Arnis. Die „Woy“ wurde komplett aus Holz gefertigt. Erste Segeltests sind vielversprechend gelaufen. Wie es in der Werft in Arnis weitergeht.
Kann man eine moderne, schnelle Segelyacht komplett aus Holz herstellen? In Arnis an der Schlei ist der Versuch gemacht worden. Die „Woy“, so heißt das Schiff, wurde in der kleinen Werft von Jan Brügge gefertigt und ist der ganze Stolz des Bootsbauermeisters. „Wir wollten den Beweis antreten, dass klassischer Holzbootbau und modernes schnelles Segeln sich nicht ausschließen“, sagt er kurz nach der Premiere des Bootes.
Die Planungen für die „Woy“, der Name steht übrigens für Wooden Yachts, haben vor ungefähr fünf Jahren begonnen. Damals fing Brügge mit dem Konstrukteur Martin Menzner von Berckemeyer Yacht Design an, ein Schiff zu entwerfen, einen sogenannten Daysailer. Er sollte schnell sein, allein zu segeln sein – und dennoch komplett aus Holz gefertigt werden.
Ostsee: Schlei – Moderne Holz-Rennyacht in Arnis vom Stapel gelaufen
Denn Brügge ist überzeugter Holzbootbauer. „Der Werkstoff Holz ist einfach perfekt für den Bootsbau“, sagt er. Er sei leicht, lasse sich dennoch gut formen und sei deutlich umweltfreundlicher als alle anderen Baustoffe. „Holz bietet einfach tolle Möglichkeiten.“
Leider, so Brügge, sei das Material in den vergangenen Jahrzehnten vernachlässigt worden. „Die Technologie wurde nicht weiterentwickelt, seitdem die meisten Schiffe aus Kunststoff gefertigt werden.“ Er sei nun mit der Idee angetreten den Holzbootbau in die Neuzeit zu überführen. Und ganz wichtig: Den Bootsbau mit heimischen Hölzern, „und nicht mit Mahagoni oder Teak“. Denn Brügge hat bei all seinen Arbeiten auch einen nachhaltigen Anspruch.
Für das neue Rennboot gab es sogar ein eigenes Forschungsprojekt an einer Universität
Der Bootsbauer und sein Team holten sich Unterstützung für ihr Projekt. Die Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde forschte gemeinsam mit der Werft daran, neue Verbundmaterialien und Fertigungstechniken zu entwickeln. Das Ziel: nachhaltiger Yachtbau aus Holz. Entstanden ist die Methode des Formverleimen im Vakuuminfusionsverfahren. Das Vakuuminfusionsverfahren wurde bisher nur bei Kunststoffbooten angewendet.
Mit seinem Projekt wurde Brügge bereits vor zwei Jahren mit dem Nachhaltigkeitspreis des Landes Schleswig-Holstein ausgezeichnet. Auch Fördergelder des Bundeswirtschaftsministeriums konnte der Bootsbaumeister für das Projekt einwerben.
Der neuen Segelyacht ist nicht anzusehen, dass sie komplett aus Holz gefertigt wurde
Konstrukteur Martin Menzner berichtet begeistert von der Zusammenarbeit: „Als ich Jan kennenlernte, sagte er zu mir, die meisten Werften um mich herum suchen nach einer Nachfolge-Regelung. Ich hingegen möchte die Zukunft gestalten und überlege welche Boote ich die nächsten 30 Jahre bauen werde.“ Dieser Gedanke habe ihn sofort beeindruckt und mitgerissen.
Der „Woy“ nicht auf den ersten Blick anzusehen, dass sie komplett aus Holz besteht. Der Prototyp hat einen orangefarbenen glänzenden Rumpf, das Unterwasserschiff ist in grau gehalten. Nur am Heck lässt sich das Baumaterial erahnen. Brügge berichtet, dass nur einige wenige Teile an Bord nicht aus Holz sind, wie etwa die Ruderblätter, die Kielfinne, der Kielkasten oder der Motorkasten. Angetrieben wird die „Woy“ übrigens von einem kleinen Elektromotor.
Schon in diesen Wochen beginnen die Arbeiten an dem zweiten Boot vom Typ „Woy“
Acht Meter ist das neue Schiff lang, für Übernachtungen an Bord ist die „Woy“ nicht gebaut, deshalb auch der Begriff Daysailer. Aber Brügge plant schon weiter. Sein Ziel irgendwann eine größere Version der „Woy“ zu bauen, die dann auch für längere Fahrten geeignet ist.
Aber erst einmal soll diese acht Meter lange „Woy“ nun in die Serienfertigung gehen. Brügge beginnt bereits in diesen Wochen mit den Arbeiten an dem zweiten Boot. Noch habe er keinen konkreten Abnehmer für das Boot, „aber bereits einige Interessenten“.
Bootsbauer Jan Brügge hat die Entwicklung und Fertigung komplett vorfinanziert
Das ist für die kleine Arnisser Werft auch wichtig. Viel Zeit, Kraft und vor allem Geld hat Brügge in diesen Prototyp gesteckt. Denn vorfinanziert hat Brügge, neben den Fördergeldern, das Projekt ganz allein. „Das ist auch der Grund, warum es einige Jahre bis zum Stapellauf gedauert hat.“ Ein deutlich sechsstelliger Betrag sei in das Boot geflossen, so Brügge. Genaueres will er im Moment nicht sagen.
Auch über den Preis einer „Woy“ mag Brügge nur ungern sprechen. „Jedes Schiff, das wir bauen, wird genau auf den Eigentümer abgestimmt, deshalb ist es schwer einen Preis zu nennen.“ Nur so viel: Günstig ist das schnelle Schiff nicht. Einen sechsstelligen Betrag müssen Käufer bereit sein zu zahlen, „in etwa so viel, wie ein neu gebautes Boot vom Typ Drachen derzeit kostet“. Dann bekäme der Kunde allerdings auch ein Schiff, das komplett in Handarbeit gefertigt sei.
Erste Tests sind vielversprechend gelaufen, die „Woy“ segelt extrem schnell
Die ersten Segeltage seien großartig verlaufen, schwärmt Brügge. „Wir haben bewusst ein hochwertiges Rigg und hochwertige Segel fertigen lassen, das erhöht natürlich den Spaßfaktor.“ 15 Knoten sei die „Woy“ schon bei gerade einmal 18 Knoten Wind gefahren, berichtet der stolze Bootsbauer.
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Bei den ersten Testfahrten war auch Max Augustin, Amateur-Weltmeister der Melges 32 -Segelklasse aus dem Jahr 2022, mit an Bord. „Die „Woy 26“ hat mich sehr beeindruckt. Ich bin es gewohnt, agile schnelle Performance Boote zu segeln und war bisher der Überzeugung das ein Holzboot das nicht leisten kann“, sagt er. Mit der Einschätzung habe er komplett falsch gelegen. „Holzboote müssen scheinbar nicht immer schwer und traditionell aussehen. Hätte ich nicht gewusst, aus welchem Material die „Woy“ sei, ich hätte gedacht sie sei aus Carbon gefertigt.“
Eine Weile wird die „Woy“ noch im Hafen von Arnis liegen
Wer Interesse hat, kann sich die „Woy“ in den kommenden Wochen noch im Hafen von Arnis ansehen. Danach will Brügge sie in die schützende Halle stellen, bevor er sie im kommenden Frühling wieder herausholt. Um sie vielleicht auch auf der einen oder anderen Wettfahrt zu segeln.