Geesthacht. Die Stadt plant ein Umverteilungszentrum. Dafür braucht sie Fördermittel. Die sind nur unter gewissen Voraussetzungen zu bekommen.
In das Thema Energiewende ist seit dem Beginn des Ukraine-Krieges neue Dynamik gekommen. Sogar FDP-Chef Christian Lindner bezeichnete erneuerbare Energien bei seiner Rede im Bundestag jüngst etwas pathetisch als Freiheitsenergien, weil sich Deutschland auf diese Weise unabhängig von russischem Gas und Öl machen könne.
Für die Geesthachter Bestrebungen, am Schleusenkanal schnellstmöglich – die Stadt sagt sogar schon bis 2025 – ein regionales Umverteilungszentrum für Wasserstoff zu errichten, ist das sicherlich kein Nachteil. „Wasserstoff ist der Energieträger der Zukunft und vielleicht ja schneller eine Alternative als gedacht“, sagt Bürgermeister Olaf Schulze.
Buhck-Gruppe unterzeichnet Absichtserklärung für Zukunftstechnologie
Mit der Buhck-Gruppe hat die Stadtverwaltung ein erstes Unternehmen gefunden, das eine Absichtserklärung unterschrieben hat, vor Ort Wasserstoff nutzen zu wollen – vorausgesetzt, es rechnet sich für den Abfallentsorger und -verwerter mit seinen 35 Unternehmen an 20 Standorten in Norddeutschland. Weitere Firmen aus den Bereichen Mobilität und Produktion sollen folgen. Andreas Dreyer, Geesthachts Wirtschaftsförderer, kündigte Gespräche mit den VHH an.
Die Stadt benötigt Endverbraucher, die den Wasserstoffhafen zumindest begrüßen oder sogar nutzen wollen, um genug Fördermittel für eine Umsetzungs- und Planungsstudie beantragen zu können, die in einem nächsten Schritt erstellt werden soll. Die Kosten werden mit rund 250.000 Euro veranschlagt.
Problem Versorgung bei E-Lkw
„Als Buhck-Gruppe beschäftigen wir uns seit 2019 intensiv mit Klimaschutz und haben festgestellt, dass wir noch Verbesserungspotenzial haben, wenn wir bis 2030 klimaneutral werden wollen“, sagte Thomas Buhck, einer der beiden Geschäftsführer. Rund 80 Prozent der anfallenden Emissionen entstehen bei Buhck aus der Mobilität, sprich dem Lkw-Verkehr. Zuletzt hatte der Entsorger mit Hauptsitz in Wentorf Elektro-Lkw in der Praxis getestet.
Ergebnis: „Wir kommen knapp über den Tag“, berichtete Thomas Buhck. Im Arbeitsalltag mit Pausen werden die Fahrzeuge um die zehn Stunden täglich bewegt, die E-Lkw kamen auf sieben. „Das größte Manko ist die Versorgungssicherheit. Deswegen kann die Wasserstofftankstelle in Geesthacht eine interessante Lösung sein“, sagte Buhck.
Zusammenarbeit mit Firmen und Forschungseinrichtungen
In diesem Zusammenhang wies Bürgermeister Schulze auf die weiteren Partner des Projektes hin. Etwa Clean Logistics aus Winsen, einer Firma, die Lkw von Diesel- auf Wasserstoffantrieb umrüstet, oder Stühff Maschinen- und Anlagebau aus Geesthacht, die sich um Speichertechnik für Wasserstoff kümmert. Nicht zu vergessen das Geesthachter Helmholtz-Zentrum und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) als ortsansässige Partner aus der Wissenschaft.
„Hamburg stellt sich auf massiven Import von Wasserstoff ein. Geesthacht kann dabei eine gute Rolle spielen“, sagt Wirtschaftsförderer Dreyer. Die Lage am Drei-Länder-Eck an der Grenze zu Hamburg und Niedersachsen sei für eine Weiterverteilung des angelieferten Wasserstoffes ideal. Einerseits ist eine Betankung von Binnen- und Flusskreuzschiffen angedacht sowie die Betankung von Lkw. Gespräche mit potenziellen Betreibern habe die Stadt geführt.
Umverteilungszentrum ist am Schleusenkanal geplant
Als Standort hat die Stadt ein Grundstück unterhalb der Schleuse ins Auge gefasst und seine alten Pläne für einen Containerhafen aus der Schublade geholt und modifiziert. „Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt geht da mit“, sagt Andreas Dreyer.
Im vergangenen September hatten sich auch Bernd Buchholz, der Wirtschaftsminister von Schleswig-Holstein, und Hamburgs Wirtschaftssenator Michael Westhagemann positiv über das Vorhaben geäußert. Und auch für Unterstützer Thomas Buhck ist klar: „Wir brauchen neue Energieformen, um uns langfristig gegen Preissteigerungen aufstellen zu können. Heute ist der Krieg in der Ukraine, und morgen will die OPEC vielleicht weniger Öl fördern.“