Lauenburg. 23. Juniorunternehmen der Albinus-Gemeinschaftsschule auf Erfolgskurs. Produkte werden in der Corona-Krise gut gebraucht.

Wer in der Corona-Krise wirtschaftlich erfolgreich bleiben will, muss vor allem flexibel sein. Das gilt nicht nur für große und mittlere Unternehmen, sondern auch für eine Schülerfirma.

Der Verkauf der bunten Stoffmasken war gerade angelaufen, da mussten sich die jungen Unternehmer der Albinus-Gemeinschaftsschule in Lauenburg plötzlich darauf einstellen, dass nur noch medizinischer Mund-Nasen-Schutz gefragt ist.

Schülerfirma der Albinus-Gemeinschaftsschule überzeugt Bürgermeister

Zum Glück hatten sie zuvor noch einen „Großauftrag“ an Land gezogen. Die Stadtverwaltung hatte 100 der bunten Stoffmasken geordert und Bürgermeister Andreas Thiede dachte gar nicht daran, von dem Auftrag zurückzutreten. „Die Bedingungen werden wieder gelockert und dann sind unsere Mitarbeiter gut ausgestattet“, sagte er bei der Auslieferung.

Was er zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: Am Ende der Verhandlungen im Bürgermeisterzimmer konnten Thees Lindh und Henrik Zell einen weiteren Auftrag von der Stadt an Land ziehen. Schließlich hatte die Schülerfirma um ihren Vorstandsvorsitzenden und ihren Finanzchef von Anfang an auf ein zweites Standbein gesetzt.

Lauenburg punktet bundesweit mit bisher 23 Juniorunternehmen

„Tab-Masc“ – das ist der Name des mittlerweile 23. Juniorunternehmens der Albinus-Schule. Die Corona-Krise hatte die Neuntklässler auf die Marktidee ihres Unternehmens gebracht: umweltfreundliche, waschbare und preiswerte Stoffmasken. Als Material dienen ausgesonderte Blusen, Decken und Oberhemden.

Die zweite Produktlinie sind sogenannte Knietabletts, ­praktisch für das Homeoffice oder das digitale Lernen zu Hause. Dafür müsse man im Handel bis zu 50 Euro hinblättern. Aber Finanzchef Henrik Zell hat mit spitzem Bleistift kalkuliert: Weil auch bei diesem Produkt zum größten Teil recycelte Materialien zum Einsatz kommen, können die Kissen zum Stückpreis von 17,99 Euro verkauft werden.

Marktanalyse soll Unternehmen vor Ladenhütern bewahren

Durch eine Marktanalyse versuchen die Schüler vor jeder Unternehmensgründung zu verhindern, dass ihre Produkte zum Ladenhüter werden. „Dies ist immer der erste Schritt der Unternehmensgründung“, sagt Lehrerin Ingrid Bindzus. Jedes der Juniorunternehmen der Schule hat sie bisher begleitet.

Immer schafften es die jungen Firmengründer aus Lauenburg in den Landesentscheid – obwohl die Konkurrenz meist aus Gymnasien kam und um einiges älter war. Mit vielseitig einsetzbaren Deko-Rahmen holten die Schüler im Jahr 2013 am Ende sogar der Landessieg.

Tablettkissen werden im Textilraum selbst genäht

Wegen der Corona-Bedingungen ist die Arbeit an und in der neuen Schülerfirma anders als sonst. Wie in der echten Unternehmenswelt auch ist zum Teil Homeoffice und Heimarbeit angesagt. Von ihren Produkten sind die Unternehmer überzeugt.

Die Tablettkissen werden mit Styropor oder Polyesterwatte befüllt und entstehen an den Nähmaschinen im Raum für textiles Werken in der Schule. Auf den Kissen dient ein Bilderrahmen als Halt für Laptop & Co. „Das ist besonders praktisch für das Homeoffice. Man kann sich bequem in einen Sessel setzen und das Kissen auf den Schoß nehmen. Dabei wird der Rücken weniger gekrümmt und Nackenschmerzen können vermieden werden“, warb Firmenchef Thees Lindh beim Bürgermeister.

Vermarktung vor Ort, Bestellung im eigenen Onlinehandel

Der fing sofort Feuer. „Lässt sich in den Rahmen auch ein Lauenburg-Motiv einarbeiten?“, wollte er wissen. „Möglich ist alles. Wir sind da ganz flexibel“, versicherte der 15-Jährige. Die Antwort überzeugte: Lauenburgs Verwaltungschef bestellte gleich zehn dieser praktischen Kissen.

Das Problem: In diesem Jahr können die Schüler ihre Produkte nicht direkt verkaufen. Alle Weihnachtsmärkte waren ausgefallen. Auch den traditionellen Verkauf im Vorraum bei Famila gibt es in diesem Jahr nicht. „Wir müssen, genau wie andere Unternehmen, mit den derzeitigen Einschränkungen klarkommen“, beschreibt Ingrid Bindzus die Herausforderung. „Wir haben fast den gesamten Vertrieb unserer Produkte auf Onlinehandel umgestellt“, ergänzt Thees Lindh.

Chefs sind sicher: Rendite für die 90 Aktionäre

Per E-Mail an info@tab-mask.de können die Masken und Kissen bestellt werden. Für die Stoffmasken gibt es derzeit einen Rabatt. Statt 3,99 Euro kosten diese jetzt einen Euro weniger pro Stück.

Thees und Henrik sind sich einig: Trotz der Schwierigkeiten werden sie den 90 Aktionären eine Rendite ausschütten können. Die Ideen gehen ihnen nicht aus. Jetzt wollen sie in Pflegeheimen für ihre Kniekissen werben. „Für Senioren würden die eine super Erleichterung sein. Und wenn dann noch das Bild des Enkels in dem Rahmen steckt, ist die Freude doppelt groß“, ist Thees überzeugt.