Ratzeburg. Mit Vereinbarung zu „Wohnen Inklusiv“ gibt eine Arbeitsgruppe den Startschuss für den Kreisaktionsplan Inklusion.
Es mangelt deutschlandweit an geeigneten Wohnungen für Menschen mit Behinderung oder für Wohngruppen sowie auch an barrierefreien Wohnungen für Senioren. Wie groß die Lücke ist, lässt sich kaum verlässlich einschätzen, auch nicht in einzelnen Städten und Gemeinden oder für den gesamten Kreis Herzogtum Lauenburg. Im Lauenburgischen wollen sich jetzt ein gutes Dutzend Organisationen, Wohnungsbauunternehmen und Genossenschaften vernetzen, um dem Problem gemeinsam zu begegnen.
Unter der Überschrift „Wohnen Inklusiv“ haben die Beteiligten vergangene Woche im Beisein von Landrat Christoph Mager und der Kreisbehindertenbeauftragten Kirsten Vidal ihre Unterschriften unter eine entsprechende Vereinbarung gesetzt. Sie ist das erste Ergebnis des 2020 vorgestellten Kreisaktionsplanes Inklusion.
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Die unterzeichnete Vereinbarung werten die Teilnehmer als erstes Etappenziel. Sie sei ein „wichtiger Schritt nach vorn, um gemeinsam Verantwortung zu übernehmen“, würdigte Christoph Mager nach der Unterzeichnung im Rokokosaal des Kreismuseums den Vorgang.
Wohnraum soll schnell ausfindig gemacht und vermittelt werden
Die von einer Arbeitsgruppe selbst gesetzte Aufgabenstellung ist umfassend. Sie reicht von der Koordination von Angeboten und Bedarfen bis ganz praktisch zur Zusage, im entstehenden Netzwerk die Wege zwischen Anbietern und Nachfragern zu verkürzen, damit benötigter Wohnraum schneller ausfindig gemacht und zielgenauer vermittelt wird.
Die Koordination übernimmt zunächst Stephanie Gömann vom Lebenshilfewerk Mölln-Hagenow. Später könnte ein neues Inklusionsbüro diese und weitere Aufgabenstellungen aus dem Kreisaktionsplan übernehmen beziehungsweise koordinieren, hofft Siegfried Bethge. Der Behindertenbeauftragte in der Stadt Lauenburg war als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft an der Erarbeitung von Wohnen Inklusiv beteiligt. „Eigentlich war dieses Inklusionsbüro bereits auf dem Weg. Doch im Kreissozialausschuss wurden jüngst Stimmen laut, die meinen, der gesamte Kreisaktionsplan ließe sich auch ohne Inklusionsbüro umsetzen.“
Zum gesamten Bestand gibt es keine gesicherten Erkenntnisse
Das ist keineswegs das einzige Problem. Bethge: „Es gibt bislang keine verlässlichen Zahlen zum Bedarf, soweit ich weiß auch keine umfassenden Daten zum Bestand derartiger Wohnungen.“ Die Vereinbarung nehme vor allem die Situation von Menschen mit Behinderung in den Fokus, „das hilft zugleich jedoch auch den Senioren, die ebenfalls auf entsprechend ausgestattete, barrierefreie Wohnungen angewiesen sind“.
Die Städte Geesthacht und Schwarzenbek wie auch der Kreis müssen auf Fragen nach dem Bedarf für entsprechende Wohnungen ebenfalls passen. Auch zum gesamten Bestand gibt keine gesicherten Erkenntnisse. Für die Erhebung mangelt es allgemein an der notwendigen Datenbasis.
Mit der Vernetzung sollen Zahlen und Fakten zielgenau geklärt werden
„Wir wissen, wo aktuell sozial geförderte Wohnungen gebaut werden, etwa von der Firma Züblin in unserer Hafencity“, erläutert Torben Heuer, Sprecher der Stadt Geesthacht. „Dazu zählen auch alten- und behindertengerechte Wohnungen.“ Zu derzeit von Eigentümern selbst genutzten barrierefreiem Wohnraum gebe es jedoch ebenso wenig belastbare Zahlen wie zu behindertengerechten Wohnungen ohne öffentliche Förderung. Zu Fragen nach Bedarf und Bestand muss auch Tobias Frohnert, Sprecher des Kreises Herzogtum Lauenburg, passen. Über derartige Daten verfüge auch die Kreisverwaltung nicht „Mit der vereinbarten Vernetzung wollen wir auch versuchen, die Zahlen und Fakten zielgenau zu klären.“
Dass viele Akteure bereits dabei sind, andere, wie die etwa die stadteigene WoGee in Geesthacht noch nicht, sei nur eine Momentaufnahme, betont Frohnert. „Für die Arbeitsfähigkeit einer solchen Arbeitsgruppe ist es wichtig, dass die Zahl der Teilnehmer nicht zu groß ist.“ Es könnten sich weitere Akteure anschließen: „Unter der Vereinbarung ist noch viel Platz für weitere Unterschriften.“
Diese Unternehmen haben die Vereinbarung unterzeichnet
Unterzeichner der Vereinbarung „Wohnen Inklusiv“ sind die Neue Lübecker – Norddeutsche Baugenossenschaft eG, die Elbe-Geest Immobilien GmbH, die Semmelhaack Wohnungsunternehmen, Kroll-Immobilien sowie die Gemeinnützige Kreisbaugenossenschaft Lauenburg eG. Aufseiten der Leistungserbringer in der Arbeit für Menschen mit Behinderung sind der Verein Anker e.V., Arbeit nach Maß e.V., die Brücke Schleswig-Holstein gGmbH, das Lebenshilfewerk Herzogtum Lauenburg gGmbH, die Paritätische Pflege Schleswig-Holstein gGmbH, der Pflegestützpunk Herzogtum Lauenburg, die Soziale Arbeit und Integration gGmbH, die Viktor E. Frankl Häuser – Gesellschaft für Sozialtherapeutische Einrichtungen mbH, die Vorwerker Diakonie gGmbH sowie die Südstormarner Vereinigung für Sozialarbeit e.V. von Anfang an mit dabei.
Eine Ausweitung von „Wohnen Inklusiv“ in den Nachbarkreis Stormarn ist jedoch nicht geplant, bestätigt Frohnert: „Die Südstormarner Vereinigung engagiert sich auch im Kreis Herzogtum Lauenburg.“