Lauenburg. Die modernen Fahrradabstellanlage am Lauenburger Bahnhof ist nicht abschließbar. Ein Schildbürgerstreich?

Mit dem Rad zum Bahnhof und weiter mit dem Zug – für viele Lauenburger Pendler ist das eine gute Alternative zur Fahrt mit dem Auto. Vorausgesetzt natürlich, das Rad kann sicher und vor Wetter geschützt bis zum Feierabend abgestellt werden. Regen kann den Fahrrädern in den neuen Fahrradboxen am Bahnhof kaum etwas anhaben, denn die Anlage ist überdacht und an den Seiten geschlossen. Beim Thema Sicherheit müssen sich die Nutzer allerdings auf ihr eigenes Fahrradschloss verlassen, denn die Türen sind nicht abschließbar.

Mittlerweile gibt es solche Abstellanlagen für Fahrräder in fast jeder mittelgroßen Gemeinde. Die meisten Kommunen entscheiden sich für ein kostenpflichtiges, abschließbares System. Doch offenbar sind viele Radfahrer gar nicht gewillt, sich die zusätzliche Sicherheit etwas kosten zu lassen, wie ein Blick in Nachbarkommunen zeigt. In Büchen, Müssen und Schwarzenbek kostet ein abschließbarer Stellplatz 10 Euro pro Monat, in Geesthacht werden 15 Euro fällig. Allerdings sind in allen vier Orten die kostenpflichtigen Plätze längst nicht alle belegt.

Kostenpflichtige Radstellplätze werden nur zögerlich genutzt

„Wir wollen ja die Menschen animieren, vom Auto auf das Fahrrad umzusteigen, deshalb haben wir uns zunächst entschieden, keine kostenpflichtigen Plätze anzubieten“, sagt Benjamin Plate aus dem Lauenburger Bauamt. Das Modell, das in Lauenburg zum Einsatz kam, bietet 40 Plätze in zwei Modulen an. Die Fahrräder können in zwei Etagen übereinander abgestellt werden. Geschlossen werden die Boxen durch eine Schiebetür. Beauftragt mit der Errichtung der beiden Abstellboxen war die Firma Kienzler Stadtmobiliar, die in Norddeutschland marktführend für solche Anlagen ist.

In den ersten Tagen nach der Aufstellung standen nur wenige Fahrräder in den beiden Boxen. Insbesondere die oberen Bügen wurden kaum genutzt. Stattdessen standen die Räder am Gelände unmittelbar vor dem Eingang des Bahnhofes dicht an dicht. Mittlerweile hat sich das Bild geändert. „Es sieht so aus, als würde das 9-Euro-Ticket Wirkung zeigen. Möglicherweise fahren jetzt mehr Leute mit dem Fahrrad zum Bahnhof und steigen hier in die Bahn“, vermutet Lauenburgs Klimaschutzbeauftragter Ralf Monecke. Gefördert wurden die beiden Abstellanlagen am Bahnhof über die sogenannte Bike+Ride-Offensive. Das Programm ist eine Kooperation des Bundesumweltministeriums und der Deutschen Bahn. Bis Ende des Jahres sollen im Rahmen dieses Programms 100.000 Bike+Ride-Plätze deutschlandweit errichtet werden.

Eine der Abstellboxen soll künftig abschließbar sein

Ein weiteres Förderprogramm will die Stadt nutzen, um die Radparkanlage am Lauenburger Bahnhof zu erweitern. Der Bund unterstützt mit seinem Sofortprogramm „Stadt und Land“ Kommunen bei dem Aufbau eines sicherer Radverkehrssystems. „Wir haben uns dafür beworben, um Ladeschließboxen anzuschaffen“, sagt Monecke. In denen kann dann Gepäck deponiert oder Fahrrad-Akkus aufgeladen werden.

Geplant ist, die Schlüssel gegen die Errichtung einer Pfandgebühr auszugeben. Weitere Kosten sollen nicht entstehen. Positiver Nebeneffekt: Dieser Schlüssel passt dann auch für eine der beiden Abstellboxen, die dann verschließbar gemacht werden soll. „Wenn unser Antrag bewilligt wird, können die Fahrräder der Schlüsselinhaber sicherer abgestellt werden. Wer spontan sein Rad abstellen möchte, findet in der offenen Box dafür Platz“, erklärt Benjamin Plate.

Fahrradreparaturstation komplettiert die Anlage am Bahnhof

Für kleinere Reparaturen oder bei platten Reifen können Radfahrer am Bahnhof die Reparaturstation nutzen. Gestiftet wurde diese von den Versorgungsbetrieben Elbe. Die Säule bietet nicht nur Luft samt Adapter für alle gängigen Ventile. Auch Reifenheber, Schraubenschlüssel und Inbusschlüssel sind darin vorhanden.

Solche Station gibt es aber nicht nur am Bahnhof. Seit gestern können sich Radfahrer bei Bedarf auch am Lauenburger ZOB selbst helfen. Eine weitere Reparatursäule stiftet der Bürgerverein Pro Lauenburg. Ein Platz dafür wird noch gesucht.