Kiel. Schwarz-Grün will in Schleswig-Holstein den Übergang in die Schule verbessern und startet ein Pilotprojekt. Der SPD geht das nicht weit genug.

Personell etwas besser ausgestattete Kitas in sozialen Brennpunkten („Perspektiv-Kitas“), engere Kooperation von Kita und Schule, verpflichtende Sprachtests für Viereinhalbjährige, Förderprogramme für Kinder mit Deutschdefiziten und obligatorische „Lernausgangserhebungen“ an Grundschulen – mit diesen Maßnahmen reagiert Schleswig-Holstein auf die niederschmetternden Ergebnisse bei den bundesweiten Bildungsvergleichen der vergangenen Jahre.

Ziel der Maßnahmen, die die Ministerinnen Karin Prien (CDU, Bildung) und Aminata Touré (Grüne, Soziales) am Montag vorstellten, ist, den Übergang von der Kita in die Grundschule zu verbessern. „Dafür verbessern wir die Förderstrukturen im Kita-Bereich weiter und legen einen besonderen Wert auf die sprachliche Diagnostik und Bildung“, sagte Touré.

Schleswig-Holstein plant „Perspektiv-Kitas“ für Kinder mit großen Defiziten

In der ersten Phase sollen bis zu 50 der 1800 Kitas mitmachen. Sie können sich im Winter bewerben, das Programm startet im März. Teilnehmen können zu dem frühen Zeitpunkt nur Kitas, in deren Nähe eine „Perspektiv-Schule“ für Kinder mit erhöhtem Förderbedarf steht. Denn Kita und Schule sollen eng zusammenarbeiten. In der Umgebung dieser Schulen und Kitas ist die Zahl armer Familien und von Familien mit Fluchterfahrung deutlich höher als sonst im Land.

Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien
Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU). © DPA Images | Harald Tittel

Mit den verpflichtenden Sprachtests für die Viereinhalbjährigen will das Land die Kinder ermitteln, die schlecht Deutsch sprechen. Gestartet wird nach und nach. Ist der Förderbedarf gering bis normal, helfen die Kita-Fachkräfte dem Kind, sich weiterzuentwickeln. Bei erheblichem Unterstützungsbedarf helfen Kita und Schule gemeinsam. Jedes stark betroffene Kind soll zusätzlich acht Wochenstunden in Deutsch unterrichtet werden.

Förderung von Kindern mit Defiziten: SPD beklagt „falsche Schwerpunktsetzung“

Um die Mädchen und Jungen mit Sprachdefiziten zu ermitteln, die gar keine Kita besuchen (das ist immerhin jedes zehnte Kind), zieht Schleswig-Holstein die Anmeldungsgespräche zur Einschulung vor. Noch finden sie im Herbst davor statt, künftig, wenn die Kinder viereinhalb sind. Zu den Maßnahmen gehört auch, die Zusammenarbeit von Kita, Schule und Eltern zu standardisieren und zu verbessern. Bis zum Schuljahr 2028/2029 will die Koalition diese Tests und die sprachliche Förderung auf alle Kitas ausweiten.

757 Millionen Euro gibt das Land laut Sozialministerin vom kommenden Jahr an für die Kitas aus. Darunter sind zwei Millionen Euro für die „Perspektiv-Kitas“. Jede von ihnen erhält eine halbe Fachkraftstelle zusätzlich.

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Das Vorgehen des Landes ist der SPD viel zu unentschlossen. Parteichefin Serpil Midyatli: „Bis zu 50 von mehr als 1800 Kitas im Land sollen Perspektiv-Kitas werden. An sieben bis zehn von ihnen soll es mit dem Screening von Viereinhalbjährigen losgehen. Sieben von 1850 sind knapp 0,4 Prozent. In Hamburg findet dieses Screening seit 20 Jahren statt und ist ein Grundpfeiler für die Erfolge Hamburgs bei der Chancengerechtigkeit junger Menschen.“