Geesthacht. Geesthacht. Die Alu-Spezialisten von Riftec ziehen an die Mercatorstraße. Sechs Millionen Euro investiert die Firma, 22 Arbeitsplätze entstehen.

Es ist eine Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen sucht: 2003 von drei Wissenschaftlern gegründet und 2013 insolvent, baut die wiedererstarkte Riftec GmbH, eine Ausgründung des Helmholtz-Forschungszentrums, jetzt für sechs Millionen Euro neu. Bereits im August soll an der Mercatorstraße neben den Stadtwerken der Bau mit 700 Quadratmetern Büro- und 2500 Quadratmeter Produktionsfläche bezogen werden. Die Mitarbeiterzahl steigt dann von 28 auf 50.

WFL-Chef lobt Unternehmen als Vorbild

„Riftec ist ein Paradebeispiel für ein Start-up, bei dem die Gründer erlebten, dass es auch Tiefen geben kann, aus denen man mit guten Produkten und Mitarbeitern und neuen Partnern wieder herausfinden kann“, sagte Ulf Hahn, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises (WFL) am Donnerstag beim symbolischen Spatenstich. Die WFL vermarktet das Gewerbegebiet an der Mercatorstraße und ist Gesellschafterin des Geesthachter Innovations- und Technologie-Zentrums (GITZ).

Wissenschaftler lernten sich am GKSS kennen

Im GITZ wagten Alexander Freiherr von Strombeck und Dr. Axel Meyer, die sich in den 1990er-Jahren in einer Forschergruppe des Helmholtz-Vorgängers GKSS kennengelernt hatten, vor 15 Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit. Sie spezialisierten sich mit Riftec auf das Rührreibschweißen. Diese Spezialtechnik wird genutzt, um unter anderem Aluminium-Teile zu verbinden, die dabei unter hohen Druck gesetzt werden. Das Werkzeug, das die Schweißnaht zieht, wird während des Vorgangs kreisförmig bewegt – die Werkstoffe werden miteinander „verrührt“.

„Unser erstes Büro war 32 Quadratmeter groß“, erinnerte sich Meyer. Aktuell nutzt Riftec als Mieter 800 Quadratmeter im GITZ. „Hier zeigt sich eindrucksvoll, wie das GITZ funktioniert“, sagte dessen Geschäftsführer Rainer Döhl-Oelze.

Gruppe produziert 255.000 Tonnen Aluminium

Nach der Insolvenz stieg die österreichische Hammerer Aluminium Industries Holding GmbH (HAI) bei Riftec ein. HAI hat aktuell insgesamt 1030 Beschäftigte, einen Jahresumsatz von 425 Millionen Euro und eine Aluminium-Produktion von insgesamt 255.000 Tonnen. Plötzlich boten sich dem Geesthachter Unternehmen neue Perspektiven. „Wir haben uns vor fünf Jahren unter schwierigsten Bedingungen zusammengefunden und feiern jetzt gemeinsam diesen schönen Moment des Spatenstichs“, sagte HAI-Geschäftsführer Rob C. van Gils. Die HAI-Gruppe hat ihre Prototypen-Produktion nach Geesthacht verlegt und dem Rührreibschweißen zu einem weiteren Durchbruch verschafft. Viele große Automobilunternehmen wie Audi, BMW und Mercedes setzen auf rührreibgeschweißte Leichtmetallbauteile, und auch in anderen Branchen findet die Technologie Anwendung. „Riftec ist für die Gruppe von großem Wert“, sagte van Gils.

Bürgermeister: „Ein Glücksfall für uns“

„Als klar war, dass wir neue Räume brauchen, wollten wir unbedingt in Geesthacht bleiben. Hier sind unsere Mitarbeiter, auf deren Know-how wir angewiesen sind, um erfolgreich bleiben zu können“, berichtete von Strombeck. Die WFL verkaufte schließlich die Brache im Gewerbegebiet, auf der ursprünglich einmal die Akku-Fabrik erweitert werden sollte. „Ein Glücksfall für uns, dass das hier so passte“, sagte Bürgermeister Olaf Schulze. Er konnte noch ein Lob für die Bauaufsicht einheimsen: So schnell wie in Geesthacht hatte die Bau- und Planungsfirma noch nie eine Baugenehmigung vorliegen.

„Wir hatten eine Vision, aus der Wissenschaft in die Wrtschaft zu gehen. Jetzt wollen wir unsere Position als Marktführer weiter ausbauen“, blickte Meyer in die Zukunft.