Ratzeburg/Lauenburg. Mauschelei? Dr. Christoph Mager und Norbert Brackmann verwahren sich gegen Vorwürfe.
Die Kritik am abrupten Ende des Vergabeverfahrens für den Rettungsdienst im Kreis Herzogtum Lauenburg reißt nicht ab. Weitere Medien haben das Thema aufgegriffen. Nachdem Vorwürfe wiederholt werden, das Verfahren sei abgebrochen worden, weil am Ende nicht die DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft) als Sieger im Südkreis gestanden hätte, wehrt sich Landrat Dr. Christoph Mager.
Etwa gegen das Schreckensszenario, die seit Jahrzehnten beim DRK-Kreisverband beschäftigten fast 160 Retter würden alle ihre Jobs verlieren. Die Verantwortlichen im Kreis müssen tatsächlich das größte Interesse haben, möglichst viele übernehmen zu können oder über das DRK an sich zu binden. Auf dem Arbeitsmarkt, so wissen Insider, kann es bis zum Jahreswechsel sonst kaum gelingen, ausreichend Rettungskräfte neu zu rekrutieren.
FDP und SPD monieren mangelnde Transparenz
In den Chor der Kritiker hat auch die FDP im Kreistag eingestimmt. Im Haupt- und Innenausschuss hatte, wie berichtet, eine Mehrheit aus CDU, Grünen und AfD die Entscheidung über die Ausschreibungsergebnisse abgesagt und stattdessen die kreiseigene HLR (Herzogtum Lauenburg Rettungsdienstgesellschaft) mit der Erledigung des Rettungsdienstes im eigens für die Ausschreibung dreigeteilten Kreisgebiet beauftragt. Das geschah, ohne dass zuvor die Politik über Ergebnisse des Ausschreibungsverfahrens informiert worden wäre. FDP-Fraktionschefin Judith Gauck moniert, wie ihr SPD-Pendant Jens Meyer, mangelnde Transparenz. Mehr noch: „Der Abbruch des Verfahrens beschädigt die Glaubwürdigkeit der Befürworter erheblich.“
Der Landrat wehrt sich gegen Kritik. Infolge juristischer Streitigkeiten hätte eine Auswertung der Ausschreibung „bis zur letzten Sitzung des Haupt- und Innenausschusses gar keinen Sinn gemacht“, so Christoph Mager. „Da kein Auswertungsergebnis vorliegt, gibt es auch kein zuschlagsfähiges beziehungsweise bestes Ergebnis.“
Nähe zur DLRG wird bemängelt
Wiederkehrende Vorwürfe, Mager habe auf einer Sitzung der DLRG Oberelbe Anfang 2020 Hoffnungen gemacht, sie werde künftig eine wichtigere Rolle spielen, weist der frühere Präsident der DLRG-Schleswig-Holstein zurück: Damals sei es um den Rettungsstützpunkt Lauenburg gegangen. Er habe zudem, um Interessenkonflikte zu vermeiden, 2017 sein ehrenamtliches Präsidentenamt bei der DLRG aufgegeben.
Eine zu große Nähe zur DLRG einerseits und zur kreiseigenen HLR andererseits wird CDU-Fraktionschef Norbert Brackmann vorgehalten, so auch von Judith Gauck. Er betont, nur noch einfaches Mitglied der DLRG Oberelbe (Landesverband Hamburg) und damit nicht befangen zu sein. Kritiker sehen in seiner Position zu viel Macht konzentriert: Als Aufsichtsrat der HLR gGmbH habe der Vorsitzende des Haupt- und Innenausschusses frühzeitig Kenntnis gehabt, dass die DLRG keine Chance habe, gegen die Bietergemeinschaft von DRK und Johannitern den Zuschlag für den Südkreis zu erhalten.