Geesthacht. Synthetische Cannabinoide sind auf dem Vormarsch. Toxikologe Dr. Lars Wilhelm vom Geesthachter LADR-Zentrallabor hat aktuelle Zahlen.
Cannabis ist die illegale Droge Nummer eins. Über 30 Prozent der Erwachsenen haben schon einmal einen Joint geraucht. Immer wieder wird die Legalisierung der weichen Droge gefordert. Zudem haben Hanfextrakte als Arzneimittel für Schwerkranke oder als Speiseöl ihre Berechtigung. Dabei werden die Produkte allerdings genau auf ihre Zusammensetzung und Verträglichkeit geprüft.
Bei illegal erworbenem „Gras“ ist das anders. Experten beobachten immer häufiger die Versetzung mit schädlichen, chemischen Substanzen. Synthetische Cannabinoide sind als Beimischung bundesweit auf dem Vormarsch. Im Jahr 2020 registrierten die Toxikologen im Geesthachter LADR-Zentrallabor Dr. Kramer & Kollegen einen deutlichen Anstieg positiver Ergebnisse, insbesondere hinsichtlich des Wirkstoffs „MDMB-4en-PINACA“.
Konsument nimmt veränderte Zusammensetzung nicht sofort wahr
Seit Oktober hat sich die Zahl vervielfacht. Konnte zuvor in nur etwa 15 von rund 5000 kontrollierten Proben im Monat die Beimischung festgestellt werden, sind es inzwischen rund 100 positive Ergebnisse.
„Der Konsument wird die veränderte Zusammensetzung nicht sofort wahrnehmen, da diese Wirkstoffe die Cannabis-Wirkung imitieren. Dieses Unwissen kann lebensgefährliche Folgen haben“, warnt Dr. Lars Wilhelm, Leiter der Toxikologie im LADR-Zentrallabor.
Toxikologe ist ehrenamtlich an Schulen in der Region unterwegs
Neben einer deutlich intensiveren und länger anhaltenden Wirkung können Psychosen, Ohnmacht, Herzrasen, Bluthochdruck oder aggressives, gewalttätiges Verhalten auftreten. „Ein Grund, warum synthetische Cannabinoide vermehrt auftreten, liegt sicher darin, dass auf diese Weise minderwertige Cannabisprodukte vermeintlich aufgewertet werden können“, erklärt Dr. Wilhelm.
Der Toxikologe ist ehrenamtlich im Namen des LADR in den Schulen der Region unterwegs und klärt über die Folgen von Drogenmissbrauch auf.