Geesthacht. Der Förderkreis Industriemuseum Geesthacht bietet wieder historische Rundgänge an, zum Auftakt auf dem Gelände der alten Pulverfabrik.
Der Förderkreis Industriemuseum Geesthacht bietet wieder seine wegen der Corona-Pandemie unterbrochene Reihe historischer Rundgänge an. Zum Start am Sonntag, 27. Juni, geht es um 11 Uhr für etwa 90 Minuten mit Jochen Meder durch Düneberg.
Die Führung auf dem Gebiet der früheren Düneberger Pulverfabrik steht unter dem Motto „Deutsches Pulver für die Welt“. Treffpunkt ist die Einfahrt in die Lichterfelder Straße von der Düneberger Straße aus.
Das hügelige Gelände eignete sich hervorragend für die Pulverherstellung
Die Pulverfabrik in Düneberg wurde 1876 vom süddeutschen Pulverfabrikanten Max von Duttenhofer als Pulverfabrik Köln-Rottweil gegründet. Er pachtete ein 20 Hektar großes Gelände im Bereich des heutigen Industrie- und Gewerbegebietes.
Das hügelige Dünengelände schien für die Zwecke einer Pulverfabrik sehr geeignet, da man üblicherweise die explosionsgefährdeten Gebäude hinter Sandhügeln voreinander schützte. Weitere wichtige Standortfaktoren waren die Lage an der Elbe, die Nähe zum größten Import- und Exporthafen Europas sowie die Möglichkeit einer engen Zusammenarbeit mit der wachsenden Marine des Kaiserreiche
Ende des 19. Jahrhunderts war es die „Pulverkammer Deutschlands“
Wenige Jahre nach Inbetriebnahme des Werkes 1877 gab es geschäftliche Verbindungen zur Dynamitfabrik in Krümmel. Zusammen mit dieser Sprengstofffabrik nannte man Düneberg und Geesthacht auch die „Pulverkammer Deutschlands“. 1918 gab es auf dem Betriebsgelände Düneberg 475 Gebäude sowie 20.000 Arbeiter und Angestellte.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurden Gebäude abgetragen, standen leer oder wurden für die Herstellung ziviler Produkte genutzt. 1935 übernahm die Dynamit Nobel AG die Anlage.
Die Fabrik wurde Teil der Aufrüstung Deutschlands durch die Nationalsozialisten
Im Rahmen der Vorbereitungen der Nationalsozialisten zum Zweiten Weltkrieg wurde wieder Pulver produziert, das Gelände erheblich nach Westen erweitert. Von 1934 bis 1945 wurden 340 Gebäude neu errichtet. Die Alte Fabrik lag etwa östlich des Heuweges, die Betriebsteile Birke I - IV lagen westlich des Heuweges (Besenhorster Sandberge), der Betriebsteil Kringel schloss sich hinter der Marschenbahn an.
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Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Produktions- und Lagergebäude gesprengt, rückgebaut oder umgenutzt. Architektonisch reizvolle Gebäude verschwanden. Alte Fotos und Pläne der Fabrik verdeutlichen die frühere Situation und machen heutige Gebäude und Straßenführungen verständlich.
Wenige Fabrikations- und Lagergebäude blieben nach Zweiten Weltkrieg erhalten
Erhalten sind vor allem die Wohngebäude der Fabrik zwischen der Düneberger Straße, Mittelstraße und Waldstraße, im Bereich der Lichterfelder Straße und am Heuweg sowie einige wenige Fabrikations- und Lagergebäude.
Die Teilnehmerzahl des Rundganges ist begrenzt, eine Anmeldung per E-Mail an industriemuseumgeesthacht@gmx.de erforderlich bis Sonnabend, 26. Juni, 20 Uhr. Zurückgerufen wird nur bei einer Absage. Teilnehmer müssen Name, Telefonnummer und Adresse angeben. Zur Zeit ist das Tragen einer Maske nicht nötig. Die Teilnahme ist kostenfrei, der Verein bittet um Spenden.
Weitere Termine werden in Kürze auf der Homepage des Förderkreises veröffentlicht.