Lauenburg. Konzerte, Fischmeile und Altstadtflohmarkt. In Lauenburg gab es am Wochenende wieder jede Menge zu erleben.
Heringsbrötchen, Feuerlachs, Räucherforellen oder Garnelenspieße – wer gern Fisch isst, hatte am Sonntag in Lauenburg die Qual der Wahl. Nach der zweijährigen Corona-Pause schienen die Besucher nur darauf gewartet zu haben, schlemmen und schauen zu können. Regenwetter hin oder her. Und wie es sich für eine Traditionsveranstaltung in der Schifferstadt gehört, übernahm der Lauenburger Shantychor „Die Kielschweine“ den musikalischen Auftakt.
„Es ist die 15. Fischmeile hier in Lauenburg“, sagte Wirt Rainer Staneck aus dem Soltstraatenhus. Es muss es wissen, schließlich war er von Anfang an dabei. Der damalige Bürgermeister Harald Heuer hatte 2005 den Anstoß gegeben. Seine Idee: Die Gastronomen der Stadt sollten sich nicht nur als Mitbewerber sehen, sondern gemeinsam etwas auf die Beine stellen. Der Plan ging damals auf. Heute ist von dem verschworenen Haufen nur noch Rainer Staneck übrig geblieben. „Das ist schade, aber ich kann meine Kollegen auch verstehen. Der Aufwand ist hoch und die Personaldecke dünn. Jeder muss sehen, wie er über die Runden kommt“, sagt er.
Mittlerweile hat sich das Spektakel aber auch über die Stadtgrenzen hinaus herumgesprochen. Neue Anbieter brachten andere Spezialitäten mit – und die Besucher dankten es. „Das ist eine tolle Sache hier. Wir haben uns schon lange darauf gefreut“, sagte Petra Sturm aus Börnsen. Wie ihr Mann Klaus-Peter Sturm und ihre Freundin Silke Sander gönnte sie sich ein knuspriges Fischbrötchen. Gleich auf die Faust, so schmeckt’s am besten, waren sie sich einig.
Flohmarkt mit Trödel, Kram und kleinen Schätzen
Das Wetter war wohl schuld, dass die Reihen des Altstadtflohmarktes doch große Lücken auswiesen. Doch wer sich Zeit nahm, konnte hier so allerhand Kuriositäten finden. Ein Piratentuch zum Beispiel, von dem der Händler augenzwinkernd behauptete, Seeräuber Klaus Störtebeker hätte es einst getragen.
Extra für den Lauenburger Flohmarkt war Kai Kaplanski aus Hamburg angereist. Neben allerlei Tüddelkram hatte er seine Insektenhotels aufgebaut. Man musste schon genau hinschauen, um die Weinkästen zu erkennen, die den Grundstock für die liebevoll gestalteten Insektenhotels ausmachen. Wer am Stand des Hamburgers stehenblieb, erfuhr nebenbei von den Vorlieben von Bienen, Wespen und Hummeln und warum diese Tiere die Billigunterkünfte aus dem Baumarkt meiden würden.
„Das ist etwas, was uns hier so gut gefällt. Man ist nicht nur Käufer. An jedem Stand gibt es einen freundlichen Schnack“, freuten sich Ute und Leopold Wiesener aus Bergedorf. Und sie wurden fündig. Denn so einen Kerzenleuchter hätten sie schon lange gesucht. Einen kleinen Kritikpunkt hatte das Ehepaar aber auch. „Wir hätten gern meine Mutter mitgenommen. Aber wir dachten uns schon, dass wir keinen Parkplatz finden würden. Den Weg in die Unterstadt und wieder zurück hätte sie nicht bewältigen können“, bedauert Ute Wiesener. Ihr Vorschlag: „Beim nächsten Mal sollte man darüber nachdenken, einen Shuttleverkehr einzurichten. Einen kleinen Obolus zahlt dafür sicher jeder gern“, ist sie überzeugt. Vielleicht würden viele ihr Auto dann auch zu Hause lassen.
Wetterkapriolen machen in Lauenburg erfinderisch
Die Fischmeile und der Altstadtflohmarkt waren der Schlusspunkt einer mehrtägigen Konzertreihe in der Lauenburger Altstadt bei freiem Eintritt. Zeigte sich das Wetter am Sonntag nicht nur von seiner schlechtesten Seite, sah das an den Abenden zuvor schlimmer aus: Zu den Regengüssen gesellten sich kräftige Sturmböen.
Als die Lauenburger Band Musikküsse am Mittwoch ihr Konzert gab, ging es mit dem Wetter noch, ebenso am Donnerstag als das Duo Urban Beach spielte. „Am Freitag haben wird stündlich unsere Wetter-Apps gecheckt. Dann war klar, wegen des angekündigten Sturms kann es draußen kein Konzert geben. Also entweder ausfallen oder sich was einfallen lassen“, erzählt Veranstaltungsmanager Andy Darm. Kurzerhand wurde das Konzert mit Michael Jessen in die Schifferbörse verlegt. Am Sonnabend waren Abi Wallenstein und Freunde eingeladen – und der Wetterbericht verhieß nichts Gutes. Wieder haben Andy Darm und sein Team improvisiert: Das Konzert wurde in die Heinrich-Osterwold-Halle verlegt. Theaterchef Andreas Püst organisierte kurzfristig sogar noch einen Getränkeverkauf. „Das war eine anstrengende, aber schöne Woche. Wir haben mit der Musikauswahl bei den Konzerten richtig gelegen und die Leute sind nach der langen Corona-Pause richtig mitgegangen“, freute sich Andy Darm.
Dann dröhnte die Dampfpfeife des „Kaiser Wilhelm“: Auf zur letzten Rundfahrt an diesem Tag! Am Anleger warteten die Fahrgäste, um einen Platz an Bord zu ergattern. Langsam zog das Schiff an der Altstadt vorbei. Die Menschen mit ihren bunten Schirmen wirkten wie Farbkleckse zwischen den alten Häusern. Von Bord aus hatte selbst das Schietwetter seinen Reiz.