Geesthacht. Unternehmen Riftec schweißt mit besonderer Technik Komponenten für die Autoindustrie. Neue Anlage für 1,5 Millionen Euro.
Auf ein wechselvolles Corona-Jahr blickt das Geesthachter Industrieunternehmen Riftecan der Mercatorstraße zurück. Der Spezialist im sogenannten Rührreibschweißen hatte im vergangenen Jahr zunächst mit einem Auftragsrückgang und Verlusten zu kämpfen.
„Es gab zu Beginn der Pandemie eine Kaufzurückhaltung, gerade in der Automobilindustrie“, sagt Geschäftsführer Dr. Axel Meyer. Das habe das Unternehmen gespürt, mittlerweile aber seien die Auftragsbücher wieder „gerammelt voll“.
Unternehmen Riftec: Batterien und Laderegler für E-Autos aus Geesthacht
Die Autoindustrie und ihre weltweit prominenten Hersteller sind für Riftec wichtige Partner. „So steckt in jedem Volvo-Hybrid ein Teil von uns“, sagt Meyer. Im Rührreibschweißverfahren bauen die Geesthachter Deckplatten aus Aluminium für Laderegler, auch Batterieböden und Kühler für Elektrofahrzeuge werden mittels des Verfahrens hergestellt.
Beim Rührreibschweißen können Nichteisenmetalle und Mischverbindungen zusammengefügt werden. Das Verfahren basiert auf dem Einsatz eines rotierenden Stiftes, der zwischen den Berührungsflächen der Werkstücke entlanggeführt wird. Die dabei entstehende Reibungswärme sorgt für eine Plastifizierung des Werkstoffs und ermöglicht das Verschweißen.
Rührreibschweißverfahren für Autoindustrie, Flugzeugbau oder Medizintechnik
Dabei entstehen hochwertige Verbindungen mit langlebigen Ermüdungseigenschaften, die neben der Autoindustrie auch in der Luft- und Raumfahrttechnik, dem Transportwesen, der Medizintechnik oder dem Behälterbau zum Einsatz kommen.
Die Durststrecke im vergangenen Jahr meisterte Riftec, ohne sich von einem einzigen Mitarbeiter trennen zu müssen. „Die Möglichkeit der Kurzarbeit hat uns unglaublich geholfen, wir hätten sonst entlassen müssen“, sagt Axel Meyer.
Neue Doppelkopfanlage kostet Riftec Investition von 1,5 Millionen Euro
Nun aber startet das Unternehmen mit seinen 40 Mitarbeitern wieder durch. Die Kurzarbeit ist beendet, eine neue Investition ist getätigt: Für 1,5 Millionen Euro hat Riftec in eine neue Schweißanlage investiert. „Wir haben in der Krise die bereits geplante Investition nicht gestoppt“, erklärt Alexander Freiherr von Strombeck, der technische Geschäftsführer.
Mit der neuen Doppelkopfanlage lassen sich nun Baugruppen von bis zu 8 mal 3,5 Meter Größe schweißen. Die Maschine verfügt über zwei gegenläufige Spindeln, mit denen Bauteile gleichzeitig von oben und unten geschweißt werden können. Dies spare Zeit und reduziere den ohnehin geringen Verzug beim Rührreibschweißen, so die Firmenchefs. Auch für kleine Bauteile und geringe Einschweißtiefen ist die große Portalmaschine geeignet. „Mit dieser hochmodernen Anlage setzen wir neue Maßstäbe“, freut sich von Strombeck.
Für spezifische Maße: Druckplatten für die Textilindustrie werden geschweißt
Auf einer kleineren Station werden gerade Aluplatten verschweißt, die in der Textilindustrie beim Bedrucken von Stoff eingesetzt werden sollen. Der Auftraggeber kann keine anderen Größen schneiden, benötigt aber spezifische Maße.
Also werden die Platten bei Riftec zusammengeschweißt. Während die Platten eingespannt sind, fährt die Maschine die Kanten entlang. Die Umdrehungsgeschwindigkeit liegt je nach Material bei 100 bis 3500 Umdrehungen in der Minute, auch der Druck variiert je nach Härte des Materials. Die erreichte Temperatur liegt bei rund 550 Grad, sie muss stets unter dem Schmelzpunkt der Werkstoffe liegen. Wenn es schmilzt, würde es verlaufen.
Eine wulstige Naht ist nicht zu erkennen – Schweißen wie aus einem Guss
„Wir haben jetzt 6500 Kilometer Schweißnaht in der Woche geschafft“, sagt Alexander Freiherr von Strombeck. Eine wulstige Schweißnaht gibt es bei dem Verfahren nicht, das Material ist so gut wie eben geblieben. „Es ist eines der besten Verfahren für Aluminium. Aluminium dicht zu schweißen, ist eine große Herausforderung. Für das Rührreibschweißen nicht.“
Gestartet ist das Unternehmen vor 20 Jahren im Technologiezentrum Gitz auf dem Gelände des Helmholtz-Zentrums bei Grünhof. Seit 2013 gehört Riftec zur österreichischen HAI-Gruppe.