Geesthacht/Bergedorf. 300 Fahrgäste nutzten das Osterwochenende für eine Fahrt mit dem nostalgischen Zug. Das Event war eine Chance für die Grünen.
Es waren nostalgische Stunden für diejenigen, die am Karfreitag und Sonnabend den historischen Zug der Arbeitsgemeinschaft Geesthachter Eisenbahn (AGE) bestiegen, um auf der Strecke zwischen Geesthacht-Stadt, Geesthacht-Krümmel und Bergedorf-Süd hin und her zu fahren.
Die alten Bahnhöfe boten die perfekte Kulisse für Schaffner in langen Gehröcken aus der Zeit der 1950er Jahre, die durch die restaurierten Zugabteile schritten. Hier und da hing ein altes Werbeplakat wie etwa das vom einstigen Eisenwarenhöker Sadler in der Bergedorfer Straße Geesthacht. Auf einigen Gepäckablagen standen alte Koffer, und die Fahrkarten wurden am Schalter oder vom Schaffner verkauft.
Museumszug startete ohne Dampflok Karoline
Für Ben Brix war es mit Mama Lena, Oma Verena Blix, Opa Mike Schulze und Onkel Hauke Blix ein ganz großer Tag. Der Dreijährige aus Hamburg-Dulsberg kam aus dem Staunen nicht heraus. Verena Blix freute sich, dass die Fahrten mit dem historischen Zug auch ohne die defekte Dampflok Karoline endlich wieder starten konnten.
„Schade, dass die Karoline nicht fährt, aber für meinen Enkel ist es vielleicht auch nicht schlecht. Ich bin schon mit meinen Kindern gefahren, als die noch ganz klein waren, und erinnere mich, dass mein Sohn vor dem ganzen Rauch, der aus der Karoline kam, ziemlichen Respekt hatte“. Gezogen wurden die historischen Waggons von der 1956 erbauten Diesellok V7 .
Lokführer machte sein Hobby zum Beruf
Christian Pries sorgte als Lokführer dafür, dass alles reibungslos verlief. Seine Begeisterung für Dampfloks ist so groß, dass er sein Hobby zum Beruf machte.
„Ich habe mich als Sechsjähriger in die Karoline verguckt. Mir war klar, dass ich die später einmal fahren will. Da man das aber nur darf, wenn man beruflich Lokführer ist, musste ich also nicht lange überlegen, was ich mache“, erinnerte sich der 52-Jährige.
Auch Schaffner in historischer Kleidung
Die Liebe zur Karoline ist geblieben. Inzwischen ist er fast 40 Jahre im Verein, und die Leidenschaft zur Eisenbahn-Nostalgie ist auf Tochter Franziska Louise (19) und Sohn Johannes (24) übergesprungen.
Beide sind ebenfalls im Verein, am Wochenende waren sie als Schaffner und Schaffnerin dabei – standesgemäß in historischer Kleidung.
300 Fahrgäste reichen nicht, um die Kassen aufzufüllen
300 Menschen nutzten die Gelegenheit für die Zeitreise und fuhren mit 40 Stundenkilometern zwischen Bergedorf und Geesthacht, darunter eine 50-köpfige Reisegesellschaft aus Berlin.
Doch die Anzahl der Gäste reicht nicht, um die durch die Corona-Pause gebeutelten Kassen des Vereins der AGE zu füllen. „Wir hatte schon ein paar Tausend Euro mehr erwartet“, sagt Gerhard Rösler. 220 Plätze sind bei Vollbesetzung zu vergeben – pro Tour. Aber ohne Karoline als Zugpferd ist das schwer zu erreichen.
Hoffnung liegt nun auf Sonderfahrten
Rösler hofft auf die Buchung von Sonderfahrten von privaten Gruppen. Die erste könnte sich am 8. Mai ergeben im Zusammenhang mit Flüchtlingen aus der Ukraine. Langfristig setzt der Verein auch auf die Schaffung verschiedener Anlaufpunkte entlang der Strecke, um den Fahrgästen über die Zugreise hinaus mehr bieten zu können.
Die nächsten Fahrten sind für den 14. und 15. Mai geplant. Dann wieder mit Karoline? Um die alte Dame zu reparieren, ist ein Kran angefordert, der den Dorndeckel entfernt, unter dem sich ein Reglerrohr befindet, das gelöst werden muss, um eine defekte Dichtung auszuwechseln.
Grüne warben für Bahnanschluss
Aber bei nostalgischen Ausflugsfahrten soll es nicht bleiben: Am Sonnabend informierten die Geesthachter Grünen an einem Stand am Bahnhof über den geforderten Bahnanschluss. Um 11.30 Uhr fuhr eine Gruppe Hamburger Grüne mit dem Museumszug ein. Jenny Jasberg, Vorsitzende der Grünen Bürgerschaftsfraktion in Hamburg, und Gerhard Boll, Vorsitzender des Stadtplanungsausschusses Geesthacht, hielten gemeinsam einen Vortrag zu Daten und Fakten der Unternehmung.
„In Hamburg scharren sie schon mit den Hufen in Sachen Bahnanschluss. Wir wollten deutlich machen, dass nun Schleswig-Holstein zu Potte kommen muss“, meinte der Fraktionsvorsitzende der Geesthachter Grünen Ali Demirhan.