Geesthacht/Hamburg. Nach Reparaturen fährt die “Karoline“ wieder zwischen Geesthacht und Bergedorf. Schuld an der langen Pause war nicht nur Corona.
Sie ist Geesthachts beliebteste alte Dame und hatte sich über zwei Jahre rar gemacht: Die Rede ist von der „Karoline“, der historischen Dampflokomotive der Arbeitsgemeinschaft Geesthachter Eisenbahn, Baujahr 1945. Am kommenden Wochenende, 11. und 12. September, kann der Verein erstmals seit Pfingsten 2019 wieder Fahrten von Geesthacht nach Bergedorf-Süd und zurück anbieten.
Doch aufgrund der coronabedingten Auflagen ist der Ablauf anders als gewohnt. Um die Kontaktnachverfolgung gewährleisten zu können, gibt es diesmal unterwegs auf der Strecke keinen Halt in Escheburg und Börnsen. Auch die Abstecher nach Krümmel entfallen. Das heißt vom Alten Bahnhof in Geesthacht geht es in 35 Minuten nonstop nach Bergedorf und wieder zurück.
Geesthacht: Historischer Dampflok "Karoline" startet
Die Abfahrtszeiten in Geesthacht sind an beiden Tagen um 12.30 Uhr, 15.15 Uhr und 17.55 Uhr. Nach einem viertelstündigen Aufenthalt geht es am Bahnhof Bergedorf-Süd um 13.20 Uhr, 16.05 Uhr und 18.45 Uhr los. Am Sonntag gibt es obendrein eine zusätzliche Fahrt um 10.15 Uhr ab Geesthacht und um 11.05 Uhr ab Bergedorf. Karten gibt es ausschließlich an den beiden Bahnhöfen.
Für Fahrgäste gilt die 3G-Regel. Impfnachweise müssen vorgelegt werden. Ein Corona-Schnelltest darf nicht älter als 24 Stunden sein, ein PCR-Test nicht älter als 48 Stunden. Schulkinder müssen die Testbescheinigung der Schule vorweisen. Kinder unter sieben Jahren sind von der Testpflicht ausgenommen. Die Kontaktdaten werden erfasst. Während der Fahrt, im Bahnhof Geesthacht und am Bahnsteig Bergedorf herrschen Maskenpflicht.
Verein hatten reichlich Anfragen erreicht
Obendrein gibt es keinen Verkauf von Snacks und Getränken. Auch Fahrräder können diesmal nicht befördert werden. „Die Auflagen sind immer noch gewaschen, aber wir versuchen es jetzt zumindest mal. Mal sehen, wie es angenommen wird“, sagt Gerhard Rösler, der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Geesthachter Eisenbahn. Immerhin ist die Nachfrage groß. „Uns haben in der Zeit reichlich Anfragen erreicht“, sagt der neue Vorsitzende Knut Wiese.
Die Einnahmen aus den Fahrten – normalerweise jährlich bis zu 40.000 Euro – sind die einzige Einnahmequelle des Vereins. Entsprechend groß waren die Ausfälle und kam die Anfrage eines Sammlers sehr gelegen, der dem Verein vor Kurzem eine andere historische Lok (Baujahr 1911) sowie zwei Wagen gegen eine Spende abnahm.
"Karoline" in Geesthacht musste repariert werden
Schuld an der langen Pause der „Karoline“-Fahrten war nicht nur Corona. Bei ihrer letzten Tour Pfingsten 2019 war ein PKW am Bahnübergang Düneberg in die Räder gefahren. Dabei verzog sich die linke Treibstange um zwei Zentimeter.
Kleiner Schaden, große Wirkung: Die Reparaturen an der 1945 in Dänemark gebauten Lok erwiesen sich als umfangreicher als angenommen. Achsen, Stoßfedern, Lager – alles musste gerichtet werden. Insgesamt wurde fast eine sechsstellige Summe fällig, die aber von der Versicherung getragen wurde.
Nach Kampfabstimmung: Wechsel an der Vereinsspitze
Turbulent ging es derweil auch im knapp 70 Mitglieder starken Verein zu. Bei der Versammlung im Juli wurde der Vorsitzende Hermann Scharping, der seit der Gründung im Jahr 1975 der Arbeitsgemeinschaft ununterbrochen vorstand, in einer Kampfabstimmung abgewählt. An der Spitze steht nun der bisherige Stellvertreter Knut Wiese.
Wer am Sonntag mit der „Karoline“ fährt, kann in Geesthacht auch noch alte Autos sehen. Das 8. Oldtimertreffen am Alten Bahnhof ist aber keine offizielle Veranstaltung. Jeder Besucher hält sich dort auf eigene Gefahr auf.