Schwarzenbek. Elektrobusse könnten ab 2022 die Wohngebiete anfahren – dank einer Förderung durch das Verkehrsministerium. Was genau geplant ist.
Schwarzenbek ist die einzige Stadt im Kreis Herzogtum Lauenburg ohne eigenen Stadtverkehr – noch. Im Hauptausschuss am Dienstagabend haben die Politiker einen Grundsatzbeschluss für die Einrichtung von Stadtbuslinien gefasst. Und nun könnte alles ganz schnell gehen – vorausgesetzt, die Stadtverordneten stimmen in ihrer Sitzung am kommenden Donnerstag, 17. Februar, ebenfalls zu. Dann würden bereits ab Dezember dieses Jahres die ersten Busse fahren.
Viele Wohngebiete in Schwarzenbek haben keinen Anschluss an den ÖPNV
Derzeit durchziehen vier Regionalbuslinien die Stadt: Aus Geesthacht kommt die Linie 8870, aus Bergedorf die 8810, die weiter Richtung Mölln führt. Dazu die 8860 aus Lauenburg und die 8880, die über den Zubringer Nord nach Trittau führt. Trotz der sternförmig am Bahnhof zusammengeführten Linien haben die Wohngebiete im Süden und Westen, aber auch das Industriegebiet im Osten keinen Anschluss an den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).
300 Meter bis zur Bushaltestelle sind akzeptabel, 1,5 Kilometer zu viel
Andrew Yomi, Verkehrsplaner des Kreises Herzogtum Lauenburg, hatte bereits vor zwei Jahren den Politikern die Ausweisung von drei neuen Stadtbuslinien sowie weitere Haltestellen entlang der Regionalbuslinien vorgeschlagen. Untersuchungen haben laut Yomi ergeben, dass Nutzer des ÖPNV bereit sind, bis zu 300 Meter zu einer Bushaltestelle zu gehen. In Schwarzenbek wird diese Entfernung nicht einmal bei den bisherigen Linien erreicht.
Das von Yomi erarbeitete Konzept sieht zwei zusätzliche Haltestellen für die Regionalbusse an der Hamburger Straße (Höhe Aldi) sowie an der Lauenburger Straße (Höhe Lotherol-Tankstelle) vor, da an diesen beiden Hauptverkehrsstraßen die Entfernungen zwischen den vorhandenen Haltestellen zu groß sind. Um auch das südliche Stadtgebiet anzubinden, soll zudem die Linie 8870 nicht mehr über die Gülzower Straße, sondern über Kollower und Berliner Straße zum Bahnhof geführt werden.
Stadtbuslinien in Schwarzenbek ist Teil eines Förderprogramms
Dort wäre auch die zentrale Haltestelle der Stadtbuslinien. Mit ihnen sollen der Ortsteil am Mühlenbogen, der Wohnpark Sachsenwald sowie das Industriegebiet an der Grabauer Straße erschlossen werden. ÖPNV-Nutzer aus dem Wohnpark Sachsenwald müssen aktuell bis zu 1,5 Kilometer bis zur nächsten Haltestelle laufen, bis zum Bahnhof selbst sind es sogar 1,8 Kilometer. Noch etwas weiter ist es zum Bahnhof für Menschen, die im Gewerbegebiet arbeiten.
Die Stadtbuslinien sind ein Teil eines Förderprogramms zur Stärkung des ÖPNV. Bereits im September vergangenen Jahres hatte das Bundesverkehrsministerium aus zahlreichen Bewerbungen zwölf Modellprojekte ausgewählt, darunter das von Hamburg eingereichte Projekt „Auf dem Weg zum Hamburg-Takt“ (AWHT), bei dem es um den Ausbau des on-Demand-Verkehrs (intelligente Routenplanung und flexible Buchung) und der digitalen Angebote geht.
Neue Stadtbuslinie: Jährliche Förderung in Höhe von 550.000 Euro
Fördersumme 29,4 Millionen Euro. Für die Metropolregion Hamburg hat der Kreis Herzogtum Lauenburg für das Projekt „Kreisübergreifende Angebotsoffensive zum Ausbau und zur Schaffung eines metropolitanen Stadt-Land-Taktes“ (ÖVer.KAnT) den Zuschlag erhalten. Fördersumme: 17,9 Millionen Euro. Damit sollen neue Buslinien, der Ausbau eines On-Demand-Dienstes und Taktverdichtungen finanziert werden. Umgesetzt ist bereits der Wegfall des Schnellbuszuschlags, um mehr Fahrgäste für das Angebot zu begeistern.
Schwarzenbek ist Teil dieses Förderprogramms und erhält für die zunächst probeweise Einführung der Stadtbuslinien eine jährliche Förderung in Höhe von 550.000 Euro. Das Projekt wird gefördert, weil die neuen Busse rein elektrisch fahren. Wegen der engen Straßen in den Wohngebieten können dort auch keine normalen Linienbusse fahren, sondern neu anzuschaffende Klein- oder Midibusse. Die sollen im Halbstundentakt zwischen 5 und 21 Uhr unterwegs sein. Offen ist, wie viele Ringlinien es geben wird. Da die Busse zum HVV-Bereich zählen, gelten dessen Preise.
Nach der zweijährigen Projektphase wird es schwierig
Allerdings deckt die Fördersumme nicht die jährlichen Kosten in Höhe von etwa 760.000 Euro. In der Förderphase würde jedoch schon eine Auslastung der Busse von 30 Prozent den städtischen Anteil auf Null schrumpfen lassen.
Schwierig wird es nach der zweijährigen Projektphase: Selbst bei einer 50-prozentigen Auslastung müsste die Stadt dann 380.000 Euro für den Stadtbusverkehr zahlen. Zum Vergleich: Mit 30 Prozent Fahrgastanteil hat Lauenburg aktuell die geringste Auslastung im Kreis, in Mölln und Geesthacht sind es 50, in Ratzeburg 80 Prozent. Allerdings beteiligt sich der Kreis auch in unterschiedlicher Höhe an den Defiziten. Werden die Stadtbuslinien hingegen von den Bürgern nicht angenommen, kann das Projekt auch wieder eingestellt werden.