Schwarzenbek. Der Behindertenbeauftragte in Schwarzenbek kämpft für ein Inklusionsbüro. Doch er läuft aber derzeit überall gegen Wände.

Bereits seit Beginn seiner Amtszeit im November 2018 fühlt sich Schwarzenbeks Behindertenbeauftragter Klaus Gawlik nicht ausreichend unterstützt von Politik und Verwaltung – das gehe los bei Schwierigkeiten, ihm einen Raum für die Sprechstunden zur Verfügung zu stellen, bis hin zu fehlenden Einladungen zu einigen Ausschüssen, an denen er gern teilnehmen würde, wie er sagt.

Doch seit der Stadtverordnetenversammlung im März dieses Jahres jedoch ist er regelrecht frustriert. Der Grund seines Unmuts: Er hat lange gemeinsam mit anderen Institutionen aus Schwarzenbek an den Plänen für ein Inklusionsbüro gearbeitet und wollte diese gern der Kommunalpolitik vorstellen.

Um ihm Rederecht einzuräumen, hatte Calvin Fromm (SPD) den Antrag gestellt, die Tagesordnung um den Punkt „Beantragung von Fördermitteln für ein Inklusionsbüro“ zu ergänzen. Der Antrag wurde zur Abstimmung gestellt – aber mit zwölf zu neun Stimmen abgelehnt. Fazit: Gawlik durfte nicht reden.

Ob er seinen Vertrag verlängern wird, ist noch offen

Vier Monate später ist der 69-Jährige immer noch aufgebracht. Für ihn war das Veto nicht nur eine herbe Enttäuschung, sondern ein Affront. „Ich habe viel Vorarbeit in das Projekt gesteckt, passende Räumlichkeiten in der Seestern-Pauly-Straße gefunden, die zu einem humanen Mietpreis hätten gemietet werden.

Er hatte weitere Institutionen mit ins Boot geholt, die dort Sprechstunden angeboten und sich an den laufenden Kosten beteiligt hätten. Aber ich hatte ja nicht einmal die Chance, die Idee vorzustellen“, sagt Gawlik verärgert. Sein Eindruck ist, dass der Politik die Anliegen der Behinderten und sein Ehrenamt nicht wichtig seien. Ob er angesichts dessen seinen Vertrag im November verlängern wird, wisse er nicht.

Die Idee eines Inklusionsbüros beschäftigt ihn seit seinem Amtsantritt

Dabei ist der Bedarf an Beratung groß, betont Gawlik. Mehr als 3000 Schwerbehinderte leben in der Europastadt, 4000 Einwohner sind älter als 60 Jahre. Obwohl er seit Beginn der Pandemie keine festen Sprechstunden mehr anbieten kann, ist er viel unterwegs. „Aktuell habe ich zwei bis drei Beratungstermine pro Woche“, berichtet Gawlik.

Die Idee eines Inklusionsbüros beschäftigt ihn seit seinem Amtsantritt. Einen ersten Anlauf für eine solche zentrale und barrierefreie Anlaufstelle hat er 2019 unternommen, als die ehemalige Filiale der Raiffeisenbank Lauenburg durch den Umzug in den Neubau am alten Markt frei wurde. Das kam nicht zustande, weil die Finanzierung der Miete nicht geklärt werden konnte.

Er hat das Projekt noch nicht zu den Akten gelegt

„Aber jetzt standen die Chancen wirklich gut“, sagt er. Denn über den Fonds für Barrierefreiheit hätte die Kaltmiete für die Beratungsstelle ein Jahr lang gefördert werden können – und genau das wollte er bei der Versammlung vorstellen. Denn dass das städtische Portemonnaie leer ist, weiß er. „Ich hätte mich dafür eingesetzt, dass die Miete so gering wie möglich ausfällt“, sagt Gawlik.

Er hat die Idee noch nicht zu den Akten gelegt. Dafür sei sie zu gut und der Bedarf an einer Anlaufstelle, in der alle Fäden der Institutionen zusammenlaufen, die mit Behinderten zu tun haben, zu groß. Das räumt die Stadt ein, sieht jedoch in der Finanzierung das Hauptproblem.

Die Stadt kann eine solche Anlaufstelle nicht finanzieren

„Eine Anlaufstelle für alle Fragen rund um die Inklusion wäre absolut wünschenswert. So etwas fehlt uns. Aber die Mietkosten können wir angesichts der angespannten finanziellen Situation der Stadt momentan nicht dauerhaft tragen“, sagt Bürgervorsteher Rüdiger Jekubik.

Auch Bürgermeister Norbert Lütjens, der das Vorhaben des Behindertenbeauftragten von Anfang an begrüßt und unterstützt hat, sieht eine kurzfristige Realisierung kritisch: „Wir könnten so ein Büro gut gebrauchen. Aber im Rathaus haben wir nicht einmal genug Platz für unser eigenes Personal und die Fraktionsräume. Wir müssen erst einmal ein Konzept entwickeln, um unsere Raumprobleme zu lösen. In dem Zusammenhang könnten eventuell auch Möglichkeiten für Beratungsstellen wie das Inklusionsbüro gefunden werden. Aber das ist kein kurzfristiger Prozess.“