Geesthacht/Lauenburg. Die Recyclinghöfe im Kreis seien vielerorts viel zu klein, um die geforderte Menge Grünabfälle anzunehmen – noch dazu kostenlos.

Die Abfallwirtschaftsgesellschaft AWSH kämpft gelegentlich gegen Windmühlen. Wie jüngst in Geesthacht scheuen die Verantwortlichen dann auch vor drastischen Schritten nicht zurück: Weil ein Standort mit Altglas- und Altpapier-Containern immer wieder vermüllt war, hat der Entsorger die Behälter schließlich vom Richtweg abtransportieren lassen. Einer anderen Idee, wachsenden Grünabfallbergen besonders in Feldmark und Wäldern zu begegnen, hat der Kreistag die Zustimmung verweigert.

Bio-Tonne: Viele Recyclinghöfe zu klein für Grünabfall

Die AfD hatte den öffentlichkeitswirksamen Vorstoß unternommen, die AWSH aufzufordern, künftig Grünabfälle bis zu zwei Kubikmetern je Tag kostenlos anzunehmen. Mehr noch: Dies solle an allen Recyclinghöfen im Kreis geschehen. Ein Problem: Viele sind zu klein, um entsprechende Mengen annehmen und auch nur kurzzeitig lagern zu können.

Die anderen Fraktionen begründen das Nein zum AfD-Antrag mit grundsätzlichen Erwägungen. Tenor: Die Bio-Tonne dürfe als Kern der Grünabfallentsorgung nicht geschwächt werden. Die AWSH biete mit ihr eine erprobte und kostengünstige Lösung, verhindere damit, dass noch mehr Gartenabfälle in der Landschaft landen. Wer größere Mengen abgeben will, soll weiterhin Recyclinghöfe der Region ansteuern – und seinen Obolus zahlen.

Lange Warteschlangen nerven Nutzer und Anlieger

Die Recyclinghof-Gebühren selbst sind für viele Nutzer wenn überhaupt das kleinere Problem. Größer der Ärger über Staus, die auch dadurch entstehen, dass die Mitarbeiter etwa im Herbst mit dem Kassieren kaum hinterherkommen. Warteschlangen von Autos mit laufenden Motoren sorgen zudem besonders in der Laub-Saison an besonders frequentierten Standorten für Missstimmung unter den Nachbarn.

SPD-Fraktionschef Jens Meyer wertet den AfD-Vorstoß mit Blick auf die Finanzierung der Grünabfall-Entsorgung als Populismus. Und warnt, mit derartigen Änderungen nicht das Unrechtsbewusstsein der Bürger zu schwächen. Müllentsorgung koste Geld, Gartenabfälle in die Landschaft zu werfen, sei nicht akzeptabel. Gelegentlich lässt die AWSH den Müll ihrer Kunden kontrollieren.

Eine „himmelschreiende Ungerechtigkeit“

„Die Annahme dieses AfD-Antrags wäre eine himmelschreiende Ungerechtigkeit“, sagt CDU-Fraktionschef Norbert Brackmann. Über Mischfinanzierung zahlten alle Kunden für die Biotonne, „auch Mieter in Etagenwohnungen, die weit weniger davon profitieren als etwa Eigenheimbesitzer“.

Genau diese zusätzlich von Gebühren an Recyclinghöfen zu befreien, sei mit der CDU nicht zu machen. Brackmann: „Ein Kubikmeter Grünabfall je Tag kann dort bereits gebührenfrei abgegeben werden.“

Eine Verdopplung der Freimenge, wie von der AfD gefordert, hält er für nicht verantwortbar. „Wir werden keinen Änderungen zustimmen, die die Gefahr bergen, dass noch mehr Grünabfälle rechtswidrig in die Landschaft gekippt werden.“

Immer falsch dimensioniert: im Herbst zu klein, im Winter zu groß

Biotonnen-Nutzer zahlen je nach Größe (80, 120 oder 240 Liter) für die Leerung alle zwei Wochen zwischen 1 und 3 Euro im Monat. Die Frage, ob Vor- oder Nachteile überwiegen, wird unterschiedlich beantwortet.

Manche Besitzer größerer Grundstücke beklagen ein zu geringes Fassungsvermögen. Noch mehr Menschen bemängeln fehlende Flexibilität. „Was nutzt eine Tonne, die über den Winter kaum gefüllt wird, den Sommer nur mit Mühe reicht und im Herbst aus allen Nähten platzt?“, bringt es eine Gartenbesitzerin auf den Punkt.

Bio-Tonne taugt für mehr als nur Gartenabfälle

Die Bio-Tonne kann mehr, als nur Gartenschnitt und Laub zu entsorgen. In ihr finden auch Bio-Abfälle Platz, die Gartenbesitzer nicht in den eigenen Kompost werfen (sollten). Dazu zählen Lebensmittel, die Ratten oder andere ungebetene Gäste anlocken würden. Oder Schalen von Zitrusfrüchten, die auf herkömmliche Art kaum verrotten.

Die AWSH wandelt den von ihr gesammelten Bio-Abfall in einer Vergärungsanlage in Trittau unter Sauerstoffabschluss in Biogas und rund 19.000 Tonnen Kompost im Jahr um. Auch von der Miniermotte befallenes Kastanienlaub und der giftige Riesenbärenklau (Herkulesstaude) können dort, anders als im eigenen Garten, problem- und gefahrlos kompostiert werden.