Siebeneichen. Vier Wochen lang gibt es Kunst, Kultur und Musik beim Kultursommer am Kanal. Wann es los geht und worauf sich Besucher freuen können.
Der Kultursommer am Kanal kehrt zu seinen Ursprüngen zurück: Am Sonnabend, 18. Juni, wird das vierwöchige Festival in Siebeneichen eröffnet – am Elbe-Lübeck-Kanal. Die Wasserstraße ist Namensgeber des Festivals, das zum 17. Mal von der Stiftung Herzogtum Lauenburg ausgerichtet wird. Siebeneichen ist aber auch wegen des großen Kunsthandwerkermarktes, der sich durch den gesamten Ort bis zur Fähre Siebeneichen zieht, für Stiftungspräsident Klaus Schlie ein „Geburtshelfer des Festivals“.
Erfahrung aus Pandemie hat Teamgeist und Flexibilität gestärkt
Für Intendant Frank Düwel, der seit 2009 für das Festival verantwortlich ist, ist Siebeneichen auch aus einem anderen Grund bemerkenswert: „Damit wir gut zusammenarbeiten, ist viel Ehrenamt notwendig. Das ist ein wesentlicher Teil von Kunst, Kultur und unserem Gemeinwesen.“
Der Kunsthandwerkermarkt, der bisher von Profis als kommerzielle Veranstaltung durchgeführt wurde, wird nach zweijähriger Corona-Pause jetzt von der Gemeinde ehrenamtlich weitergeführt – mit vielen Helfern. Weil die aber in den am 4. Juli beginnenden Sommerferien in den Urlaub wollen, wurde der Kunsthandwerkermarkt von seinem traditionellen Termin am Ende des Festivals kurzerhand an dessen Anfang verlegt.
Kanu-Wandertheater erst Ende August
Dies sei eine Lehre aus der Corona-Zeit, so Düwel: „Wir haben gelernt, dass wir zusammenhalten müssen.“ Das gilt auch für das Kanu-Wandertheater, das in diesem Jahr auf den 26. August verlegt wurde – außerhalb der eigentlichen Festivalspielzeit.
Der Grund: Regisseurin Michelle Stoop ist Mutter geworden und kann das Stück, bei dem die Zuschauer in Kanus auf dem Schaalseekanal an den einzelnen Szenen vorbei paddeln, nicht wie sonst im Juli inszenieren. Die Buchung für die fünf Touren ist vom 19. Juli an unter info@kultursommer-am-kanal.de möglich.
200 Programmpunkte im Kreis
Insgesamt bietet der Kultursommer vom 18. Juni bis 18. Juli mehr als 200 Einzeltermine in fünf Städten und 32 Dörfern unter dem Motto „Die ganze Welt … am Wegesrand“. Eine große Rolle spielt dabei das Landschaftstheater:
Neben „Dido und Aeneas“ auf dem Schaalseekanal können Zuschauer auch Bismarck und seinen Förster durch den Sachsenwald (9. und 10. Juli) sowie beim „Zauberberg“ nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Mann die Darsteller bei ihrer „Liegekur in drei Kapiteln“ (16. und 17. Juli) begleiten.
Auf den Spuren von Günter Grass im Lauenburgischen
Ein weiterer Höhepunkt des diesjährigen Festivals ist die „Tour de Grass“: Am 3. Juli geht es per Fahrrad von Berkenthin nach Behlendorf auf den Spuren des Literaturnobelpreisträgers Günter Grass (1927-2015). Was die wenigsten wissen: Der in Danzig geborene Autor lebte von 1987 bis zu seinem Tod in Behlendorf, wo sich auch seine Grabstätte befindet.
„Es ist ein Phänomen“, sagt Kreispräsident Meinhard Füllner (CDU), der selber als bildender Künstler aktiv ist: „Wir haben im Kreis zwar auch Künstler wie Weber oder Goedtke, aber über Jahrzehnte lebte auch ein Nobelpreisträger unter uns und es gab praktisch null Kontakt.“ Den hat jetzt das Lübecker Günter-Grass-Haus gesucht und Düwel kontaktiert.
Mit dem Rad auf den Spuren von Günter Grass
Am Sonntag, 3. Juli, geht es um 16 Uhr von Berkenhtin nach Behlendorf. Bisher gibt es die Tour als App fürs Smartphone: Schauspielerin Katharina Thalbach liest in der vom Bundeslandwirtschaftsministerium und der Stecknitz-Region geförderten App Auszüge aus Grass’ Werken.
Auch bei der Radtour ist die App hilfreich. Julia Wittmer, Kuratorin des Grass-Hauses, ist aber dabei und gibt weitere Infos. An die Radtour schließt sich eine Lesung mit dem Schauspieler Wolfgang Häntsch in Behlendorf an.
Neue Kooperationen angefragt
Doch dies ist nicht die einzige neue Kooperation, über die sich der Intendant freut: „Bisher war es so, dass die Initiative häufig von uns ausging. Jetzt aber werden wir zunehmend angefragt.“ So etwa von der Gemeinde Basthorst, die mit einer ganzen Reihe von KulturSonntagen im Programm vertreten ist.
Oder von der Stadt Lauenburg, die den Balkon des Elbschifffahrtsmuseums für ein „Konzert am Wegesrand“ nutzen will. „Es gibt auch gute Gespräche mit den Rotariern, deren Werftkonzert im kommenden Jahr ebenfalls im Rahmen des Kultursommers stattfinden könnte“, so Düwel.
Eröffnungsfeier als Zeichen der Wertschätzung für Dörfer im Kreis
Als eine Ehre sieht Siebeneichens Bürgermeister Jan Lucas die Vergabe des Eröffnungsfestes an seine Gemeinde. Die dafür vom Festival aufgebaute Infrastruktur bleibt stehen und wird am Sonntag, 19. Juni, von der Gemeinde genutzt. Auf der Bühne vor der Kirche gibt es ein eigenes Veranstaltungsprogramm, dazu etwa 35 Stände von Kunsthandwerkern und einen Kinderflohmarkt. Anmeldung: gemeinde-siebeneichen@t-online.de.
Das Programm „Der Reisebegleiter“ liegt bei allen beteiligten Gemeinden, in den Tourist-Büros und den Filialen der Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg aus. Alle Termine auf der Webseite www.kultursommer-am-kanal.de. Reservierungen unter 04542/870 00 oder an info@stiftung-herzogtum.de.