Lauenburg. Der Maibaum soll Bewohner des Ortes vor Unheil bewahren. In Lauenburg steht er in diesem Jahr auch für Solidarität mit der Ukraine
Die Tradition geht schon auf das 19. Jahrhundert zurück: Der Maibaum soll die Bewohner des Ortes vor Krankheit und Unheil bewahren. Auf den mit Wappen und Bändern geschmückten Mast mussten die Lauenburger in den vergangenen zwei Jahren zwar nicht verzichten, doch die beliebte Zeremonie fiel coronabedingt aus. In diesem Jahr lädt der Bürgerverein Pro Lauenburg wieder zur traditionellen Aufstellung des Maibaumes ein. Am Sonntag, 1. Mai, tragen Lauenburger Zimmerleute den 16 Meter langen Mast zur Alten Wache. Pünktlich um 11 Uhr wird dieser dann aufgerichtet. Worauf dann alle warten: Auf den traditionellen Zimmermannsklatsch nach dem üblichen Schluck Korn: „Darum aufgeschaut, fest Gerüst gebaut und auf seinen Kamerad vertraut.“ Danach folgt eine Benefizveranstaltung.
Benefizveranstaltung für Ukraine-Flüchtlinge
Nach der Zwangspause in den vergangenen zwei Jahren soll es in diesem Jahr wieder ein buntes Rahmenprogramm rund um die Aufstellung des Maibaumes geben. Traditionell organisiert der Bürgerverein Pro Lauenburg dieses Spektakel.
Die Aufstellung des bunten Mastes wird vom Musikzug Lauenburg begleitet. Für das leibliche Wohl der Besucher sorgt das Deutsche Rote Kreuz mit Grillwurst, Kaffee und Kuchen. Ein Team von Pro Lauenburg schenkt dazu Wein, Sekt und natürlich auch alkoholfreie Getränke aus.
„Unsere Maibaumaufstellung soll wieder ein fröhlicher Frühschoppen für die ganze Familie werden“, wünscht sich der Vorsitzende von Pro Lauenburg, Gerhard Pehmöller. Normalerweise würde sich der stimmungsvolle Vormittag dann langsam dem Ende zuneigen – nicht jedoch in diesem Jahr.
Schutz vor Unheil soll auch für Flüchtlinge gelten
Diesmal soll der Maibaum am Löwenbrunnen nämlich nicht nur Lauenburg und seine Bewohner vor Unheil und Not bewahren. Täglich erschüttern die Nachrichten vom russischen Angriffskrieg auf die Ukraine auch die Lauenburger. Mittlerweile haben rund 120 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in der Stadt Schutz gefunden.
Es ist sicher ein Zufall, dass der Maibaum dann ganz in der Nähe der Begegnungsstätte „SML Individuell“ steht. Wie berichtet haben sich im ehemaligen Aldi an der Alten Wache ehrenamtliche Helfer zusammengefunden, die den aus der Ukraine geflüchteten Menschen eine Anlaufstätte bieten. Hier gibt es Zuspruch, Informationen, Kleidung und vor allem die Möglichkeit, sich zu treffen.
Zugunsten dieser Begegnungsstätte schließt sich am 1. Mai gegen 12.15 Uhr eine Benefizveranstaltung an der Alten Wache an. „Die Menschen in der Ukraine erleben so viel Schlimmes. Wir möchten ein positives Zeichen setzen“, sagt Koordinatorin Heide Harris.
Alle Beteiligten verzichten auf Gage oder Honorar
Normalerweise bedarf es für die Organisation einer solchen Veranstaltung einer längeren Vorbereitungszeit. Doch diesmal war es nicht schwer, Mitwirkende zu finden. Dabei ist unter anderem Jazz-Ikone Janice Harrington mit Schülern der Weingartenschule. Begleitet wird sie von Werner Gürtler auf der Trompete und Gitarrist Dylan Vaughan. Auch die Lauenburger Band Musiküsse beteiligt sich an dem Konzert.
Die Volkstanzgruppe De Kohlplanters ist ebenso dabei wie die Turner der Lauenburger Sportvereinigung. Außerdem ist eine Versteigerung vorgesehen. Der Lauenburger Fotograf Dirk Eisermann stellt dafür eine Fotoleinwand zur Verfügung.
Organisatoren bitten um Spenden
Auch der Ortsjugendring beteiligt sich an der Veranstaltung. Mit Straßenkreide können Kinder den Platz an der Alten Wache fantasievoll gestalten. Außerdem können sich die kleinen Besucher auf einer großen Hüpfburg austoben – kostenlos zur Verfügung gestellt von Verleiher Olaf Hermann aus Lauenburg.
Feste Eintrittspreise gibt es nicht. Die Organisatoren werden mit Sammelbüchsen unterwegs sein und um Spenden bitten. Das Geld wollen die Helfer der Begegnungsstätte unter anderem nutzen, um Deutschkurse für die Geflüchteten aus der Ukraine zu organisieren.
Die Lauenburger Sportvereinigung bietet den Betroffenen außerdem an, für einen begrenzten Zeitraum die Sportangebote kostenlos zu nutzen. Eine Überraschung wird es außerdem von Pro Lauenburg geben. Vereinschef Gerhard Pehmöller kündigt eine größere Spende an.