Geesthacht. Sind es die geänderten Besuchsregelungen oder der anstehende Umzug? Im Seniorenheim Am Katzberg stehen viele Betten leer.

In zwei bis drei Jahren wird es in Geesthacht das städtische Seniorenheim Am Katzberg nicht mehr geben. Dann übernimmt die Vorwerker-Diakonie als neuer Träger die Aufgabe der Altenbetreuung in der neuen, noch zu bauenden Einrichtung in der Hafencity. Das Heim wird in Nachbarschaft zur ­alten Reetdachkate an der Steinstraße entstehen (wir berichteten).

Auch wenn die Tage des Alten- und Pflegeheims Am Katzberg gezählt sind – bis es soweit ist, muss weiterhin Jahr für Jahr der Wirtschaftsplan dem Sozialausschuss in seiner Eigenschaft als Werkausschuss für das Seniorenzentrum zur Beratung vorgelegt und von der Ratsversammlung beschlossen werden. Um den Plan für das kommende Jahr zu erläutern, war jetzt die Leiterin der Alteneinrichtung Ute Riedel zu Gast im Ausschuss.

Den Jahresverlust 2022 über 588.000 Euro muss die Stadt ausgleichen

Hintergrund: Das Seniorenzentrum ist ein Sondervermögen der Stadt Geesthacht ohne eigene Rechtspersönlichkeit und wird als eigenbetriebsähnliche Einrichtung geführt. Es beschäftigt zirka 70 Mitarbeiter und verfügt über 108 Bettenplätze.

Und die blieben zur Zeit vermehrt leer, berichtete Ute Riedel. Mehr als eingeplant. Folge: Die Stadt muss zur Deckung der Kosten mehr zahlen. Die ab 2008 eingetretenen oder prognostizierten Unterdeckungen werden durch die Stadt Geesthacht ausgeglichen.

Aufgeführt in den Finanzdaten für das Wirtschaftsjahr 2022 werden somit im Erfolgsplan die Erträge in Höhe von 3.180.000 Euro, die Aufwendungen von 3.768.000 Euro und ein Jahresverlust von 588.000 Euro. „Wir hatten gedacht, die Bilanz würde positiver ausfallen“, bedauerte die Leiterin.

Die Belegungsquote sackte um elf Prozent ab

Die Gesamtkosten für die Unterbringung bei Pflegegrad 1 liegen laut Angaben des Heimes bei 2150 Euro im Monat, bei Pflegegrad 5 sind es 3709, 41 Euro. „Früher war die Belegungsquote bei 85 Prozent, jetzt ist sie weit darunter“, erläuterte Ute Riedel die Situation – „bei 76 Prozent“, räumte sie auf Nachfrage vor Arne Ertelt (CDU) ein.

Ursache sei, dass sich das Seniorenzentrum von der Corona-Situation zu Beginn des Jahres noch nicht ­erholt habe, meinte Ute Riedel. Nach einem Covid-19-Ausbruch hatte es fünf Todesfälle gegeben, nachweislich hatten sich sogar zehn Mitarbeiter und 20 Bewohner mit dem Coronavirus infiziert.

Die Corona-Situation habe sich in vielen Pflegeeinrichtungen auf die Nachfrage nach Plätzen ausgewirkt, erklärt Christoph Wieck, Bereichsleiter im Fachbereich Bildung und Soziales im Geesthachter Rathaus auf Nachfrage.

Hygienemaßnahmen werden konsequent umgesetzt

Viele seien verunsichert gewesen, weil sich beispielsweise die Besuchsbedingungen in den vergangenen 1,5 Jahren der Pandemie mehrfach geändert haben. Manch eine Familie habe darum die Unterbringung von Pflegebedürftigen aufgeschoben.

Christoph Wieck betont: „Die Qualitätsstandards im städtischen Seniorenzentrum waren und sind sehr hoch – und wir werden diese Standards auch unter Corona weiter halten.“ Die Einrichtungsleitung habe schon zu einem frühen Zeitpunkt innerhalb der Corona-Pandemie hohe Hygienemaßnahmen umgesetzt und zudem versucht, Bewohnenden den Kontakt zu Angehörigen zu ermöglichen.

So seien beispielsweise früh digitale Medien eingesetzt und separate Besuchsräume eingerichtet worden. „Gründe für die aktuelle Belegungsquote gibt es mehrere, fehlendes Vertrauen in das städtische Seniorenzentrum sind aber kein Grund für die Belegungsquote“, so Christoph Wieck.

Der anstehende Umzug in die Hafencity bremst Interessenten aus

Ein weiterer Grund liegt für ihn in der Schließung des Seniorenzentrums Am Katzberg. „Die Bewohnenden des städtischen Seniorenzentrums werden in der neuen Einrichtung Zimmer erhalten. Für manch Angehörigen oder potenziellen neuen Einwohnenden wird dieser anstehende Umzug aktuell ein Argument gegen ein Zimmer im städtischen Seniorenzentrum sein.“

Zudem gebe es im Haus am Katzberg Doppelzimmer, die wegen der veränderten Nachfrage in den vergangenen Jahren meist nur noch einzeln belegt wurden – schon vor Corona ein weiterer Grund für die geringere Belegungsquote. Aufgrund der Pandemie und der damit einhergehenden Hygienemaßnahmen werde die Einzelbelegung der Zimmer jetzt konsequent umgesetzt.

Der Sozialausschuss nahm den Wirtschaftsplan einstimmig an.