Geesthacht. Geesthachts größter Stadtteil muss ein Jahr ohne Supermarkt auskommen. Rewe baut an der Hansastraße einen neuen Markt.
Schnell noch mal kurz vor Ladenschluss eine Flasche Milch holen oder das vergessene Pfund Butter kaufen oder eine Packung Eier – das alles wird für die Bewohner der Geesthachter Oberstadt, und das sind immerhin knapp 10.000 Menschen, ab Oktober eine Nummer umständlicher. Am 23. Oktober öffnet der einzige Supermarkt im bevölkerungsreichsten Stadtteil Geesthachts vorerst zum letzten Mal. Rewe ersetzt das immerhin schon 46 Jahre alte Gebäude an der Hansastraße durch einen Neubau, der auf dem hinteren Grundstücksteil entsteht. Voraussichtliche Bauzeit: rund ein Jahr.
Nur bis Oktober in der Oberstadt Geesthacht einkaufen
Über die Pläne für dieses Vorhaben hat unsere Zeitung mehrfach berichtet, doch nun wird es ernst. Die Baugenehmigung ist erteilt. „Derzeit gehen wir von einer Neueröffnung im dritten Quartal 2022 aus“, sagt Florian Schirmer, der bei Rewe das Projekt leitet.
Die Rewe GmbH, mit rund 3600 Läden der zweitgrößte Lebensmittelhändler nach Edeka, investiert in der Oberstadt eine nicht näher bezifferte siebenstellige Summe. Mit etwa 1200 Quadratmetern bleibt die Verkaufsfläche in etwa so groß wie gehabt. Das neue Gebäude erhält durch die Grenzziehung im hinteren Grundstücksteil einen fast dreieckigen Grundriss.
Der hintere Gebäudeteil mit Lager-, Technik- und Mitarbeiterräumen bekommt zwei Geschosse und wird mit zehn Meter doppelt so hoch wie der heutige Bau – inklusive einer Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach. Der Eingang wird weiter zur Hansastraße ausgerichtet sein, wenn auch fortan durch 62 Parkplätze von der Straße getrennt. Die Fassade des neuen Supermarkts besteht aus viel Glas und ist in Holz-Optik gehalten.
Rewe findet für Verkaufszelt kein Grundstück
Rewe und die Stadt hatten für die Übergangszeit die Errichtung eines Verkaufszelts geprüft, aber kein geeignetes Grundstück gefunden. „Wir brauchen mindestens 800 Quadratmeter Verkaufsfläche und Platz für Personal, Lager und Parkplätze“, sagt Florian Schirmer. Daher kam beispielsweise auch das unbebaute Grundstück am Barmbeker Ring neben dem Heizwerk, früher Heimat eines Aldi-Markts, nicht in Frage. An der Hansastraße benötigt Rewe den vorhandenen Platz für die Bauarbeiten und -geräte. Der kleine Rewe-Getränkemarkt in der Nachbarschaft bleibt in der Bauphase weiter geöffnet, eignet sich aber ebenso wenig für einen Notverkauf.
Schnell mal eben noch Butter kaufen, ist also nicht mehr möglich für knapp ein Drittel der Geesthachter Bevölkerung. Die nächsten Supermärkte, Edeka Lippert und Aldi, liegen zwar nur in knapp einem Kilometer Entfernung, aber man muss auch noch den Berg aus der Oberstadt herunter und mit vollen Einkaufstaschen wieder herauf.
ÖPNV in der Oberstadt Geesthacht soll verbessert werden
Für viele ältere und fußlahme Personen ist das nicht machbar. Alle Geesthachter Parteien haben sich daher gemeinsam dafür eingesetzt, dass im Haushalt 50.000 Euro extra für die Verbesserung des innerstädtischen ÖPNV zur Verfügung stehen.
Wie diese eingesetzt werden, steht zweieinhalb Monate vor der Rewe-Schließung noch in den Sternen. Die Verwaltung soll Vorschläge unterbreiten, wie eine Taktverdichtung in die Oberstadt erreicht werden kann. Gerhard Boll, Vorsitzender des zuständigen Stadtplanungsausschusses hat von unserer Zeitung vom feststehenden Bautermin erfahren. „Dann müssen wir jetzt aktiv werden“, sagt Boll.