Geesthacht. Angekündigte Anhebung der Eintrittspreise löst einen Proteststurm aus. Nun kommt ein politischer Antrag auf den Tisch.

Die angekündigten Preiserhöhungen für das Freizeitbad Geesthacht haben einen Proteststurm ausgelöst, unter anderem auf Facebook. Die Grünen wollen mit einem Vorstoß die Preisexplosion in letzter Minute stoppen. Zum Hauptausschuss am 21. April bringen sie einen Antrag ein, den Aufsichtsrat der städtischen Wirtschaftsbetriebe anzuweisen, „zu sozial vertretbaren und deutlich gesenkten Preisen zurückzukehren“.

Eine Verteuerung um mehr als das Fünffache hat Ilka Flügge-Steffen für sich durch die angekündigten Preiserhöhungen ausgemacht. Das sei kein Aprilscherz, bedauert die Vielschwimmerin. „In der letzten Freibadsaison habe ich eine Jahreskarte für 65 Euro erworben, bei gleicher Besuchsanzahl müsste ich dieses Jahr über 350 Euro zahlen“, mahnt die Geesthachterin. „Das neue Preismodell lädt die Stammgäste förmlich dazu ein, in benachbarte Freibäder zu wechseln.“

Geesthacht: Bad-Nutzer kritisieren unverschämte Preiserhöhung

Einen Boykott vieler Frühschwimmer, die das Bad regelmäßig nur von 7 bis 9 Uhr nutzen, sagt Klaus Schmerberg voraus. Zugleich spießt der Geesthachter das Abstimmungsverhalten im Aufsichtsrat der städtischen Wirtschaftsbetriebe auf: Dort hätten immerhin zwei Politiker über den eigenen Tellerrand geschaut, soziale Contenance bewahrt, und der „unverschämten Preiserhöhung abseits jeglicher sozialer Realität“ die Zustimmung verweigert.

Das Abstimmungsverhalten der von der Ratsversammlung in den Aufsichtsrat entsandten Politiker wie auch das Informationsgebaren im Zusammenhang mit der Preiserhöhung haben in mehreren Ratsfraktionen für Zündstoff gesorgt. Bereits Ende November 2021 war im Aufsichtsrat die Entscheidung für eine starke Verteuerung der Eintrittsgelder gefallen. Dennoch hat es bis zum 9. Februar gedauert, bis die Vorsitzenden der Geesthachter Fraktionen offiziell über die Entscheidung informiert wurden. Per Schreiben durch Stadtwerke-Geschäftsführer Markus Prang, nicht etwa durch Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze, zugleich Vorsitzender des Aufsichtsrates. Also des Gremiums, dessen Hauptaufgabe es ist, die städtischen Unternehmen zu kontrollieren. Für eine Stellungnahme war Olaf Schulze gestern nicht zu erreichen.

Preisexplosion: Frage nach der Begründung bleibt unbeantwortet

So bleibt aktuell die Frage nach der Begründung für die massive Verteuerung und die späte Benachrichtigung der Politik unbeantwortet. Nach Informationen unserer Zeitung war im zwölfköpfigen Aufsichtsrat Vertraulichkeit beschlossen worden. Angesichts des Themas nicht nur für Ratsherr Egon Bargisen ein Unding: „Hier geht es nicht um eine Gehaltserhöhung für einen leitenden Mitarbeiter, sondern eine Entscheidung, die viele Bürger trifft“, kritisiert der Politiker der Linken „Die gesamte Preisgestaltung muss in der Ratsversammlung öffentlich besprochen werden.“

Dafür ist es aktuell zwar zu spät, beginnt die Saison doch bereits am 1. Mai. Nicht ausgeschlossen aber, dass Geesthachts Politik den inzwischen leicht modifizierten Plänen für die Preiserhöhungen noch einen Strich durch die Rechnung macht. Für den Hauptausschuss am 21. April haben die Grünen gestern einen Antrag angekündigt, um „das neue Preissystem im Freizeitbad doch noch zu verhindern“. Dass Jahreskarten für Kinder, Erwachsene und Familien entfallen sollen, wollen sie ebenso wenig akzeptieren wie Eintritt im Stundentakt (2 Euro je angefangene Stunde) und eine deutliche Verteuerung für Kinder. Die sollen vom siebten Lebensjahr an die Preise für Erwachsene zahlen, also zwei Euro (ermäßigt 1,33 Euro bei Nutzung aufladbarer Wertkarten) statt 2,50 Euro für den Tag (Erwachsene 4 Euro).

Grüne in Geesthacht: Jetzt hängt alles von der SPD ab

Der Fraktionschef der Grünen, Ali Demirhan, zeigt sich optimistisch, dass eine Mehrheit für den Vorstoß zusammenkommt: „Die BfG hat Zustimmung signalisiert, Herr Bargisen wird wohl mitgehen, es hängt davon ab, ob die SPD ihre Uneinigkeit überwindet“.

SPD-Fraktionschefin Petra Burmeister macht aus ihrer Ablehnung massiver Gebührenerhöhung keinen hehl, ob die gesamte Fraktion ihr folgt, ist aber unklar. „Schade, dass die Grünen nicht in der März-Ratsversammlung tätig geworden sind, aber da war die Wahl der grünen Stadträtin mit Stimmen der CDU ja wichtiger.“ Demirhan nennt einen anderen Grund: „Der Aufsichtsrat hat erst am 3. März das zweite Mal entschieden, da war die Zeit einfach zu knapp.“