Missunde. Die Schadensersatzforderung wurde vom Land abgelehnt. Eine Passage im Schreiben der Behörde ärgert den Fährmann allerdings besonders.
Der Streit um die Schleifähre Missunde spitzt sich zu. Gerade hat Fährbetreiber Rüdiger Jöns vom Land Schleswig-Holstein eine Absage für seine Schadensersatzforderung bekommen. „Ich habe ehrlich gesagt schon damit gerechnet“, sagt er dem Abendblatt, kurz nachdem das Schreiben bei ihm eingegangen ist. Dennoch ärgere es ihn natürlich. „Ich werde jetzt überlegen, wie ich weiter vorgehe.“
Der Fährmann hatte eine Forderung für einen finanziellen Ausgleich beim Land eingereicht, weil er mehrfach wochenlang den Betrieb einstellen musste. Er berichtet, dass er beispielsweise statt geplanter acht Wochen 16 Wochen nicht über die Schlei habe fahren können. Dazu sei die Verzögerung ihm nicht rechtzeitig angekündigt worden. „Ich bin vollkommen in die Personalfalle reingetappt“, so Jöns. Mehr als 70.000 Euro Personalkosten habe er in der Zeit gehabt, „die wollte ich eigentlich kompensiert bekommen.“
Ostsee: Schleifähre Missunde - Streit zwischen Betreiber und Land spitzt sich zu
Diese Forderung wurde nun erst einmal abgelehnt. Jöns nimmt das Schreiben gelassen. Eine andere Passage in der Antwort des Landes allerdings nicht. „Darin wird mir indirekt vorgeworfen, ich hätte das Boot nicht ausreichend gepflegt“, so Jöns. Dieser Vorwurf habe ihn perplex zurückgelassen, wenn nicht sogar wütend.
„Komplett außer Acht gelassen wird nämlich dabei die Tatsache, dass das Schiff seit sieben Jahren nicht in der Werft war“, so Jöns. Das sei allerdings nicht seine Entscheidung gewesen, sondern die des Landes. „Die letzte Werftüberholung wurde schlicht eingespart, weil alle mit einer früheren Inbetriebnahme der neuen Fähre gerechnet haben.“
Fährbetreiber beteuert, alle nötigen Reparaturen und Wartungen vorgenommen zu haben
Er sei sich deshalb keiner Schuld bewusst, so Jöns. „Ich selbst kann und darf nur kleinere Arbeiten hier vornehmen. Alle größeren Wartungen, wie beispielsweise die der Maschine, habe ich immer fristgerecht machen lassen.“ Und Schweißarbeiten dürfe er beispielsweise gar nicht selbst ausführen. „Nach neun Jahren ohne Werft sieht das Schiff nun mal nicht mehr aus wie neu.“
Dem Streit geht ein langes Hin und Her um die Fähre in Missunde voraus. Das Land Schleswig-Holstein hat bereits vor Jahren entschieden, die alte dieselbetriebene „Missunde II“ durch ein neues größeres Schiff mit Solarantrieb zu ersetzen. Die neue „Missunde III“ wurde deshalb für 3,3 Millionen Euro in Sachsen-Anhalt gebaut und Ende des vergangenen Jahres an die Schlei gebracht.
Die neue Solarfähre ist für den Einsatz auf der Schlei nicht geeignet
Die Solarfähre ist allerdings nicht für den Betrieb auf der Schlei geeignet, wie sich bei verschiedenen Probefahrten herausstellte. Bei stärkeren Winden und Strömungen lässt sie sich nicht sicher an den Anleger manövrieren. Schnell wurde so klar, dass das Schiff umgebaut werden muss. Die Idee ist nun, unter anderem zwei sogenannte Bugstrahlruder einzubauen, damit sich das Schiff besser manövrieren lässt.
Weil das aber dauert, sah sich das Land Schleswig-Holstein gezwungen, die alte Fähre, die „Missunde II“, weiterzubetreiben. Die war inzwischen allerdings für 17.000 Euro plus Mehrwertsteuer an einen dänischen Unternehmer verkauft worden. Nun hat das Land vor Kurzem die „Missunde II“ zurückgekauft, für etwa das Fünffache, genauer gesagt für 100.000 Euro.
Die zuständige Behörde möchte den Streit mit dem Fährbetreiber nicht kommentieren
Bei er zuständigen Behörde, dem Landesbetriebes für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN), will man das Schreiben nicht weiter kommentieren. „Wir äußern uns nicht zu dem laufenden Verfahren“, sagt Wolf Paarmann, Sprecher der LKN, dem Abendblatt.
Jöns wird nun bis auf Weiteres mit der alten Fähre fahren. Nach dem jüngsten Schreiben des Landes hat er sich allerdings dazu entschieden, aus dem Tagesgeschäft auszusteigen. „Ich wollte mich sowieso zurückziehen und meinem Betriebsleiter das aktuelle Geschäft abgeben. Diesen Rückzug habe ich nun vorgezogen.“
Die Fähre in Missunde wird ab Mitte Oktober drei Wochen lang gar nicht fahren
Ab dem 1. November wird Jöns nun die „Missunde II“ nicht mehr selbst über die Schlei steuern. Er werde alle organisatorischen Aufgaben übernehmen. „Aber an Deck werde ich nicht mehr stehen.“ Auch nicht, wie ursprünglich geplant, als Aushilfe hier und da. „Ich habe mich so sehr geärgert, jetzt ist erst einmal Schluss.“
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Unabhängig von seinem Rückzug wird die „Missunde II“ zwischen dem 18. Oktober und dem 4. November nicht die Schlei queren. Dann soll das Schiff eine dringend nötige Werftüberholung bekommen. Die drei Wochen bedeuten für Jöns aber wieder vor allem eines: einen Ausfall seiner Einnahmen.