Geesthacht. Rewe plant 2021 Abriss und Neubau an der Hansastraße in der Oberstadt. Stadt gibt 50.000 Euro für die Verbesserung des ÖPNV.

Mit ihrem Rollator ist Gisela Doege einigermaßen mobil. So erledigt die 85-jährige Seniorin aus der Geesthachter Oberstadt ihre Einkäufe im fußläufig entfernten Rewe-Markt an der Hansastraße noch selbst. Im kommenden Jahr wird es diese Möglichkeit nicht mehr geben. Der einzige Supermarkt in der Oberstadt wird abgerissen. Im hinteren Teil des Grundstücks, das an der Kreuzung zum Worther Weg liegt, soll er durch einen Neubau ersetzt werden.

Für viele Bewohner des Stadtteils, das sind mit knapp 10.000 Menschen fast ein Drittel aller Einwohner Geesthachts, ist das ein Riesenproblem. „Dann weiß ich nicht mehr, wo ich einkaufen kann“, sagt etwa Gisela Doege. Rund ein Jahr könnte es dauern, bis der Nahversorger wieder neu öffnet.

Ein Jahr lang kein Supermarkt in der Geesthachter Oberstadt

Die Kommunalpolitiker haben diesen Umstand im Blick. Bei den Haushaltsberatungen für 2021 haben alle sechs in der Ratsversammlung vertretenen Fraktionen (SPD, CDU, Grüne, FDP, Die Linke, BfG) in einem gemeinsamen Antrag beschlossen, den innerstädtischen Öffentlichen Personen-Nahverkehr insbesondere in die Oberstadt, aber auch in die Hafencity, zu stärken. Dafür stehen im Budget jetzt zusätzliche 50.000 Euro zur Verfügung.

Die Geesthachter Verwaltung soll Vorschläge unterbreiten, wie die Oberstadt durch eine Taktverdichtung, den Einsatz von Kleinbussen à la Deichflitzers in den Vier- und Marschlanden oder mit Anruf-Sammeltaxen besser an den ZOB in der City angebunden werden kann. Aktuell wird der Stadtteil durch die Linien 8800, 8870 und 339 abgedeckt, die alle eine andere Route bedienen. Jede Linie fährt jedoch in der Regel nur einmal pro Stunde. 8800 und 8870 verkehren zudem nur im Abstand von fünf Minuten.

Provisorisches Verkaufszelt klappt nicht, Grundstück zu klein

„Im Januar besprechen wir interfraktionell, wie den Menschen geholfen werden soll, die es nötig haben“, sagte Bürgervorsteher Samuel Walter Bauer (SPD). An diesen Beratungen soll auch der Seniorenbeirat beteiligt werden. Deren stellvertretender Vorsitzender Michael Backs lehnt das von der CDU in Spiel gebrachte Modell mit „normalen“ Taxis ab. „Hier müsste man erst Nachweise erbringen, dass man bedürftig ist. Das ist umständlich und für alte Leute schwer verständlich“, sagt Backs.

Zwischenzeitlich war angedacht, die Bauphase mit einem provisorischen Verkaufszelt zu überbrücken. Dafür ist das vorhandene Grundstück Rewe aber zu klein. Eine geeignete Ausweichfläche ließ sich auch nicht finden.

Neuer Rewe wird ungefähr so groß wie der bestehende Markt

Wie lange die Oberstädter noch im alten, 1975 errichteten Supermarkt einkaufen können, ist unklar. Die Baugenehmigung ist bereits beantragt. „Sobald wir die haben, beginnen wir mit den Ausschreibungen, brauchen dann aber weitere Vorlaufzeit“, sagt Olav Haller, der für Rewe das Projekt leitet. Er fasst vorsichtig den September 2021 als Baustart ins Auge. Ohne Verzögerung könnte der Neubau dann Mitte 2022 eröffnet werden.

Mit rund 1200 Quadratmetern wird die Verkaufsfläche in etwa so groß wie die des bestehenden Marktes. Allerdings rückt Rewe auf den hinteren Teil des Grundstücks und erhält, bedingt durch die Grenzen, einen nahezu dreieckigen Grundriss. Für Architektin Agnes Kroll (KH-Planung) keine leichte Aufgabe. „So ein Pizzastück ist schon ein Sonderfall für uns“, sagt Kroll.

Der hintere Gebäudeteil, in dem Lager-, Technik- und Mitarbeiterräume entstehen sollen, erhält daher zwei Geschosse und wird mit zehn Metern doppelt so hoch wie der heutige Bau. Der Eingang des neuen Rewe ist weiterhin zur Hansastraße gerichtet, dann liegen allerdings 62 neue Parkplätzen dazwischen. Diese befinden sich derzeit noch im rückwärtigen Bereich.