. So etwas gab es in dem Maß zuvor noch nicht“, erzählt sie. Aus ihrer Erfahrung heraus hätten viele Menschen ihren Urlaub lieber in Deutschland verbracht, als in die Ferne zu fliegen.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Derzeit übernachten auch im Gästehaus „Von Herzen“ ab und zu Geschäftsreisende und Monteure. Einen Vorlauf für die komplette Öffnung brauche auch sie nicht. „Das Hygienekonzept steht. Die Gäste haben sich in den vergangenen Monaten gut an die neuen Regeln gewöhnt“, ist sie überzeugt.

Urlauber setzen auf kurzfristige Stornierungen

Thorsten Klare vermietet in Lauenburg eine von rund 40 Ferienwohnungen. „Gewöhnlich ist von Januar bis Anfang April Saure-Gurken-Zeit. Die anderen Monate sind wir normalerweise ausgebucht“, sagt er. Die coronabedingte Schließung während des ersten Lockdowns habe er durch den vergangenen Sommer wettmachen können. Die Sommersaison sei zwar kurz, aber von der Auslastung intensiv gewesen.

„Erste Buchungen für dieses Jahr gibt es jetzt auch schon“, freut sich Thorsten Klare. Allerdings: „Die Gäste lassen sich nicht mehr auf die sonst üblichen Stornogebühren ein, sondern wollen im Ernstfall kurzfristig stornieren können“, hat er festgestellt.

Gabriele Seidel ist Leiterin der Jugendherbergen „Am Sportplatz“ und „Zündholzfabrik“. „Die Buchungen von Schulklassen wurden nahezu komplett storniert. Allerdings hatten wir im vergangenen Jahr mehr Einzelpersonen und Familien zu Gast“, berichtet sie. Insgesamt hätten sich die Gästezahlen in den beiden Lauenburger Jugendherbergen 2020 nahezu halbiert.

"In Beherbergungsbetrieben gibt es ein ausgesprochen niedriges Infektionsrisiko"

Noch es gibt Hoffnung auf eine baldige Öffnung von Gastronomie und Beherbergungsbetrieben in Schleswig-Holstein. Am Mittwoch informierten Wirtschaftsminister Bernd Buchholz und die Geschäftsführerin der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein, Bettina Bunge, über die Voraussetzungen dafür.

„Nach Aussage der Virologen gibt es in Beherbergungsbetrieben ein ausgesprochen niedriges Infektionsrisiko“, so der Minister. Demzufolge sei eine Perspektive für diese Branche erforderlich. Je nachdem, wie sich die Infektionslage entwickele, könne er sich eine Öffnung ab 1. April, also noch vor Ostern vorstellen. Voraussetzung seien umfassende Hygiene- und Abstandskonzepte, Testmöglichkeiten der Besucher auch in den Hotels oder Gasthäusern sowie die Einführung von Möglichkeiten der digitalen Kontaktnachverfolgung. Buchholz stellte außerdem klar: Schleswig-Holstein werde sich nicht abschotten. Tourismus mache nicht an der Landesgrenze halt.