Geesthacht. 17 Patienten wurden in Geesthachter Klinik positiv auf das Coronavirus getestet. 15 Angestellte in Quarantäne, das Personal wird knapp.

Bis Montag, 8 Uhr, herrscht im Geesthachter Johanniter-Krankenhaus ein Aufnahmestopp für neue Patienten. Ausgenommen sind nur die Geburtsstation sowie schwere Notfälle und Corona-Patienten. Damit reagiert die Klinik in Absprache mit dem Gesundheitsamt des Kreis Herzogtum Lauenburg auf das Infektionsgeschehen innerhalb des Hauses.

In den vorangegangen 14 Tagen war bei 17 Patienten, deren Eingangstest auf Corona negativ ausfiel, später ein positives Ergebnis festgestellt worden. Auch elf Mitarbeiter haben sich infiziert. Insgesamt 15 Angestellte befinden sich in Quarantäne. „Unser Hotspot war die Station 5, also die Innere Medizin“, sagt Dr. Timo Rath, der Ärztliche Direktor des Krankenhauses.

Ärztlicher Direktor versichert: „Wir sind weiter handlungsfähig“

Die einschneidende Maßnahme erfolgte einerseits, um weitere Übertragungen innerhalb des Hauses zu vermeiden, und zudem die seit dem 1. Januar geltende Verordnung zur Personaluntergrenze einhalten zu können. Demnach darf eine Schwester im Tagdienst maximal zehn Patienten versorgen, in der Nachtschicht 20. Aber, das ist Timo Rath wichtig zu betonen: „Wir sind weiter handlungsfähig.“

Nur wodurch die Infektionen aufgetreten sind, darüber tappt der Ärztliche Direktor im Dunkeln. „Wir haben unsere Vorsichtsmaßnahmen nach und nach angeboten“, sagt Dr. Rath.

Hygieneregeln für Mitarbeiter waren bereits verschärft worden

So wurde der bislang verwendete Antigen-Schnelltest bei der Patienten-Aufnahme durch das genauere, aber zeitwendigere PCR-Screening ersetzt. Die Pausen- und Übergabe-Regelung unter der Belegschaft wurde weiter verschärft. Zudem müssen nun zwingend FFP2-Masken bei der Behandlung getragen werden.

Vorher war dies nur für den Mitarbeiter erforderlich, wenn der Patient gar keine Maske tragen konnte. Ansonsten sah das Krankenhaus für Patient und Pfleger eine einfache Mund-Nasen-Bedeckung als ausreichend an.

Woher die Infektionen kommen bleibt Klinikleitung ein Rätsel

„Arbeiten mit FFP2-Maske ist sehr anstrengend. Außerdem liegt die Wahrscheinlichkeit sich anzustecken nur bei 1,5 Prozent, wenn beide einen Mund-Nasen-Schutz tragen“, sagt Timo Rath.

Zum Schluss erfolgte die Behandlung dann nur noch in voller Schutzmontur – und als auch das nichts half, blieb als letzte Maßnahme nur noch der Aufnahmestopp.

Derzeit sind 14 Corona-Patienten in der Klinik, vier auf der Intensivstation

„Wir können nicht sagen, woher es gekommen ist. Es kann sein, dass ein Patient schon infiziert war, als er eingeliefert und erst später ansteckend wurde. Das Problem ist, das bis zu einem positiven Test 14 Tage vergehen können“, so Dr. Rath.

Am Freitag lagen 14 Corona-Patienten im Krankenhaus, nachdem es am Mittwoch noch 24 gewesen waren. Vier liegen auf der Intensivstation, drei müssen beatmet werden. Zwei Patienten, die noch nicht in der Statistik des Kreises auftauchen, sind seit Mittwoch verstorben.

Neue und „alte“ Patienten werden von Montag an getrennt

Die britische Virusmutation ist bislang zweimal im Johanniter-Krankenhaus aufgetaucht. Beide Patienten sind wieder entlassen. Eine Verbreitung im Haus habe nicht stattgefunden.

Um neuen Patienten, die ab Montag wieder aufgenommen werden können, keiner Gefahr auszusetzen, richten die Johanniter nun Kohorten ein. Neue und „alte“ Patienten werden voneinander getrennt. Für beide Gruppen ist unterschiedliches Pflegepersonal zuständig.

Im Kreis Herzogtum Lauenburg gibt es zwei Krankenhäuser

Im Kreis Herzogtum Lauenburg gibt es zwei Krankenhäuser: die Johanniter in Geesthacht und das DRK-Krankenhaus in Ratzeburg. Beide gehören zur sogenannten Versorgungsstufe I, der Basis-Notfallversorgung.

Zur II. Stufe, der erweiterten Notfallversorgung, zählt etwa das St.-Adolf-Stift in Reinbek. Die umfangreiche Notfallversorgung (Stufe III) wird durch die Uni-Klinik Lübeck abgedeckt. Mit seinen 184 Betten zählt die Geesthachter Klinik zu den kleineren Krankenhäusern.

Knapp ein Jahr Corona: Die Entwicklung der Corona-Zahlen im Kreis Herzogtum Lauenburg.
Knapp ein Jahr Corona: Die Entwicklung der Corona-Zahlen im Kreis Herzogtum Lauenburg. © HA Infografik | Frank Hasse

Klinik muss ohne Ausgleichszahlung Betten für Corona-Patienten vorhalten

Seit Oktober 2020 bekommt ein Krankenhaus der Versorgungsstufe I, anders als zu Beginn der Pandemie, nur noch Ausgleichszahlungen für frei zu haltendende Betten für Corona-Patienten, wenn die Kapazitäten in den anderen Versorgungsstufen erschöpft sind. „Das war seitdem nicht mehr der Fall“, sagt Timo Rath.

„Wir müssen weiter Corona-Betten vorhalten, bekommen aber kein Geld dafür, während unsere Personal- und Betriebskosten gleich bleiben“, sagt der Ärztliche Direktor. Im Johanniter-Krankenhaus Geesthacht arbeiten 571 Personen, 426 von ihnen direkt am Patienten.

Inzidenz in Geesthacht fast doppelt so hoch wie im Kreis-Durchschnitt

Am Freitag meldete Ratzeburg für das Kreisgebiet 26 neue Corona-Fälle (insgesamt 2940). Der Anteil der britischen Mutante beträgt demnach elf Prozent. Aktuell an Corona erkrankt sind 432 Personen, 69 Menschen sind gestorben. Der Inzidenz-Wert im Kreis steigt am Sonnabend auf 70,2.

In Geesthacht war er mit 133,6 am Freitag fast doppelt so hoch. Schwarzenbek kommt auf 72,3, Lauenburg liegt bei 52,8. Den Höchstwert hat statistisch das Dorf Worth mit 534,8: Dort haben aktuell zwei der 187 Bewohner Corona.