Schwarzenbek. Bürger diskutierten beim Infoabend hitzig über die Pläne der Stadt. Sie befürchten negative Auswirkungen auf Schwarzenbek.

40 Einwohner Schwarzenbeks sind zur Versammlung ins Forum des Gymnasiums Buschkoppel gekommen, um sich über die Neuaufstellung des Flächennutzungsplans (FNP) und damit über mögliche Neubaugebiete zu informieren – 20 weniger, als erlaubt gewesen wären. Es waren Anwohner von betroffenen Straßen, Bürger, die Interesse an der Stadtentwicklung haben, sowie Naturschützer.

Genug Zündstoff für hitzige Diskussionen bot der FNP. Auch wenn sich die anfangs 27 angedachten Flächen im Zuge der ersten Betrachtungen durch das Planungsbüro und die Landschaftsplaner auf 16 reduziert haben, geht es noch immer um rund 30 Hektar im Stadtgebiet, die bebaut werden könnten: sechs Hektar Mischgebiet, 20 Hektar für Wohnungsbau, drei Hektar Gemeindebedarfsflächen sowie 1,2 Hektar für eine perspektivische Erweiterung des Klärwerks.

Wohnungsbau: Schwarzenbeker stemmen sich gegen neue Baugebiete

Immer wieder musste Stadtplaner Constantin Tönsing vom Planungsbüro Evers & Küssner betonen, dass der Flächennutzungsplan noch nicht beschlossen sei, sondern der Planungsprozess noch ganz am Anfang stehe. Denn bereits in der Einwohnerfragestunde, die der Vorstellung des Plans voranging, haben einige Bürger ihrem Ärger mit deutlichen Worten Luft gemacht. Und dabei ging es nicht nur um die angedachten Flächen, sondern um die Frage, warum Schwarzenbek überhaupt neue Baugebiete brauche sowie das aus Bürgersicht problematische Verhältnis zwischen Stadt und Einwohnern.

„Schon jetzt weist der Haushalt der Stadt ein großes Defizit auf. Mit jedem neuen Einwohner wächst die Pro-Kopf-Verschuldung. Was will die Stadt dagegen unternehmen?“, will ein Anwohner aus dem Falkenweg wissen. „Warum müssen wir unsere Grünflächen bebauen lassen, nur damit Hamburger hier günstiges Bauland kaufen können?“, fragt ein anderer.

40 Bürger kamen zur Einwohnerversammlung in Schwarzenbek zum Flächennutzungsplan.
40 Bürger kamen zur Einwohnerversammlung in Schwarzenbek zum Flächennutzungsplan. © BGZ | Frauke Maaß (FMG)

Einwände des Bürgermeisters stoßen auf wenig Verständnis

Der Unmut darüber, dass die Stadt neue Baugebiete plant, ist bei allen zu spüren. „Durch noch mehr Neubaugebiete wird sich der Charakter der Stadt nachhaltig und negativ verändern“, sagt Herbert Krispin. Aus einer Kleinstadt würde die Trabantenstadt einer Großstadt werden, befürchtet der 79-Jährige. Mit einer lebenswerten Stadt habe das dann nichts mehr zu tun.

Die Einwände von Bürgermeister Norbert Lütjens, dass die Stadt unter dem Druck stehe, für Investoren neue Gebiete ausweisen zu müssen, stießen auf wenig Verständnis. Viele Redner beklagten die mittlerweile fehlende Lebensqualität in Schwarzenbek – und ein fehlendes Ortsentwicklungskonzept.

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„Mir fehlt eine Vision für die Stadt. Wo will Schwarzenbek sein, in zehn oder zwanzig Jahren?“, fragte ein Einwohner und unterstellte der Stadt Tatenlosigkeit. Als Beispiel wurde des Öfteren die alte Realschule genannt, die seit Jahren Leerstand aufweist, ohne dass für die Öffentlichkeit sichtbar etwas passiert. „,Ich bin nicht zuständig’ oder ,Wir sind im Gespräch’ – das ist alles, was wir seit Jahren von Ihnen hören“, warf ein Schwarzenbeker Politik und Verwaltung verärgert vor.

Bis 11. Oktober können die Bürger Einwände vorbringen

„Nehmen Sie die Bürger einfach mal mit!“, forderte er. „Die Stadt sollte einen Bürgerrat etablieren, um die Einwohner bei den Planungen tatsächlich zu beteiligen“, schlug Hans-Heinrich Stamer vom BUND vor. Das würde für die eingeforderte Transparenz sorgen.

Detailfragen zum Flächennutzungsplan wurden nicht erörtert. „Dafür ist es noch viel zu früh“, sagte Tönsing. „Konkret wird es erst, wenn nach der Aufstellung des Flächennutzungsplanes ein B-Plan für ein Gebiet erstellt wird“, erklärt er.

Bis zum 11. Oktober haben alle Einwohner die Möglichkeit, die Unterlagen zur Neuaufstellung des FNP im Internet oder im Rathaus einzusehen und Einwände vorzubringen. Begründete Einwände würden in den Flächennutzungsplan eingehen, der dann erneut vorgestellt wird.