Geesthacht. Geesthachter Unternehmerin bekommt nicht zugelassene Corona-Tests angeboten. Zoll entdeckt gefälschte Blanko-Impfausweise.
Ein überaus günstig scheinendes Angebot hat in der Wirtschaftlichen Vereinigung Geesthacht (WVG) aufhorchen lassen. „Es gab an ein Mitglied die Anfrage, ob Interesse am Kauf von günstigen Corona-Tests besteht“, berichtet der Vorsitzende Jürgen Wirobski. Dass die Adressatin in einem gänzlich anderen Metier tätig ist, verstärkte das Misstrauen. Wie auch die Bitte, doch Kontakte zu möglicherweise interessierten Firmen zu vermitteln. Zu Recht: Das Testgeschehen ist aktuell reichlich unübersichtlich.
„Als ich informiert wurde, habe ich zuerst gedacht, wenn das reell ist, müsste ich eigentlich gleich 5000 Testkits bestellen“, sagt Dr. Christiane Bischof-Deichnik, Inhaberin der Sonnen-Apotheke in Geesthacht und WVG-Mitglied. Doch 2,50 Euro je Antigen-Test, sind weit unter dem marktüblichen Preis. Bischof-Deichnik, die in Geesthacht im März das erste Testzentrum eingerichtet hatte, schaute sich das Angebot genauer an – und riet ab.
Eine Antigen-Test für 2,50 Euro? Da schrillen die Alarmglocken
Erläuterungen des Anbieters und Anwendungsrichtlinie passten nicht zueinander, erklärt die Apothekerin. Die Expertin ahnt, wieso derzeit viele besonders günstige Schnelltests angeboten werden. Nach einer ersten Listung werden die Testkits anschließend eingehender überprüft: Fallen sie beim Paul-Ehrlich-Institut dann durch, verlieren sie ihre Zulassung in Deutschland. Sie dürfen nach einer kurzen Übergangsphase nicht mehr für vorgeschriebene Tests etwa in Firmen genutzt werden.
Wer sich bereits Vorräte dieser Testkits zugelegt hat, hat dann ein Problem. Sie unter Marktpreis noch schnell zu verkaufen, scheint dann eine Möglichkeit, den Schaden zu minimieren.
Nicht sparen: 17,50 Euro, durchgeführt von Experten, kostet ein Test
Bischof-Deichnik und der WVG-Vorsitzende Wirobski mahnen, nicht zulasten der Sicherheit auf den Cent zu schauen. Abgesehen von großen gesundheitlichen Gefahren könne sich Sparsamkeit am falschen Platz auch für Firmen nicht rechnen. „Wenn wir 65 Euro aufwärts für eine Handwerkerstunde veranschlagen und 180 Euro für eine Ingenieurstunde, ist klar, dass ein Corona-Ausbruch in einem Unternehmen großen wirtschaftlichen Schaden verursachen kann“, sagt Wirobski. Und mahnt: Nur ein korrekter Test biete tatsächlich Sicherheit.
17,50 Euro, durchgeführt von Experten, kostet ein Test. Das sollte den Chefs die Sicherheit in ihren Unternehmen wert sein.
Die kostenfreien Bürgertests sind nicht für Firmen gedacht
„Vor mir sitzen immer wieder Menschen, die offenbar von ihren Chefs in unser Testzentrum geschickt wurden“, sagt Bischof-Deichnik. Dagegen sei im Prinzip auch gar nichts zu sagen. „Doch die kostenfreien Bürgertests sind für diesen Personenkreis nicht gedacht, die zahlt die Allgemeinheit über Krankenversicherungsbeiträge.“
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Zehn Mitarbeiter hat die Apothekerin für den Betrieb ihres Testzentrums in der Turnhalle der Förderschule Neuer Krug 33 eingestellt, weitere Menschen wurden geschult, damit sie die Corona-Tests in Unternehmen fehlerfrei bewältigen. Dies sei enorm wichtig, mit den Antigen-Schnelltests seien Fehler keineswegs ausgeschlossen. Ist das Ergebnis positiv, folgen weitere präzisere Tests, die in Laboren ausgewertet werden.
Erklärvideos aus Geesthacht auf Youtube helfen weiter
Antigen-Schnelltests sind nur eine Momentaufnahme, mahnt die Expertin, „ein Mitarbeiter könnte etwa schon infiziert sein, seine Virenlast aber noch zu gering für ein positives Ergebnis“. Wichtig sei die Verantwortung der Beteiligten. „Sinn ist natürlich nicht, dass im Falle eines positiven Ergebnisses solang getestet wird, bis das Ergebnis irgendwann doch negativ ist,“, mahnt Bischof-Deichnik. Zwischenhändler und Firmeninhabern empfiehlt sie, sich von Anbietern die Tests erläutern zu lassen. Und zu kontrollieren, ob diese bereits vom Paul-Ehrlich-Institut für gut befunden wurden.
Wer weitergehende Infos möchte, wird auch auf Youtube fündig. Dort finden sich drei gelungene Erklärvideos, in denen Bischof-Deichnik unter anderem die Klassifizierungen für Tests erläutert, die unterschiedlichen Methoden und worauf Anwender achten sollten. „Die Videos sind Ergebnis eines eineinhalbstündigen Interviews mit Geesthacht-TV“, erläutert die Apothekerin.
Zoll entdeckt bei Routinekontrolle gefälschte Blanko-Impfausweise
Der Kampf gegen Corona treibt auch in anderen Zusammenhängen teils bizarre Blüten. Da versuchen Bürger sich beim Impfen vorzudrängeln, um problemlos in den Sommerurlaub fahren zu können. Neben falschen Arztschreiben tauchen gefälschte Impfbestätigungen auf, inzwischen auch Blanko-Impfausweise, versehen mit Aufklebern bekannter Vakzine.
So geschehen bei einer Kontrolle des Zolls, wie Sandra Kilian, Sprecherin der Polizeidirektion Ratzeburg, berichtet: „Der Zoll hat bei einer Baustellenkontrolle auf Schwarzarbeit einen Mann gefunden, der mehrere Impfausweise bei sich trug.“ Die Namen der Besitzer fehlten, dafür trugen die Blanko-Ausweise bereits Impfaufkleber. Obwohl erst vereinzelt bekannt, geht die Polizei davon aus, dass Betrugsversuche mit falschen Arztbriefen und Impfbestätigungen zunehmen werden.